Eine eindrucksvolle Spiralgalaxie im Löwen
von Stefan Deiters astronews.com
12. August 2011
Die Europäische Südsternwarte ESO hat in dieser Woche eine
neue Aufnahme einer eindrucksvollen Spiralgalaxie im Sternbild Löwe
veröffentlicht. NGC 3521 liegt in einer Entfernung von etwa 35 Millionen
Lichtjahren und hat einen Durchmesser von rund 50.000 Lichtjahren. Gut zu
erkennen ist der helle Zentralbereich und die Spiralstruktur der Galaxie.

Die Spiralgalaxie NGC 3521 im Sternbild Löwe.
Bild: ESO/O. Maliy [Großansicht] |
Das jetzt von der Europäischen Südsternwarte ESO veröffentlichte
Bild beruht auf Daten, die mit dem Instrument FORS1 am Very Large Telescope
auf dem Gipfel des Paranal in Chile gewonnen wurden. Das Material hatte ein
Teilnehmer des Wettbewerbs Hidden Treasures 2010 in den Archiven der
ESO entdeckt, deren Fachleute daraus das in dieser Woche präsentierte Bild
erstellten. Die Galaxie NGC 3521 ist etwa 35 Millionen Lichtjahre von der Erde
entfernt und liegt im Sternbild Löwe.
Besonders auffällig bei dieser rund 50.000 Lichtjahre durchmessenden
Spiralgalaxie sind ihre langgestreckten Arme, in denen sich zahlreiche
Sternentstehungsgebiete und Schwaden aus Staub befinden. Die Arme sind
allerdings nicht wirklich durchgehend, wie bei den sogenannten Grand
Design-Spiralgalaxien, sondern erscheinen unregelmäßig und weisen sogar Lücken
auf. NGC 3521 wird daher von den Astronomen als Flocculent-Spiralgalaxie - also
als eine "flockige" Spiralgalaxie - klassifiziert.
NGC 3521 ist uns vergleichsweise nahe und kann schon mit einem kleinen
Teleskop ohne Probleme beobachtet werden. Trotzdem hat sie der französische
Astronom Charles Messier bei der Erstellung seines berühmten Katalogs offenbar
übersehen, obwohl er andere, ähnlich helle Objekte im Sternbild Löwe erfasst
hat. So wurde NGC 3521 im Jahr 1784 von Wilhelm Herschel entdeckt. Mit seinem
größeren Teleskop dürfte er keine Probleme gehabt haben, die Galaxie
auszumachen. In seinen Notizen hielt er fest, dass NGC 3521 über ein "helles
Zentrum verfügt, das von einer Art Nebel umgeben ist".
Das Very Large Telescope der ESO erlaubt nun einen besseren Blick
auf diesen "Nebel" - es handelt sich um die unregelmäßigen Spiralarme von NGC
3521. In den rötlicheren Regionen im Zentrum finden sich vor allem ältere
Sterne, während sich in größerer Entfernung in den Armen zahlreiche junge heiße
bläuliche Sterne finden. Für uns ist es heute selbstverständlich, dass es sich
bei NGC 3521 um eine andere Galaxie handelt, also ein Objekt, das sich außerhalb
unserer Milchstraße befindet. Diese Vorstellung setzte sich allerdings erst in
den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts durch. Zuvor hielt man die
verwaschenen, oft spiralförmigen Flecken tatsächlich für Nebel, weshalb man bis
heute unsere Nachbargalaxie Andromeda auch noch als Andromedanebel bezeichnet.
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