Das Material aus dem Erden werden
von Stefan Deiters astronews.com
13. März 2008
Amerikanische Astronomen glauben erstmals die beginnende
Entstehung von erdähnlichen Planeten beobachtet zu haben. Um das etwa 2.400
Lichtjahren entfernte Doppelsternsystem KH 15D spürten die Forscher Staubkörner
auf, die deutlich größer sind als andere Staubkörner im All. Aus ihnen könnten
einmal terrestrische Planeten entstehen. Die Wissenschaftler berichten über ihre
Entdeckung in der heutigen Ausgabe der Zeitschrift Nature.
![KH 15D](../../../bilder/2008/0803-018.jpg)
KH 15D ist ein Doppelsternsystem, das von der
Erde aus gesehen fast vollständig hinter einen
dichten Gas- und Staubscheibe verborgen ist
(blau). Regelmäßig taucht aber einer der Sterne
hinter der Gasscheibe auf. Das Bild stammt aus
einer Animation, die auf der Seite der Wesleyan
University zu finden ist.
Bild: Wesleyan University |
"Seit vielen Jahren glauben Astronomen, dass erdähnliche Planeten in Gas und
Staubscheiben um Sterne entstehen, wenn sich das Material dort
zusammenklumpt", erläutert William Herbst von der Wesleyan University,
der zusammen mit Kollegen genau eine solche protoplanetare Scheibe um den
Doppelstern KH 15D beobachtet hat. "Bis heute konnten wir die Vorgänge aber nie
im Detail studieren."
Das könnte sich jetzt durch die besondere Geometrie des KH 15D-Systems
geändert haben: "Dadurch und wie das Licht von der Staubscheibe reflektiert
wurde, bekamen wir einen guten Einblick in die Struktur der Scheibe. Und was wir
sahen, hat uns begeistert."
Die Staubscheibe oder der Staubring, der KH 15D umgibt, reicht mindestens bis
in eine Entfernung, die in etwa der Entfernung des Jupiter von der Sonne
entspricht. Sie besteht aus Sandkörner-großen Partikeln, die aus viel kleineren
Teilchen entstanden sein müssen. Die Teilchen haben einen Durchmesser von rund
einem Millimeter, was deutlich größer ist als der Durchmesser von anderen
Staubteilchen im All. Mit dieser Größe ähneln sie den sogenannten Chondrulen,
kleinen glasartigen Kugeln, die man in Meteoriten gefunden hat und die aus der
Anfangsphase unseres Sonnensystems stammen.
Die Wissenschaftler beobachteten das KH 15D-System mit verschiedenen
Teleskopen über mehrere Jahre. Der 2.400 Lichtjahre entfernte Doppelstern wurde
unter Astronomen bekannt als "blinzelnder Stern", weil er regelmäßig seine
Helligkeit erhöhte. 2004 erkannte man, dass es sich bei KH 15D um einen
Doppelstern-System handelt, das sich innerhalb einer dicken Scheibe aus Gas und
Staub alle 48,36 Tage umkreist. Das Blinzeln kommt dadurch zu Stande, dass einer
der beiden Sterne regelmäßig - von der Erde aus gesehen - hinter der
Staubscheibe zum Vorschein kommt.
Da die Forscher das Licht der Sterne zeitweise nur als reflektiertes Licht
von der Staubscheibe sehen, bietet sich eine einmalige Möglichkeit zum Studium
der Scheibe, die präziser ist als etwa die Untersuchung von Staubscheiben im
Infraroten. "Durch die Art und Weise wie das Licht von der Scheibe reflektiert
wird, können wir Beobachtungen über die chemische Zusammensetzung dieser
sandartigen Partikel machen", erklärt Herbst. "Das kann einen schon begeistern,
denn das eröffnet ganz neue Perspektiven für Forschungen an solchen Scheiben."
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