Eine Zukunft für den Raumgleiter?
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
20. April 2015
Bei der NASA hatte der Dream Chaser der Sierra
Nevada Corporation keine Chance: Statt auf den innovativen Raumgleiter
setzt die amerikanische Raumfahrtbehörde für den Transport von Astronauten zu
ISS auf herkömmliche Raumkapseln. Doch das Projekt Dream Chaser wird
weiterverfolgt. Und auch das deutsche DLR wird dabei eine Rolle spielen.
Der Dream Chaser der Sierra Nevada
Corporation auf der Landebahn am
Dryden-Flight-Research-Center der NASA.
Foto: NASA [Großansicht] |
Während eines deutsch-amerikanischen Treffens von Raumfahrtagenturen und
Unternehmen im Rahmen des 31. Space Symposiums haben das
US-amerikanische Unternehmen Sierra Nevada Corporation und das Deutsche
Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) eine weitere Zusammenarbeit beim Projekt
Dream Chaser bekannt gegeben. Das Symposium wird jährlich von der
Space Foundation in Colorado Springs ausgerichtet.
"Wir schätzen die Partnerschaft mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und
Raumfahrt hoch", sagte Mark N. Sirangelo, Corporate Vice President des
Unternehmensbereichs Raumfahrtsysteme der Sierra Nevada Corporation.
"Diese Beziehung, um die wir uns sehr bemüht haben, ist ein großartiges Beispiel
für eine gelungene Partnerschaft zwischen einem branchenführenden Unternehmen
und einer öffentlichen Institution, sowohl auf nationaler als auch auf
internationaler Ebene." Ziel der Zusammenarbeit sei es, die Entwicklung des
Dream Chaser zu fördern und damit ein in jeder Hinsicht globales Projekt
weiter voranbringen.
Die am 16. April 2015 beschlossene Kooperationsvereinbarung knüpft an das
Abkommen aus dem Jahr 2013 über die einjährige technische Zusammenarbeit zur
Weiterentwicklung des Dream Chaser an. Auf Grundlage dieser neuen
Vereinbarung mit einer Laufzeit bis 2017 soll die bereits geleistete
Entwicklungsarbeit fortgesetzt und darüber hinaus an der Sondierung neuer
Technologien und Verfahren gearbeitet werden. Sie sollen es ermöglichen, den
Dream Chaser in Zukunft als flexibles Raumtransportsystem für
unterschiedlichste Missionen und Auftraggeber zur Beförderung von Besatzungen
oder Nutzlast in eine niedrige Erdumlauflaufbahn zu nutzen.
Eines der im Rahmen dieses Abkommens unternommenen Kooperationstätigkeiten
war die von der Sierra Nevada Corporation, der OHB System AG und dem
Raumfahrtmanagement des DLR durchgeführte Studie mit der Bezeichnung DC4EU. Sie
untersuchte den Nutzen der entwickelten Technologien für den Transport von
Astronauten und Versorgungsgütern für Europa.
"Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit im Dream Chaser Team der SNC",
sagte Prof. Jan Wörner, Vorstandsvorsitzender des DLR. "Wir sind uns des
besonderen Werts des Dream Chaser insbesondere zur Versorgung von
Satelliten in erdnaher Umlaufbahn bewusst und freuen uns auf die gemeinsame
Erkundung neuer Einsatzmöglichkeiten. Die Vielseitigkeit des Dream Chaser
- ob bemannt oder unbemannt - eröffnet ein breites Anwendungsspektrum. So könnte
der Raumgleiter beispielsweise für den Transport von Fracht und Astronauten oder
zum aktiven Entfernen von Weltraumschrott aus der Umlaufbahn genutzt werden."
Der Dream Chaser lässt sich flexibel als unabhängige
Forschungsplattform, Logistikmodul oder als Fahrzeug zur Wartung und Montage
orbitaler Infrastrukturelemente mit der Fähigkeit zum Stationieren, Einfangen,
Reparieren, Ersetzen, Montieren oder Betanken von Satelliten im Weltraum
einsetzen.
Der Raumgleiter ist der einzige wiederverwendbare Raumtransporter seiner Art,
der auf jedem normalen Verkehrsflughafen der Welt aufsetzen kann. Er könnte
damit eine ebenso sichere wie bezahlbare, flexible und zuverlässige Möglichkeit
zum Transportieren von Personen und Fracht in den Weltraum bieten.
Mit dem Dream Chaser, der ein wenig an eine Miniaturversion der
ausgemusterten NASA-Raumfähren erinnert, hatte sich die Sierra Nevada
Corporation bei der NASA auch um Gelder zur Entwicklung eines
Transportsystems für Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS beworben.
Diesen Mannschaftstransport plant die amerikanische Raumfahrtbehörde nämlich
bald von privaten Unternehmen durchführen zu lassen und unterstützt daher
entsprechende Entwicklungen.
Der Dream Chaser war eines von insgesamt drei Konzepten und das
einzige Projekt, das auf eine wiederverwendbare Raumfähre setzte. Es konnte die
NASA im vergangenen Jahr allerdings nicht überzeugen. Gelder für die
Weiterentwicklung erhielten nur die beiden Konkurrenten der Sierra Nevada
Corporation, das Unternehmen Boeing für ein herkömmliches
Raumkapselsystem und die Firma SpaceX, die ihre Dragon-Raumfrachter
auch für bemannte Flüge umrüsten will.
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