Kompetenzzentrum für Satellitennavigation eröffnet
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
22. Oktober 2021
Durch Navigationssatelliten ermöglichte Dienste sind aus
unserem heutigen Leben kaum noch wegzudenken. Mit Galileo verfügt
Europa über ein eigenes ziviles System und ist damit unabhängig von anderen
Anbietern. In einem speziellen Kompetenzzentrum in Oberpfaffenhofen sollen die
Galileo-Dienste nun ständig weiterentwickelt und verbessert werden. Jetzt wurde das Zentrum
offiziell eröffnet.

Das zivile Galileo-System ist seit Dezember
2016 in Betrieb, bis 2022 sollen alle geplanten
Dienste für die Nutzergemeinschaft verfügbar
sein. Damit garantiert Europa den
uneingeschränkten Zugang zu einem eigenen
globalen Satellitennavigationssystem, auch wenn
andere Systeme nicht verfügbar sind oder an
Genauigkeit verlieren.
Bild: DLR (CC BY-NC-ND 3.0) [Großansicht] |
Die besten Navigationstechnologien, die den höchsten Nutzen für die
Anwenderinnen und Anwender bringen: Genau daran arbeitet das
Galileo-Kompetenzzentrum im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Gemeinsam mit den Instituten und Einrichtungen des DLR sowie weiteren Partnern
werden Produkte entwickelt, die das europäische Galileo-Satellitennavigationssystem
stetig verbessern. Das Galileo-Kompetenzzentrum wurde jetzt offiziell eröffnet.
"Globale Satellitennavigationssysteme wie Galileo haben sich über
Jahrzehnte zu einer zentralen Infrastruktur unserer modernen Welt und der
mobilen Gesellschaft entwickelt – sie werden an Bedeutung noch weiter gewinnen",
sagte Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des DLR. "Das
Galileo-Kompetenzzentrum wurde gegründet, um die Zukunft der Navigation auch
weiterhin erfolgreich mitzugestalten und den Nutzen in Wirtschaft und Industrie
zu fördern."
Im Galileo-Kompetenzzentrum werden die Nutzerinnen und Nutzer, die
Bodeneinrichtungen und die Satelliten gleichermaßen betrachtet. Ziel ist es,
zukunftsfähige Konzepte und Technologien für das europäische
Satellitennavigationssystem umzusetzen und einen Beitrag zur Weiterentwicklung
von Galileo zu leisten.
Das Galileo-Kompetenzzentrum wird seit 2019 aufgebaut. Aktuell sind hier 35
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort in Oberpfaffenhofen tätig.
Zukünftig werden ca. 150 Personen an den Themen arbeiten. "Die
Satellitennavigation ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken und ist das
Rückgrat einer Industriegesellschaft. Sie ermöglicht exakte
Positionsbestimmungen im Luft-, Straßen-, Schienen- und Seeverkehr und ist damit
die Basis für automatisiertes Fahren und die Modernisierung unserer
Verkehrssysteme", sagt Thomas Jarzombek, Koordinator der Bundesregierung für
Luft- und Raumfahrt.
"Sie ermöglicht die zuverlässige Steuerung im internationalen
Kommunikations-, Energieversorgungs- und Bankentransfersystemen und dem
elektronischen Börsenhandel, und sie bestimmt zukünftig den Aufbau universeller
Zeitstandards. Und nicht zuletzt funktionieren ohne sie viele Apps nicht, die
wir alle täglich nutzen. Mit Galileo steht Europa ein Navigationssystem
zur Verfügung, das für seine Souveränität von strategischer Bedeutung ist. Mit
Quantentechnologien lässt sich bei Galileo ein Sprung in der
Messgenauigkeit von Abständen, Positionen und Zeiten realisieren und damit eine
enorme Steigerung der Leistungsfähigkeit der auf Satellitennavigation
basierenden Anwendungen erwarten. Wir müssen Europas Satelliteninfrastruktur
rasch und konsequent modernisieren, um die technologische Souveränität
Europas auf diesem Feld zu sichern und Abhängigkeiten zu vermeiden. Das
Galileo-Kompetenzzentrum des DLR wird hier einen wesentlichen Beitrag leisten",
so der Politiker.
Eines der größten Projekte im Galileo-Kompetenzzentrum ist COMPASSO. Im
Rahmen dieses Projekts sollen optische Technologien auf der Internationalen
Raumstation ISS getestet werden. Konkret geht es um eine im DLR entwickelte Jod-Laseruhr,
ein Laserterminal sowie einen optischen Frequenzkamm. Für den Einsatz im
Weltraum müssen alle Bestandteile besonders klein, robust und langlebig sein.
Die Jod-Laseruhren ermöglichen im perfekten Zusammenspiel mit den anderen
Komponenten eine deutliche Verbesserung der Positionsbestimmung auf der Erde.
Aktuell läuft die Weiterentwicklung der einzelnen Systeme. Diese werden
anschließend an der Bartolomeo-Plattform der ISS angebracht. Nachdem sich die
Technologien dort bewährt haben, können sie für den Einsatz auf den
Galileo-Satelliten vorbereitet werden.
Das Projekt Robust Precise Timing Facility (RPTF) befasst sich mit dem Ausbau
einer robusten Zeitbereitstellung für Galileo. Eine RPTF kombiniert die
Uhren des Boden- und Satellitensegments zu einer gemeinsamen Systemzeit. Diese
wird laufend mit der Weltzeit abgeglichen. Eine exakte Zeiterfassung, die extrem
robust ist und sich selbst korrigieren kann, ist nicht nur für die Navigation
wichtig, sondern ebenso für Finanztransaktionen, den Energiesektor oder die
Landwirtschaft.
Das Galileo-Kompetenzzentrum kooperiert eng mit den DLR-Instituten und
-Einrichtungen. Dazu gehören zum Beispiel das Institut für Kommunikation und
Navigation, das Institut für Quantentechnologien, das Institut für
Softwaretechnologie, das Institut für Raumfahrtsysteme, das Institut für
Optische Sensorsysteme, das Institut für Solar-Terrestrische Physik und die
Einrichtung Raumflugbetrieb und Astronautentraining.
Das Galileo Kompetenzzentrum greift auf fundiertes
wissenschaftlich-technisches Fachwissen und die jahrelange Erfahrung mit den
Anforderungen verschiedener Nutzergruppen zurück. Ein weiterer Schwerpunkt ist
die Verwendung und Förderung der Quantentechnologien. Mit seiner Expertise soll
es als Ansprechpartner für Politik, Forschung, Industrie, Europäische Kommission
und weitere Partner dienen.
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