Noch tieferer Blick ins All
von Stefan Deiters astronews.com
8. Dezember 2009
Mit der neuen Wide Field Camera 3 an Bord des
Weltraumteleskops Hubble gelang Astronomen nun der bislang tiefste
Infrarotblick ins All. Die leuchtschwächsten und rötesten Objekte auf der jetzt
veröffentlichten Aufnahme sind vermutlich die ältesten Galaxien, die je
beobachtet wurden. Sie entstanden nur 600 bis 900 Millionen Jahre nach dem
Urknall.
Hubbles Blick tiefster Blick ins All im nahen
Infrarot.
Bild: NASA, ESA, G. Illingworth (UCO/Lick
Observatory und University of California, Santa
Cruz), R. Bouwens (UCO/Lick Observatory und
Leiden University) und das HUDF09 Team [Großansicht] |
2004 gelang Hubble der tiefste Blick ins All im
sichtbaren Bereich des Lichtes - das Hubble Ultra Deep Field
(astronews.com berichtete). Für solche Deep Field-Aufnahmen wird ein
kleiner, scheinbar leerer Bereich am Nachthimmel für viele Stunden beobachtet.
Durch die lange Belichtungszeit kommen Galaxien zum Vorschein, die im normalen
Beobachtungsbetrieb kaum zu entdecken gewesen wären.
Mit der in diesem Jahr installierten Wide Field Camera 3 (WFC3)
visierte Hubble jetzt den Bereich des Ultra Deep Field erneut
an, beobachtete jetzt jedoch bei längeren Wellenlängen - im nahen Infraroten.
Auf diese Weise konnte Hubble noch weiter in die Vergangenheit schauen,
weil das Licht der jungen Sterne in diesen Galaxien durch die Expansion des
Universums aus dem sichtbaren Bereich des Lichtes ins Infrarote verschoben wird.
Das neue jetzt veröffentlichte Bild gewährt den Astronomen so einen
eindrucksvollen Einblick ins junge Universum, in dem die ersten Galaxien
entstanden und langsam wuchsen.
Nach der Freigabe der Daten für die Wissenschaftler machten sich gleich
mehrere Gruppen von Astronomen ans Werk, um in der neuen Aufnahme die
entferntesten Galaxien aufzuspüren. Innerhalb von nur drei Monaten sind bereits
zwölf Fachartikel auf Grundlage der neuen Daten entstanden. Das Bild basiert auf
Beobachtungen, die Hubble Ende August gemacht hat. Dabei kamen über
vier Tage insgesamt 173.000 Sekunden Beobachtungszeit zusammen.
Das menschliche Auge kann im Infraroten nichts erkennen, also auch keine
Farben. In der jetzt veröffentlichten Aufnahme wurde die Farben auf möglichst
natürliche Weise, entsprechend dem sichtbaren Bereich des Spektrums, gewählt:
Kürzere Infrarotwellenlängen erscheinen blau, längere Wellenlängen rot.
Die
lichtschwächsten auf dem Bild erkennbaren Objekte sind etwa eine Milliarden mal
lichtschwächer als Objekte, die man gerade noch mit bloßem Auge erkennen könnte.
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