Aktive Vulkane auf der Venus?
von Stefan Deiters astronews.com
4. April 2008
Gibt es auf der Venus noch aktive Vulkane? Forscher sind
derzeit skeptisch, können aber auch neue Daten der europäischen Raumsonde Venus Express
nicht ignorieren: Diese hatte in der oberen Atmosphäre unseres Nachbarplaneten
stark schwankende Schwefeldioxid-Werte gemessen. Ist dies ein Beweis für
vulkanische Aktivität oder ein Indiz für besondere Vorgänge in der oberen
Venusatmosphäre?
Venus Express
ist auf der Suche nach aktiven Vulkanen auf der
Venus. Bild: ESA /
Image by AOES Medialab |
Gibt es auf Venus noch aktive Vulkane? Diese Frage beschäftigt die
Planetenforscher schon lange. "Vulkane sind ein wichtiges Element eines
Klimasystems", erläutert Fred Taylor von der Oxford University, der als
Wissenschaftler im Team der europäischen Venus-Sonde Venus Express
arbeitet. Vulkane schleudern nämlich eine ganze Reihe von Gasen in die
Atmosphäre, darunter auch Schwefeldioxid.
Auf der Erde bleiben die schwefelhaltigen Gase nicht lange in der Atmosphäre,
sondern reagieren mit Stoffen auf der Erdoberfläche. Dies sollte auch auf der
Venus so sein, allerdings, so die Forscher, dürften hier die Reaktionen
langsamer ablaufen und die Zeitskalen rund 20 Millionen Jahre betragen.
Als bei früheren Venus-Missionen Schwefeldioxid in der Venusatmosphäre
nachgewiesen wurde, hielten dies einige für einen Beweis dafür, dass es noch
aktiven Vulkanismus auf unserem Nachbarplaneten gibt. Andere meinten hingegen,
dass die Ausbrüche sich durchaus auch schon vor zehn Millionen Jahren ereignet
haben könnten, da es eben einige Zeit braucht, bis das Schwefeldioxid mit dem
Gestein der Venusoberfläche reagiert.
Daten der europäischen Sonde Venus Express werfen nun ein neues
Licht auf die Vulkan-Frage, ohne allerdings eine endgültige Antwort zu liefern:
Die Sonde hat starke Schwankungen im Schwefeldioxidgehalt der oberen
Venusatmosphäre festgestellt. Dies gelang mit Hilfe des Instrumentes SPICAV (Spectroscopy
for Investigation of Characteristics of the Atmosphere of Venus) mit dem
untersucht wurde, wie Licht von anderen Sternen oder der Sonne durch die obere
Atmosphäre der Venus absorbiert wird.
Auf diese Weise können Forscher einiges über die Zusammensetzung der dünnen
oberen Atmosphäre der Venus lernen. Hier, in 70 bis 90 Kilometern Höhe,
registrierte Venus Express nun, dass innerhalb von nur wenigen Tagen
der Schwefeldioxidgehalt um zwei Drittel gefallen ist. "Ich bin was die
Vulkan-Hypothese angeht sehr skeptisch", meint Jean-Loup Bertaux, vom
Service d'Aeronomie du CNRS, der für SPICAV verantwortlich ist. "Allerdings
muss ich zugegeben, dass wir nicht verstehen, warum es in dieser Höhe so viel
Schwefeldioxid gibt, da es hier eigentlich schnell durch die Sonne zerstört
werden sollte. Unklar ist auch, warum es solche Schwankungen im
Schwefeldioxidgehalt gibt."
Das Instrument VIRTIS (Visible and Infrared Thermal Imaging Spectrometer) kann im
Infraroten unter die Wolkendecke der Venus schauen und auch Schwefeldioxid
aufspüren. In der unterer Atmosphäre scheinen die Variationen im
Schwefeldioxidgehalt kleiner zu sein: "Mit VIRTIS haben wir den
Schwefeldioxidgehalt in Höhen zwischen 35 und 40 Kilometern studiert und keine
Veränderungen von mehr als 40 Prozent in den letzten zwei Jahren gesehen", so
Giuseppe Piccioni vom IASF-INAF in Rom und einer der Verantwortlichen für das
Instrument.
Die einzige Möglichkeit, um die Vulkan-Frage zu klären, ist es, einen aktiven
Vulkan zu beobachten. Dies ist allerdings angesichts der dicken Venusatmosphäre
alles andere als einfach. Trotzdem wollen die Wissenschaftler dies nun mit Hilfe
von Venus Express und VIRTIS versuchen: Dazu soll zum einen nach lokal
erhöhten Schwefeldioxid-Werten gefahndet werden, die auf einen Vulkanausbruch
hindeuten würden und nach heißen Stellen auf der Oberfläche, die Lavaflüsse
verraten könnten. Bislang wurde solche Regionen nicht entdeckt, doch die Suche
geht weiter.
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