Chinesischer Rover auf dem Weg zum Mars
von
Stefan Deiters astronews.com
23. Juli 2020
Auch die Volksrepublik China ist auf dem Weg zum Mars: Am
Morgen wurde an Bord einer Rakete vom Typ Langer Marsch 5 erfolgreich die
Mission Tianwen-1 zum Roten Planeten gestartet. Erst vor wenigen Tagen
hatte die erste Marsmission der Vereinigten Arabischen Emirate begonnen. Ende des
Monats will auch die NASA einen neuen Rover zum Roten Planeten schicken.
Der Rover an Bord der chinesischen Mission Tianwen-1 soll in
der Ebene Utopia Planitia landen. Dieses Foto wurde in den
1970er Jahren vom NASA-Lander Viking 2 gemacht, der auch in
der Region landete.
Bild: NASA / JPL [Großansicht] |
Die erste chinesische Marsmission Tianwen-1 startete am Morgen um 06:41 Uhr
MESZ vom chinesischen Weltraumbahnhof Wenchang aus an Bord einer Trägerrakete
vom Typ Langer Marsch 5. Die Sonde soll den Mars im Februar erreichen und in
einen Orbit einschwenken. Sie wäre damit die erste chinesische Sonde in der
Umlaufbahn um einen anderen Planeten. Nach etwa zwei bis drei Monaten soll dann
ein Lander auf der Marsoberfläche aufsetzen. An Bord befindet sich ein kleiner
Rover, der etwa 90 Tage aktiv bleiben soll.
Der genaue Zeitpunkt des Starts war von der chinesischen Regierung nicht im
Vorfeld angekündigt worden, es gab auch keine Liveübertragung vom
Weltraumbahnhof Wenchang. Von offizieller Seite wurde der Start erst bestätigt,
als sich die Sonde auf dem Weg zum Mars befand und damit kein unmittelbarer
Fehlschlag mehr zu erwarten war. Es gab allerdings Hinweise auf einen
unmittelbar bevorstehenden Start der Mission. Die Vereinigten Arabischen Emirate hatten den Start
ihrer Marsmission live im Internet übertragen.
Mit einer sanften Landung auf dem Mars wäre China - nach den USA und Russland
- erst das dritte Land, dem ein sanftes Aufsetzen auf dem Roten Planeten
gelungen ist. Den Betrieb eines Rovers auf dem Mars können bislang nur die USA
vorweisen. China konnte in den vergangenen Jahren Erfahrungen mit dem
Betrieb von Rovern auf dem Mond sammeln, noch in diesem Jahr ist eine
Probenrückholmission vom Mond geplant.
Der Orbiter soll mindestens ein Marsjahr - und damit rund zwei Erdjahre -
funktionieren. Der Rover, der durch Solarzellen mit Energie versorgt wird, hat
eine Lebenserwartung von 90 Tagen. Dies entspricht der Mindestmissionsdauer, die
die NASA für ihre beiden Rover Spirit und Opportunity anfänglich ins Auge
gefasst hatte. Als Landeplatz haben die Chinesen die Region Utopia Planitia
vorgesehen, hier landete in den 1970er Jahren auch Viking 2.
An Bord des Orbiters befinden sich sieben wissenschaftliche Instrumente, der
Rover hat sechs Instrumente dabei. Darunter ist mit dem "Mars-Rover Subsurface Exploration Radar" auch
ein Radarsystem, das den Untergrund erfassen
soll. Es wäre das erste Instrument dieser Art auf dem Mars.
Die chinesische Raumfahrtagentur wird bei der Mission von anderen Ländern
unterstützt, etwa bei der Instrumentenentwicklung von Frankreich und Österreich.
Auch die europäische Weltraumagentur ESA hilft mit ihren Deep-Space-Antennen.
Die ESA wollte eigentlich in diesem Jahr selbst einen Rover zum Mars schicken,
musste den Start des ExoMars-Rovers aber auf 2022 verschieben. Die NASA will in
den nächsten Tagen den Rover Perseverance starten.
Mars und Erde kommen sich rund alle 26 Monate auf ihren Umlaufbahnen
vergleichsweise nahe. Dies macht einen relativ schnellen und preisgünstigen
Transfer einer Sonde zum Roten Planeten möglich. Wer also ein Zeitfenster für
den Start seiner Mission verpasst, muss über zwei Jahre warten, bis es wieder
eine Möglichkeit für einen Start gibt.
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Mission Mars, die astronews.com-Berichterstattung über die Erforschung des roten Planeten |
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