Wie Wasser die Marsoberfläche formte
von Stefan Deiters astronews.com
10. Dezember 2014
Der Marsrover Curiosity
erkundet seit einigen Wochen Gestein am Fuße des Zentralbergs des Gale-Kraters.
Dabei haben Wissenschaftler nun Hinweise darauf gefunden, dass der Berg über
viele Millionen Jahre durch sich absetzende Sedimente in einem großen See
entstanden sein könnte. Das deutet auf erheblich längere Perioden mit einem
feuchten Klima auf dem Mars hin.
Sedimentablagerungen
an den Hängen des Aeolis Mons deuten auf eine feuchte
Geschichte des Bergs im Gale-Krater hin. Die
Aufnahme entstand am 7. August 2014.
Bild: NASA / JPL-Caltech / MSSS [Großansicht] |
Der Marsrover Curiosity befindet sich seit September am Fuße des
Bergs, an dessen Abhängen er eigentlich nach Beweisen dafür suchen sollte, dass
es auf dem Mars einmal lebensfreundliche Bedingungen gab. Den Beweis dafür hatte
der Rover allerdings bereits mit den Daten geliefert, mit denen man eigentlich
nur die Instrumente an Bord testen wollte.
Die Hänge des Zentralbergs des Gale-Kraters sollen aber trotzdem noch erkundet
werden. Seit einigen Wochen ist Curiosity nun in den untersten Regionen aktiv
und die nun vorgestellten Ergebnisse deuten darauf hin, dass es auch
dabei noch so manche Überraschung geben könnte. Der Zentralberg wird von der NASA Mount
Sharp genannt, trägt offiziell aber die Bezeichnung Aeolis Mons.
"Wenn sich unsere Hypothese über Mount Sharp bestätigt, stellt das die
bisherigen Ansichten über den Mars infrage, nach denen warme und feuchtere
Bedingungen lediglich kurzzeitig, lokal oder nur im Untergrund auftraten", so
Ashwin Vasavada, der stellvertretende Projektwissenschaftler für den Marsrover
Curiosity am Jet Propulsion Laboratory der NASA im kalifornischen Pasadena.
"Eine noch radikalere Annahme wäre, dass durch eine dicke Atmosphäre die
Temperaturen auf dem urzeitlichen Mars global über den Gefrierpunkt gestiegen
sind, allerdings wissen wir bislang nicht, wie die Atmosphäre dies geschafft
haben sollte."
Der Berg im Zentrum des Gale-Kraters stellt die Wissenschaftler vor ein Rätsel.
Der Aeolis Mons hat eine Höhe von rund fünf Kilometern und zeigt an seinen Hängen
Hunderte von Gesteinsschichten. Diese Ablagerungen scheinen dabei durch Wasser,
Flüsse und auch durch Wind entstanden zu sein. Dies deuten die Forscher als
Hinweis darauf, dass es hier einmal einen See gegeben hat, der deutlich länger
existiert haben muss als die Seen, deren Spuren man zuvor näher untersucht
hatte.
"Wir sind auf einem guten Weg, das Geheimnis von Mount Sharp zu lösen", meint
John Grotzinger vom California Institute of Technology, der
Projektwissenschaftler für den Marsrover Curiosity. "Wo wir heute einen Berg
sehen, könnte es früher einmal eine Reihe von Seen gegeben haben."
Curiosity untersucht gegenwärtig Ablagerungen, die in einer Höhe von etwa 150
Metern über dem Kraterboden zu finden sind. Flüsse, die in den See münden,
transportieren Sand und Schwemmstoffe mit sich und lagerten sie in einem Mündungsdelta
ab. Durch einen See, der immer wieder entstand und verschwand, hat sich - so die
Analyse und Hoffnung der Forscher - eine ganze Abfolge von Ablagerungen
erhalten, die etwas darüber verrät, wie sich das Wechselspiel zwischen
Atmosphäre, Wasser und den Sedimenten im Laufe der Zeit verändert hat.
Die Wissenschaftler vermuten, dass der Krater einst mindestens einige Hundert
Meter hoch mit Wasser gefüllt war. Die Sedimente wurden zu hartem Gestein und die
einzelnen Schichten zwischen Kraterrand und dem heute verbliebenen Berg dann durch
Winderosion abgetragen. Auf seinem Weg durch den Krater hat Curiosity dabei
Hinweise auf sehr verschiedene frühere Landschaftsformen gefunden.
"Wir haben Sedimentgestein entdeckt, das auf urzeitliche Flussmündungen
hindeutet, deren Ablagerungen jetzt übereinander liegen". erklärt Sanjeev Gupta
vom Imperial College in London. "Curiosity hat auch eine Grenze von einer
Umgebung, die von Flüssen dominiert war, zu einer Region, die von Seen dominiert
war, überquert."
Auch wenn sich die Hinweise dafür häufen, dass es auf dem Mars einmal Perioden
mit wärmeren und feuchteren Bedingungen gab, rätseln die Experten noch darüber, welche Klimabedingungen die Existenz von Wasser auf der
Oberfläche über einen längeren Zeitraum möglich gemacht haben könnten. Die Hoffnung ist,
dass die weiteren Untersuchungen von Curiosity im Gale-Krater auch hier neue
Indizien liefern.
|