Raumfrachter "Albert Einstein" vor dem Start
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
4. Juni 2013
Morgen Abend soll es soweit sein: Mit dem ATV Albert
Einstein wird der vierte europäische Raumfrachter an Bord einer
Trägerrakete vom Typ Ariane 5 zur Internationalen Raumstation ISS
starten. Geladen hat das ATV 6,6 Tonnen an Material, darunter Treibstoff und
wissenschaftliche Experimente. Das ist mehr Fracht als bei den vorherigen
ESA-Versorgungsmissionen.

Die Trägerrakete
Ariane 5, mit der das ATV-4 starten soll, im
Final Assembly Building in Kourou.
Foto: ESA / S. Corvaja |
Das auf den Namen "Albert Einstein" getaufte vierte Automatische
Transferfahrzeug der ESA ist bereit für seinen Flug zur Internationalen
Raumstation ISS, die es mit wichtiger Fracht versorgen soll. Der Start an Bord
der Trägerrakete Ariane 5 ist auf den 5. Juni um 23.52 Uhr MESZ von
Europas Raumflughafen in Kourou in Französisch-Guayana aus angesetzt.
Mit dem ATV-4 kommt die europäische Weltraumagentur ESA erneut ihrer
Verpflichtung nach, die Raumstation einmal jährlich mit Fracht zu versorgen. Die
Mission steht in einer Reihe mit dem im März 2008 gestarteten ATV-1 (Jules
Verne), dem ATV-2 (Johannes Kepler, Februar 2011) und dem ATV-3 (Edoardo Amaldi,
März 2012). Zurzeit wird das nächste ATV, George Lemaître, auf seinen Start im
kommenden Jahr vorbereitet.
Das ATV "Albert Einstein", benannt nach dem für seine Relativitätstheorie
weltberühmt gewordenen Physiker, wird wichtige Fracht und Treibstoff zur ISS
bringen und regelmäßig deren Bahnhöhe anheben. Mit einem Gewicht von mehr als 20
Tonnen ist dieser technisch hochkomplexe Raumtransporter das bisher schwerste
europäische Raumfahrzeug. Als Frachttransporter, Treibstofftank, Antrieb zur
Anhebung der Bahnhöhe und als zusätzlicher Aufenthaltsbereich für die
Astronauten erfüllt es gleich vier Funktionen auf einmal. Der vor wenigen Tagen
zu einer Langzeitmission zur ISS gestartete ESA-Astronaut Luca Parmitano wird
den Anflug und das Andocken am 15. Juni überwachen und an der Entladung und
Verstauung der Frachtgüter beteiligt sein.
Von allen Raumtransportern, die die ISS versorgen, verfügen die europäischen
ATV über die größte Frachtkapazität: Insgesamt 6,6 Tonnen wird das ATV-4 zur ISS
bringen, mehr Trockenfracht als alle anderen ATV davor. Im Gepäck sind 2.480
Kilogramm an wissenschaftlichem Gerät, Ersatzteilen, Nahrung und Kleidung für
die Astronauten. Außerdem werden vom ATV 100 Kilogramm Gas, mehr als 570 Liter
Trinkwasser und etwa 860 Kilogramm Treibstoff in die Tanks der ISS gepumpt.
Als zusätzlicher Stationsantrieb ist das ATV-4 ferner mit 2.580 Kilogramm an
Eigentreibstoff ausgestattet. Mit seinem Antrieb wirkt es dem durch die
Restatmosphäre bedingten Absinken der Station entgegen, das bis zu 100 Meter
Höhenverlust pro Tag ausmachen kann. Es trägt außerdem zur Lageregelung des
Stationskomplexes beim Anflug anderer Raumfahrzeuge bei. Im Ernstfall kann es
für die ISS auch Manöver zum Ausweichen vor potenziell gefährlichen
Weltraumtrümmern ausführen.
Bevor das ATV-4 wieder von der ISS ablegt, wird es mit Müll und von der
Bordmannschaft nicht mehr benötigtem Gerät beladen. Anschließend wird es über
dem Südpazifik seine Umlaufbahn verlassen und beim Wiedereintritt in die
Erdatmosphäre gefahrlos verglühen. Der Raumtransporter wird vom Augenblick der
Abtrennung von der Ariane bis zu seinem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre vom
ATV-Kontrollzentrum aus gesteuert, das sich auf dem Gelände der französischen
Raumfahrtagentur CNES in Toulouse befindet.
Von dort aus werden während der Mission die Betriebstätigkeiten aller anderen
Bodenstationen, einschließlich der wichtigsten Stationskontrollzentren in Moskau
und Houston, koordiniert. Gebaut wurde das ATV von Astrium, das als
Hauptauftragnehmer einem Team von mehr als 30 Unterauftragnehmern in 10
verschiedenen europäischen Ländern vorsteht.
Das ATV-Programm wird auch nach dem Start des letzten serienmäßig gefertigten
ATV im nächsten Jahr fortgeführt. Aufbauend auf den mit dem Raumfahrzeug
gesammelten Erfahrungen und dessen hochkomplexer Technik wird die ESA
weiterentwickelte ATV-Bauteile für das NASA-Raumschiff Orion zur
Verfügung stellen. Mit Orion will die NASA bemannte Missionen zu Zielen
durchführen, die deutlich weiter entfernt sind als die ISS. Der erste
Testflug von Orion ist für 2017 geplant.
Konkret wird die ESA ein auf dem ATV aufbauendes Versorgungsmodul von
Orion entwickeln, das sich unmittelbar unterhalb der Mannschaftskapsel
befinden wird. Es wird den Antrieb, die Stromversorgung, die Temperaturregelung
sowie Wasser- und Gaseinspeisung für die Astronauten gewährleisten.
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