Abschied von Hubbles Super-Kamera
von Stefan Deiters astronews.com
11. Mai 2009
Mit der Veröffentlichung eines Anfang des Monats
aufgenommenen Bildes des Planetarischen Nebels Kohoutek 4-55 nimmt das Team des
Weltraumteleskops Hubble symbolisch Abschied von dem wohl
erfolgreichsten Instrument an Bord des Weltraumteleskops, der Wide Field and
Planetary Camera 2 (WFPC2). Sie wird während der heute beginnenden
Hubble-Wartungsmission durch einen Nachfolger ersetzt. Die Kamera wurde
1993 installiert.
Der
Planetarische Nebel Kohoutek 4-55. Das gesamte
Bild hat ungefähr ein Breite von 1,5 Lichtjahren.
Bild: NASA, ESA, und das Hubble Heritage
Team (STScI/NASA)
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Der Wide Field and Planetary Camera 2 (WFPC2) sind viele
der bekanntesten Bilder des Weltraumteleskops Hubble zu verdanken. Als
Beispiele seien nur der berühmte tiefe Blicks ins All, das Hubble Deep Field,
oder die Bilder vom Einschlag des Kometen P/Shoemaker-Levy 9 in die
Jupiteratmosphäre genannt.
Die 1993 installierte Kamera machte auch die ersten "scharfen" Bilder von
astronomischen Objekten. Hubble war nämlich mit einem "Sehfehler"
gestartet, so dass die Aufnahmen deutlich unschärfer waren als die Astronomen
und auch die Öffentlichkeit erwartet hatten. Nach der ersten Reparaturmission
lieferte dann die WFPC2 Bilder mit der erwarteten Qualität. Die Hubble-Mission,
die schon am Rande des Scheiterns stand, verwandelte sich in eine
Erfolgsgeschichte.
Während der fünften und letzten Wartungsmission zu Hubble, die heute
Abend starten soll, wird die alte WFPC2 durch die moderne Wide Field Camera
3 ersetzt werden. Bevor das Gerät aber abgeschaltet wurde, beobachtete es
am 4. Mai 2009 noch den Planetarischen Nebel Kohoutek 4-55 in rund 4.600
Lichtjahren Entfernung. Gestern wurde das aus diesen Daten erstellte Bild des
Nebels als eine Art Abschiedsfoto der WFPC2 vom Space Telescope Science
Institute veröffentlicht.
Kohoutek 4-55 ist einer von mehreren Planetarischen Nebel, die nach ihrem
Entdecker, dem tschechischen Astronomen Lubos Kohoutek benannt wurden. Bei
Planetarischen Nebeln handelt es sich um die Endphasen von Sternen, die in etwa
unserer Sonne ähneln: Ist ihr nuklearer Brennstoff verbraucht, blähen sich diese
Sterne auf und stoßen ihre äußeren Hüllen ins All ab. Die intensive Strahlung
des noch glühenden Kerns des sterbenden Sterns regt die abgestoßenen Gashüllen
zum Leuchten an. Planetarische Nebel gehören wegen ihrer Formenvielfalt wohl mit
zu den faszinierendsten Objekten im Weltall.
Die Farben der Aufnahme von Kohoutek 4-55 repräsentieren Emissionen von
Gaswolken unterschiedlicher Zusammensetzung: Rot steht für Stickstoff, grün für
Wasserstoff und blau für Sauerstoff. Zu erkennen sind ein heller innerer Ring,
der von einer bipolaren Struktur umgeben ist. Das gesamte Objekt schließlich
wird von einem schwachen rötlichen Halo eingehüllt. Diese Mehr-Schalen-Struktur
ist für Planetarische Nebel relativ ungewöhnlich.
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