Die Topographie des Mondes
Redaktion /
Pressemitteilung der TU Berlin astronews.com
11. März 2009
Basierend auf Daten der japanischen Mondsonde Kaguya
erstellten Wissenschaftler eine detaillierte topographische Karte des Mondes. An
der Mission und Auswertung des Datenmaterials waren auch Forscher der TU
Berlin und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt beteiligt. Die Karte
liefert Details von der Mondoberfläche mit einer Auflösung von nur wenigen
Metern und zeigt erstmals auch Details der Mondpole.

Topographische
Karte des Mondes, die auf Daten der japanischen
Sonde Kaguya basiert. Die Karte zeigt die
Mondrückseite.
Bild: National Astronomical Observatory
of Japan / TU Berlin [Großansicht] |
Der Mond ist zwischen 363.200 und 405.500 Kilometer von der Erde
entfernt und damit so "nah", dass der Erdtrabant, der ja schon von Menschen
betreten wurde, als recht gut erforscht gilt. Über seine Entstehung und
verschiedene Geländeformen wissen die Forscher jedoch noch relativ wenig. An
dieser Tatsache soll japanische Mondsonde Kaguya (Selene) etwas ändern,
die seit September 2007 den Mond umkreist (astronews.com berichtete). Sie
sammelt mit 15 Instrumenten Daten, um die Geheimnisse des Ursprungs, der
Entstehung und der Entwicklung des Himmelskörpers zu enträtseln.
An der Mission beteiligt sind auch Wissenschaftler der Technischen
Universität Berlin. So baut man bei der Auswertung der Daten des
Laser-Höhenmessgerätes an Bord der Sonde auf die Erfahrung Prof. Dr. Jürgen
Oberst gefragt. Der Wissenschaftler forscht am Deutschen Zentrum für Luft- und
Raumfahrt und ist Professor am Institut für Geodäsie und Geoinformationstechnik
an der TU Berlin. Sein Fachgebiet dort umfasst die Planetengeodäsie.
Eine höchst genaue, erste topographische Mondkarte ist das Ergebnis der
Zusammenarbeit des Berliner Spezialisten mit der japanischen Raumfahrtagentur
JAXA. Im Februar wurden die Artikel, Bilder und Daten der Karte in der
Fachzeitschrift Science veröffentlicht. "Das Besondere an den neuen
Bildern ist ihre hohe Auflösung", erläutert Oberst. Der Laser-Altimeter (LALT)
liefere Bilder mit einer Genauigkeit von fünf Metern bis zu einem Meter –
bisherige Messungen dieser Art waren nur auf 100 Meter präzise. Das
Höhenmessgerät sei so konzipiert worden, dass es aus einer Höhe von 100
Kilometern zur Mondoberfläche Laserimpulse senkrecht nach unten sendet. Mit
Hilfe eines Teleskopes werden ihre Reflektionen wieder empfangen.
Anhand der Zeit, die das Licht vom Aussenden bis zur Rückkehr zur Sonde
benötigt, können die Wissenschaftler Höhenprofile der Mondlandschaft errechnen
und die Oberfläche plastisch darstellen. Die Aufgabe von Jürgen Oberst besteht
darin, die Daten-Kolonnen in eine bildliche Darstellung zu übersetzen. "Kaguya
konnte auch erstmals Details der Pole des Mondes abbilde", berichtet Oberst. Bei
Kaguya handele es sich um den wissenschaftlich anspruchsvollsten Flug
zum Mond seit den Apollo-Missionen in den Jahren 1969 bis 1972. Über
spannende Videos der Mission, etwa vom Aufgang der Erde aus Mondsicht oder von
einer Halbschattenfinsternis aus Mondperspektive, haben wir bei astronews.com
mehrfach berichtet.
Seine Erfahrungen bei der Analyse physikalischer Eigenschaften und der
Kartierung von Planeten machen Oberst zum gefragten Spezialisten vieler
internationaler Projekte. So ist er auch an der Mission Mars Express
der europäischen Raumfahrtagentur ESA beteiligt und wertet Daten der High
Resolution Stereo Kamera aus. Auch an der Analyse des Outputs der
Merkur-Mission MESSENGER der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA ist
er beteiligt.
Auch die nächste Mondmission steht unmittelbar bevor: Bereits im Mai wird die
NASA ihren Lunar Reconnaissance Orbiter ins All schicken. Mit
hochauflösenden Kameras und einem Laser-Altimeter sollen alte Landeplätze
fotografiert und vermessen werden. "Die Amerikaner wollen neue Landeplätze für
künftige bemannte Mondmissionen finden", erläutert Oberst, der auch an diesem
Projekt beteiligt ist.
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JAXA, Japan Aerospace
Exploration Agency
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