Amateur aus Amrum entdeckt neuen Kometen
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Vereinigung der Sternfreunde und des Hauses der
Astronomie astronews.com
27. März 2023
Dem Amateurastronomen Jost Jahn ist mit dem fernsteuerbaren
ROTAT-Teleskop eine seltene Entdeckung gelungen: Er spürte einen bislang nicht
bekannten Kometen auf. Der nun nach ihm benannte Komet P/2023 C1 (Jahn) umkreist
die Sonne auf einer geneigten Umlaufbahn zwischen den Planeten Mars und Jupiter.
Es handelt sich um die erste Kometenentdeckung durch einen Deutschen seit 2002.
Die Lage der Umlaufbahn des Kometen P/2023 C1
(Jahn) im Sonnensystem.
Grafik: Carolin Liefke / EasySky [Großansicht] |
ROTAT (Remote Observatory Theoretical Astrophysics Tuebingen) ist ein von der
Stiftung Interaktive Astronomie und Astrophysik betriebenes und vom Haus der
Astronomie in Heidelberg betreutes, über das Internet fernsteuerbares
60-cm-Teleskop am Observatoire de Haute Provence im Süden Frankreichs,
das Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräften kostenfrei zur Verfügung steht.
Die verbliebene Beobachtungszeit wird an Amateurastronominnen und
Amateurastronomen vergeben.
Jost Jahn, Inselzahnarzt auf Amrum und Mitglied der Vereinigung der
Sternfreunde, ist langjähriger ROTAT-Nutzer und hat sich auf die Beobachtung von
erdnahen Asteroiden und die gezielte Suche nach unbekannten Kleinkörpern im
Sonnensystem spezialisiert. Eine Reihe von Asteroidenentdeckungen ist ihm mit
ROTAT bereits gelungen, darunter ist mit (471926) Jormungandr sogar ein erdnaher
Asteroid.
Auf ROTAT-Aufnahmen aus der Nacht vom 14. zum 15 Februar 2023 entdeckte Jahn
am 20. März zufällig ein zunächst asteroidenartig erscheinendes Objekt, das sich
aber bei genauerer Analyse als ausgedehnt herausstellte. Es handelt sich
dementsprechend nicht um einen Asteroiden, sondern um einen von einer durch
Ausgasungen gebildeten Wolke, der Koma, umgebenen Kometen. In den folgenden
Tagen konnte sowohl anhand von Archivaufnahmen aus früheren Jahren als auch von
aktuellen Aufnahmen von verschiedenen Observatorien nicht nur die Existenz des
Kometen und seine Natur bestätigt, sondern auch seine Umlaufbahn hinreichend
genau bestimmt werden, um seine Position am Himmel auch in Zukunft genau
vorhersagen zu können.
Der nun offiziell als P/2023 C1 (Jahn) bezeichnete und wie bei Kometen üblich
nach seinem Entdecker benannte Komet hat eine Umlaufdauer von nur 7,5 Jahren, er
gilt damit als kurzperiodischer Komet. Seine Umlaufbahn ist elliptisch und
deutlich gegen die Umlaufbahnen der Planeten in unserem Sonnensystem geneigt.
Ähnlich wie bei vielen Asteroiden liegt sie zwischen den Umlaufbahnen der
Planeten Mars und Jupiter. Da der Komet der Sonne dabei nie nahe kommt und er
nicht besonders groß ist, wird er sich allerdings nie zu einem spektakulären
Himmelsanblick entwickeln. Er ist nur fotografisch mit mittelgroßen Teleskopen
überhaupt beobachtbar.
Pro Jahr werden üblicherweise mehrere Dutzend Kometen entdeckt, heutzutage
allerdings überwiegend automatisiert im Rahmen von systematischen
Himmelsdurchmusterungen mit größeren professionellen Teleskopen. Die letzte
Kometenentdeckung durch einen Deutschen liegt bereits über 20 Jahre zurück.
Damals spürte der aus Dossenheim stammende Astrophysik-Student Sebastian Hönig
vom Odenwald aus visuell mit seinem 25-cm-Teleskop den Kometen C/2002 04 (Hönig)
auf. Hönig ist mittlerweile Professor für Astrophysik an der University of
Southampton.
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