Organische
Substanzen um junge Sonne
von Stefan Deiters astronews.com
14. März 2008
Mithilfe des Infrarot-Teleskops Spitzer haben
Wissenschaftler jetzt große Mengen einfacher organischer Gase sowie von
Wasserdampf um einen jungen Stern entdeckt. Die Forscher spürten die Substanzen
dort auf, wo in einer Scheibe aus Gas und Staub gerade neue Planeten entstehen
könnten und fanden zudem Hinweise darauf, dass die entdeckten Moleküle auch in
dieser Region entstanden sein müssen.

Eine protoplanetare Scheibe um eine junge Sonne.
Bild: NASA / JPL-Caltech |
John Carr vom Naval Research Laboratory und Joan Najita
vom National Optical Astronomy Observatory haben zusammen eine neue
Methode entwickelt, um mit dem Infrarot-Spektrographen des Weltraumteleskops
Spitzer die chemische Zusammensetzung von Gasen in sogenannten
protoplanetaren Scheiben zu bestimmen. Dabei handelt es sich um flache Scheiben
aus Gas und Staub um gerade entstandene Sterne, in denen nach Ansicht der
Forscher Planeten entstehen könnten.
"Der größte Teil des Materials in diesen Scheiben ist Gas", erläutert Carr,
"aber bis heute war es sehr schwierig etwas über die Zusammensetzung des Gases
in den Regionen herauszufinden, wo die Planeten entstehen sollten. Daher hat man
sich auf die festen Staubpartikel konzentriert, die deutlich leichter zu
beobachten sind." Mit ihrer neuen Methode haben die Forscher nun einen
detaillierten Blick auf die Staubscheibe um den jungen Stern AA Tauri geworfen,
der mit einem Alter von gerade einmal einer Millionen Jahren ein typischer
Vertreter eines jungen Sterns mit einer protoplanetaren Scheibe ist.
Mit dem neuen Verfahren konnten die Wissenschaftler in den Spektren nicht nur
die "Fingerabdrücke" von Blausäure, Acetylen, Kohlendioxid sowie Wasserdampf
nachweisen, sondern fanden von den Stoffen auch mehr als in den dichten
Molekülwolken vorhanden ist, aus denen der Stern und damit auch die Staubscheibe
ursprünglich entstanden ist. "Molekülwolken liefern das Rohmaterial aus denen
die protoplanetaren Scheiben entstehen", so Carr. "Das zeigt also, dass es in
dieser Scheibe eine aktive organische Chemie gibt, die diese Moleküle produziert
hat."
Spitzer hatte bereits einmal zuvor diese organischen Gase in einer
protoplanetaren Scheibe nachweisen können, war damals aber auf eine bestimmte
Orientierung der Scheibe angewiesen. Mit der neuen Methode kann nun die
Zusammensetzung von protoplanetaren Scheiben um Hunderte von jungen Sternen
untersucht werden. Dabei geht es den Astronomen auch um die Klärung der Frage,
wie sich diese primitiven Grundbausteine des Lebens - die im interstellaren
Medium sehr häufig anzutreffen sind - entwickeln, wenn sie in eine
protoplanetare Scheibe gelangen: Werden sie zerstört, einfach nur konserviert
oder vermehrt produziert?
Eine andere Forschergruppe hat Spitzer dazu genutzt, gezielt nach
Wasserdampf um junge Sterne zu suchen und ist in zwei Fällen fündig geworden.
"Dies ist einer von sehr wenigen Fällen, in denen die Existenz von Wasserdampf
direkt im inneren Teil einer protoplanetaren Scheibe nachgewiesen wurde - und
damit dort, wo die Wahrscheinlichkeit am größten ist, dass terrestrische
Planeten entstehen", erläutert Collete Salyk, eine Doktorandin am California
Institute of Technology die Bedeutung der Ergebnisse.
Ihre anfängliche Entdeckung untermauerten die Wissenschaftler mit
zusätzlichen Beobachtungen mit dem Keck II-Teleskop auf Hawaii. "Wir
haben zwar nicht im entferntesten so viel Wasser entdeckt, wie man in den
Ozeanen der Erde findet, aber wir haben ja auch nur die Oberfläche der Scheibe
gesehen", so Geoffrey Blake, Professor am California Institute of Technology.
"Unsere Beobachtungen deuten darauf hin, dass Wasser sehr häufig ist."
Durch weitere Beobachtungen von jungen Sternen und ihren protoplanetaren
Scheiben hoffen die Wissenschaftler schon bald mehr über die Verteilung und
Entwicklung von Wasser und verschiedenen organischen Stoffen in den Regionen zu
lernen, in denen irgendwann einmal Planeten entstehen könnten.
|
Ferne
Welten - die astronews.com Berichterstattung über die Suche nach
extrasolaren Planeten
|
|