Erfolgreicher Test für Dragon-Rettungssystem
von Stefan Deiters astronews.com
6. Mai 2015
Die Firma SpaceX hat heute einen wichtigen Schritt zu einem
ersten bemannten Flug zur Internationalen Raumstation ISS getan: Von Cape
Canaveral aus wurde am Nachmittag ein Rettungssystem getestet, mit dem die
Besatzung bei Problemen auf der Startrampe aus dem Gefahrenbereich gebracht
werden kann. Der Test verlief erfolgreich.
Mit dem heute getesteten System kann sich die
bemannte Dragon-Raumkapsel bei Problemen aus dem
Gefahrenbereich bringen.
Foto: NASA [Großansicht] |
Es ist inzwischen Standard bei bemannten Raumkapseln: Sollte während des
Startvorgangs auf der Startrampe etwas passieren, was das Leben der Besatzung in
der Kapsel in der Spitze der Rakete gefährden könnte, kann diese mithilfe von
speziellen Triebwerken in kurzer Zeit aus dem Gefahrenbereich fliegen und in
sicherer Entfernung an Fallschirmen zur Erde zurückkehren.
Auch die Apollo-Raumkapseln verfügten über ein solches als "Rettungsrakete"
bezeichnetes System, genau wie aktuell die russischen Sojus-Kapseln. Die Firma
SpaceX,
die die Internationale Raumstation ISS bereits regelmäßig mit unbemannten
Raumfrachtern anfliegt, entwickelt gegenwärtig eine modifizierte Version ihrer
Dragon-Raumschiffe, die auch zum Transport von Astronauten zur ISS geeignet sein
soll.
Natürlich benötigen auch diese Dragon-Besatzungstransporter ein Rettungssystem,
das bei Problemen die Astronauten aus der Gefahrenzone bringt. Und genau dieses
System wurde heute in Cape Canaveral getestet. Ein Modell der Crew Dragon wurde
dazu auf eine spezielle Plattform gestellt und schließlich die acht speziellen
SuperDraco-Triebwerke gezündet. Sechs Sekunden lang feuerten die Triebwerke, dann
befand sich die Kapsel über dem Atlantik, wo sie schließlich an Fallschirmen
sicher niederging. Den Test bewerteten die Beteiligten als vollen Erfolg.
"Das war ein wichtiger Schritt, um die Sicherheit der Besatzung bei
kommerziellen und öffentlichen Missionen in den niedrigen Erdorbit
zu gewährleisten", so NASA-Managerin Kathy Lueders vom Commercial Crew Program
der Raumfahrtagentur. "Glückwunsch an SpaceX zu einem offenbar erfolgreichen
Test." Dieser sei ein bedeutender Schritt, um schließlich die offizielle
NASA-Zulassung für bemannte Missionen zur ISS zu erhalten.
Die während des Flugs gewonnenen Daten werden nun ausgewertet. Es handelte sich
um den ersten Test mit einem Modell, das schon den endgültigen Raumkapseln
entspricht.
Der Erstflug eines bemannten Dragon-Raumschiffs ist für das Jahr 2017 geplant.
Außer SpaceX entwickelt auch das amerikanische Unternehmen Boeing ein Raumschiff
für den Transport von Astronauten zur ISS.
Seit Außerdienststellung der amerikanischen Raumfähren verfügt die NASA über keine eigenen
Kapazitäten mehr, um Astronauten ins All zu bringen und ist für den
Mannschaftstransport zur ISS aktuell auf Russland angewiesen. Ursprünglich war
geplant, ein System aus Trägerraketen und Raumkapseln als Ersatz für die
Raumfähren zu entwickeln, das sowohl die Internationale Raumstation versorgen, als
auch für bemannte Missionen zum Mond oder zum Mars verwendet werden kann.
Allerdings liefen die Kosten dafür vollkommen aus dem Ruder und auch der
Zeitplan war bald schon Makulatur.
Präsident Obama entschied dann, dass sich die NASA aus dem Flugbetrieb in den
niedrigen Erdorbit - wo sich auch die ISS befindet - zurückzieht und stattdessen
private Firmen bei der Entwicklung entsprechender Raumtransportsysteme
unterstützt. Die NASA entwickelt gegenwärtig eine Schwerlastträgerrakete und ein
zugehöriges Raumschiff, mit dem bemannte Missionen etwa zu einem Asteroiden oder
auch zum Mars durchgeführt werden können.
Unbemannte Versorgungsflüge zur ISS werden inzwischen schon wieder von
amerikanischem Boden aus durchgeführt, der nächste Schritt der Strategie ist
nun, dass auch bemannte private Raumschiffe die ISS anfliegen.
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