Schlechtes Wetter durch solares Minimum
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ astronews.com
14. Mai 2012
Mithilfe von Sedimentablagerungen in einem Vulkansee der Eifel konnten
Wissenschaftler jetzt nachweisen, dass ein ausgeprägtes solares Minimum
vor 2800 Jahren zu einer deutlichen Verschlechterung des Klimas geführt
hat. Auf die Zukunft sind die Ergebnisse allerdings nur schwer zu
übertragen, da inzwischen auch menschgemachte Faktoren das Klima
beeinflussen.
Das Meerfelder Maar in der Eifel, aus dem die
Sedimentproben stammen.
Foto: GFZ, Achim Brauer |
Vor 2.800 Jahren kam es zu einem stark ausgeprägten Minimum der
Sonnenaktivität, dem ein sehr schneller Wechsel hin zu kühl-feuchtem und
vor allem windigem Klima folgte. Diesen durch eine "schwache" Sonne
ausgelösten Klimawechsel konnten nun Geowissenschaftler des Deutschen
GeoForschungsZentrums GFZ in Potsdam zusammen mit schwedischen und
niederländischen Kollegen nachweisen. Sie untersuchten dazu Sedimente
aus dem Meerfelder Maar, einem See vulkanischen Ursprungs in der Eifel.
Erstmals konnte mit modernsten Analyseverfahren die niedrige
Sonnenaktivität selbst und gleichzeitig auch die klimatischen Folgen am
selben Sedimentkern nachgewiesen werden. Die Forscher berichteten über
ihre Ergebnisse in diesem Monat im Wissenschaftsmagazin Nature
Geoscience.
Die nachgewiesene Klimaänderung ereignete sich zu Beginn der
vorrömischen Eisenzeit und zeigt, dass vor allem sogenannte "Grand
Minima" der Sonnenaktivität sich über die atmosphärische Zirkulation auf
das Wettergeschehen in Westeuropa auswirken können. Eines dieser großen
Minima der Sonnenaktivität, das Homerische Minimum, führte vor etwa
2.800 Jahren innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums von nur einem
Jahrzehnt zu einer deutlichen Klimaabkühlung.
Die jahreszeitlich geschichteten Ablagerungen im untersuchten Maarsee
ermöglichten eine genaue Rekonstruktion und präzise Datierung selbst
kurzfristiger Klimawechsel. Die Sedimentdaten belegen für einen 200
Jahre andauernden Zeitraum deutlich windigere Bedingungen und ein
feucht-kühles Klima vor allem im Frühjahr. Durch Kombination mit
Modellstudien haben die Forscher zudem einen Mechanismus entdeckt, der
den Zusammenhang schwacher Sonnenaktivität und Klimaverschlechterung
erklärt.
"Die Änderung und Intensivierung der troposphärischen Windsysteme stehen
vermutlich in einem ursächlichen Zusammenhang mit Prozessen in der
Stratosphäre, die wiederum stark von der solaren UV-Strahlung
beeinflusst werden", so Achim Brauer vom GFZ, der Leiter der Studie.
"Diese komplexe Prozesskette könnte somit ein Verstärkungsmechanismus
sein, der erklärt, warum die häufig als gering angesehenen Schwankungen
der Solarstrahlung trotzdem zumindest regional deutliche klimatische
Auswirkungen mit weitreichenden Konsequenzen haben."
Auch wenn diese Ergebnisse nicht direkt auf die Zukunft übertragbar
sind, weil heute nicht nur natürliche, sondern auch anthropogene, also
auf den Menschen zurückzuführende Faktoren das Klima beeinflussen, seien
die Resultate nach Ansicht der Forscher doch ein deutlicher Hinweis auf
ungeklärte Fragen beim Verständnis des Klimasystems.
Insbesondere muss offenbar der Wirkungsmechanismus der Solarstrahlung
für die unterschiedlichen Wellenlängenbereiche noch genauer erforscht
werden. Erst wenn diese Mechanismen genau verstanden sind, wird eine
fundierte Aussage darüber möglich sein, welche klimatischen Konsequenzen
das nächste große solare Minimum in unserer heutigen Welt des auch
anthropogenen geprägten Klimawandels haben kann.
Weil Binnensee-Sedimente jahresgeschichtet und präzise datierbar sind,
kommt ihnen eine wichtige Rolle bei der Erforschung dieser Zusammenhänge
zu. Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums Potsdam - Deutsches
GeoForschungsZentrum GFZ und anderer Einrichtungen sind weltweit auf der
Suche nach solchen natürlichen Archiven, um flächendeckende
Informationen über das Zusammenspiel von Sonnenaktivität und Klimawandel
und mögliche regionale Variationen zu erhalten.
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