Frisches Gemüse aus dem ewigen Eis
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
9. April 2018
In der Antarktis läuft gerade ein spannendes Experiment, das
auch für künftige Missionen zu Mond und Mars von Bedeutung ist: In einem autarken Gewächshaus
wird Gemüse
für die deutsche Antarktis-Station Neumayer III gezüchtet. Nach der Aussaat im
Februar konnten nun erstmals Salat, Gurken und Radieschen "made in Antarctica"
geerntet werden.
Salat und Radieschen der ersten Ernte aus dem
Gewächshaus EDEN-ISS in der Küche der
Neumeyer-Station III.
Foto: DLR (CC-BY 3.0) [Großansicht] |
Während die Temperaturen in der Antarktis langsam auf Werte unter minus 20
Grad Celsius fallen und auch die Sonne nur noch flach über dem Horizont steht,
wächst und gedeiht die Pflanzenzucht im Versuchsgewächshaus EDEN-ISS. Nach den
ersten drei Wochen hat Paul Zabel vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt
(DLR) bis in die vergangenen Tage hinein die ersten Früchte im eisigen Umfeld
geerntet. 3,6 Kilogramm Salat, 70 Radieschen und 18 Gurken hielt er bei der
ersten Ernte jeweils in der Hand.
Was nun den Speiseteller der Überwinterer bereichert, zeigt wie sich
zukünftig auch Astronauten auf Mond und Mars mit frischer Nahrung versorgen
könnten. "Nachdem die Saat Mitte Februar ausgebracht war, hatte ich mit einigen
unerwarteten Problemen zu kämpfen, wie kleineren Systemausfällen und dem
stärksten Sturm seit mehr als einem Jahr", erklärt Ingenieur und
Antarktis-Gärtner Paul Zabel vom DLR-Institut für Raumfahrtsysteme.
"Glücklicherweise ließen sich all diese Dinge beheben und überstehen."
"Wir haben in den letzten Wochen viel über die autarke Pflanzenzucht
gelernt, es zeigt sich, dass die Antarktis ein ideales Testfeld für unsere
Forschung ist," ergänzt Projektleiter Daniel Schubert. Mittlerweile wachsen alle
geplanten Pflanzen im Gewächshaus, darunter Radieschen, verschiedene Salate,
Tomaten, Gurken, Paprika sowie Gewürze (Basilikum, Petersilie, Schnittlauch und
Koriander). "Nur bei der Erdbeerzucht muss man sich noch etwas gedulden", so
Schubert. "Hier warten wir noch auf die erfolgreiche Aussaat." Im Mai erwarten
die DLR-Forscher dann den vollen Betrieb des Container-Gewächshauses. Dann
sollen pro Woche rund vier bis fünf Kilogramm Frischgemüse geerntet werden.
An der Neumeyer-Station III des Alfred-Wegener-Instituts sind derzeit zehn
Überwinterer untergebracht. Frisches Gemüse der letzten Lieferung Ende Februar
ist mittlerweile aufgebraucht, so dass sich die Bewohner über die frische
Ergänzung auf ihrem Speiseteller freuen. "Es war etwas Besonderes, den ersten
frischen Salat der Antarktis vor Augen zu haben", sagt Stationsleiter Bernhard
Gropp "Er hat geschmeckt, als hätten wir ihn frisch im Garten geerntet."
Zabel verbringt derzeit rund drei bis vier Stunden täglich mit der Pflege und
Zucht der Pflanzen im Gewächshaus, das rund 400 Meter entfernt von der
Neumayer-Station III steht. Dabei ist er hauptsächlich beschäftigt mit der
Überprüfung der technischen Systeme und typischen Gärtnertätigkeiten wie dem
Beschneiden der Pflanzen. Derweil steht er in regelmäßigem Kontakt mit dem
Kontrollzentrum im DLR-Institut für Raumfahrtsysteme in Bremen, von wo aus die
Pflanzenzucht aus der Ferne überwacht wird.
An besonders stürmischen Tagen, wie zuletzt am 21. März, überwachen
Projektleiter Schubert und sein Team um Matthew Bamsey und Conrad Zeidler das
Gewächshaus vollständig aus Bremen, bis Zabel wieder zurück gelangen kann. Diese
Überbrückung ist für bis zu drei Tage möglich.
Das Projekt EDEN-ISS wird in Zusammenarbeit mit dem Alfred-Wegener-Institut,
Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) im Rahmen einer
Überwinterungsmission auf der deutschen Neumayer-Station III in der Antarktis
realisiert. Damit das Gewächshaus in der Antarktis funktioniert, arbeiten unter
der Leitung des DLR zahlreiche weitere internationale Partner in einem
Forschungskonsortium zusammen. Finanziert wird das Projekt aus Mitteln des
Europäischen Forschungsrahmenprogramms Horizon 2020.
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