Lebensbausteine aus dem All
von Stefan Deiters astronews.com
17. Juni 2008
Stammen die Bausteine des Lebens aus dem All? In den
vergangenen Jahren wurde darüber viel spekuliert. Jetzt konnte ein
internationales Forscherteam nachweisen, dass Nukleinbasen, die in einem
Meteoriten gefunden wurden, tatsächlich aus dem All stammen. Dies könnte darauf
hindeuten, dass die Grundbausteine des Lebens relativ weit verbreitet sind.

Brachten Meteoriten die Bausteine des Lebens auf die Erde?
Bild:
NASA / Don Davis |
Die Wissenschaftler aus Europa und den USA werten ihre Ergebnisse
als Hinweis darauf, dass die Grundbausteine für das Leben auf der Erde aus dem
All gekommen sein könnten. Das Team untersuchte dazu Proben des Murchison-Meteoriten,
der 1969 in Australien niederging. Sie konzentrierten sich dabei auf die Analyse
der im Meteoriten gefundenen Moleküle Uracil und Xanthin, die als Bausteine für
die Moleküle gelten, aus denen DNA und RNA, die Träger der Erbinformationen,
aufgebaut sind. Sie werden deswegen auch als Nukleinbasen bezeichnet.
Die Wissenschaftler untersuchten nun, ob die in der Meteoritenprobe
entdeckten Moleküle aus dem Sonnensystem stammen oder aber durch Verschmutzungen
bei der Landung auf der Erde in den Meteoriten geraten sind. Wichtiges Indiz
dafür ist das Element Kohlenstoff, das in beiden Nukleinbasen vorhanden ist. Die
Stoffe aus dem Meteoriten enthielten eine besondere, schwere Form des
Kohlenstoff. Wären sie auf der Erde entstanden, hätte sie aus einer leichteren
Form des Kohlenstoffs bestehen müssen.
Nach Ansicht von Dr. Zita Martines vom Department of Earth Science
des Imperial College in London würde die Ergebnisse helfen, das Rätsel
der Entwicklung des frühen Lebens auf der Erde zu klären. "Wir glauben, dass das
frühe Leben auf der Erde Nukleinbasen aus Fragmenten von Meteoriten zur
Kodierung ihrer Erbinformationen verwendet hat und dadurch in der Lage war, ihre
erfolgreichen Eigenschaften an spätere Generationen weiterzugeben."
Vor rund 3,8 bis 4,5 Milliarden Jahren war die noch junge Erde nach Ansicht
der Wissenschaft einem starken Bombardement von Meteoriten ausgesetzt.
Gleichzeitig entstanden die ersten Formen von Leben. Durch die Einschläge
gelangten aber große Mengen Meteoritenmaterial auf die Erde und andere Planeten
des Sonnensystems.
Die Resultate könnten, so Professor Mark Sephton, auch vom Imperial
College, noch eine andere Konsequenz haben: "Da Meteoriten ja aus Material
bestehen, das von der Entstehung des Sonnensystems übrig geblieben ist, könnten
die Grundbausteine des Lebens - wie etwa die Nukleinbasen - im Weltall sehr weit
verbreitet sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass Leben überall dort auftaucht, wo
die Bedingungen stimmen, wird damit immer größer."
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