Crash als Finale der japanischen Mondmission
von Stefan Deiters astronews.com
10. Juni 2009 / Update 11. Juni 2009
Für die japanische Mondsonde Kaguya (oder SELENE)
haben die letzten Stunden begonnen. Heute Abend gegen 20.30 Uhr MESZ soll die im
September 2007 gestartete Sonde auf dem Mond einschlagen. Beobachter in Asien
oder Australien könnten - mit etwas Glück - einen Blitz oder eine Staubwolke
erkennen. Die Wissenschaft hofft auf neue Erkenntnisse durch Beobachtung der
Einschlagstelle.
Kaguya (SELENE) wurde im September 2007
gestartet.
Bild: JAXA
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Die japanische Mondsonde Kaguya (oder auch SELENE für
SELenological and ENgineering Explorer) gilt als aufwendigstes
Mondforschungsprojekt seit den amerikanischen Apollo-Missionen. Die Sonde war -
wie berichtet - im September 2007 gestartet worden und hat seit Erreichen der
endgültigen Umlaufbahn um den Erdtrabanten einen Monat später immer wieder
faszinierende Daten über die Topographie und das Schwerefeld des Mondes
geliefert.
Wie andere Mondmissionen vor Kaguya wird auch die japanische Sonde
ihren wissenschaftlichen Dienst mit einem gezielten Absturz auf die
Mondoberfläche beenden. Dieser wird, so die aktuellen Daten der japanischen
Weltraumbehörde JAXA, für Mittwoch gegen 18.30 Uhr UT, also 20.30 Uhr MESZ
erwartet. Von Mitteleuropa aus wird von diesem Crash allerdings nichts zu sehen
sein, doch Beobachter in Asien und Australien könnten mit etwas Glück einen
kurzen Lichtblitz ausmachen - vielleicht auch eine Staubwolke. Die Absturzstelle
liegt auf der südlichen Mondhalbkugel in der Nähe des Kraters Gill.
Die fast drei Tonnen schwere Sonde wird mit einer Geschwindigkeit von
ungefähr 6.000 Kilometern pro Stunde auf dem Mond aufschlagen. Diese Energie
wollen sich die Forscher zu Nutze machen. Die Hoffnung ist, dass Kaguya,
die sich schon seit Februar in einem sehr niedrigen Orbit um den Mond bewegt hat
und unter einem sehr niedrigen Winkel auf dem Mond auftreffen wird, vielleicht
eine Zeitlang über den Mondboden schleift und so für eine längere Spur sorgt.
Ob dies passiert oder sie einfach in die Wand eines Kraters stürzt, hängt
natürlich von der genauen Topographie des Geländes an der Absturzstelle ab. Die
Wissenschaftler hoffen aber, nicht nur das Material untersuchen zu können, was
direkt bei dem Crash aufgewirbelt wird, sondern sie wollen auch versuchen zu
verfolgen, wie der freigelegte Mondboden im Laufe der Zeit wieder verwittert und
so mehr über die Beschaffenheit des Bodens und die Umweltbedingungen lernen.
Mit dem Ende von Kaguya konzentriert sich nun alles auf den Start
der nächsten Mondmission, der bereits für die kommende Woche vorgesehen ist: Am
17. Juni soll die NASA-Sonde Lunar Reconnaissance Orbiter zum
Erdtrabanten starten. Als Beigabe hat die Sonde den Lunar Crater Observation
and Sensing Satellite (LCROSS) dabei, mit dem ein weiteres
Mondcrash-Experiment durchgeführt werden wird, bei dem gezielt nach Wassereis in
einem Mondkrater gesucht werden soll.
Update (11. Juni 2009): Wie die japanische Weltraumagentur
JAXA mitteilt, ist Kaguya am 10. Juni 2009 um 20.25 Uhr MESZ auf dem
Mond aufgeschlagen.
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JAXA, Japan Aerospace
Exploration Agency
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