Riesiges kosmisches
Fossil
von Stefan Deiters astronews.com
6. Februar 2008
Eine neue Aufnahme des Weltraumteleskops Hubble
zeigt mit NGC 1132 eine gigantische elliptische Galaxie, bei der es sich sehr
wahrscheinlich um ein kosmisches Fossil handelt. Die Riesengalaxie dürfte durch
die Verschmelzung zahlreicher kleinerer Galaxien entstanden sein. Viele alte
Kugelsternhaufen um NGC 1132 könnten dafür als Zeuge dienen.

Hubbles Blick auf die elliptische Riesengalaxie
NGC 1132.
Bild: NASA, ESA / Hubble
Heritage (STScI/AURA)-ESA/Hubble Collaboration /
M. West (ESO, Chile) [Großansicht] |
NGC 1132 gehört zu den sogenannten elliptischen Riesengalaxien und
zusammen mit den zahlreichen kleinen Zwerggalaxien um sie herum bildet diese
gigantische Galaxie eine Art "fossile Gruppe", die sehr wahrscheinlich durch die
Verschmelzung zahlreicher normaler Galaxien entstanden ist.
Betrachtet man NGC 1132 im sichtbaren Bereich des Lichtes erscheint sie wie
eine einsame elliptische Galaxie von enormer Größe. Doch das, was man sieht, ist
nur die Spitze des Eisbergs: Astronomen haben herausgefunden, dass sich die
Galaxie in einem gewaltigen Halo aus Dunkler Materie befindet. Eine ähnliche
Ansammlung von Dunkler Materie findet man sonst nur in ganzen Gruppen aus bis zu
Hundert Galaxien.
Zudem weist NGC 1132 starke Röntgenstrahlung auf, die die Wissenschaftler auf
heißes Gas zurückführen. Auch dieses heiße Gas findet man in der Regel nur in
großen Galaxiengruppen. Das Röntgenleuchten von NGC 1132 erstreckt sich über
einen Bereich, der etwa zehn Mal größer ist als die Ausdehnung der Galaxie im
sichtbaren Bereich des Lichtes und passt damit zu den Ausmaßen einer
Galaxiengruppe. Im sichtbaren Bereich des Lichtes hat NGC 1132 einen Radius von
120.000 Lichtjahren.
Die Entstehung von Systemen wie NGC 1132 ist noch immer nicht endgültig
geklärt. Die Astronomen vermuten aber, dass es sich hierbei um das Endprodukt
einer ganzen Reihe von Verschmelzungen handelt, durch die sich eine große
Galaxie ihre sämtlichen Nachbarn einverleibt hat. Alternativ könnte es sich aber
auch um eine Galaxie handeln, die in einer Region des Alls oder in einer Zeit
entstanden ist, in der es - durch was auch immer - nicht zur Bildung von
normalgroßen Galaxien gekommen ist und sich nur Riesengalaxien bildeten. Diese
Erklärung gilt allerdings als weniger wahrscheinlich.
Galaxien findet man in der Regel in Gruppen, in denen sie durch ihre
gegenseitige Anziehungskraft aneinander gebunden sind. Unsere Milchstraße gehört
zur "Lokalen Gruppe", in der sich - als zweites großes Mitglied - auch die
Andromeda-Galaxie befindet. Auch unsere Milchstraße dürfte sich im Laufe ihrer
Existenz schon zahlreiche kleinere Galaxien einverleibt haben und wird in ferner
Zukunft mit der Andromeda-Galaxie verschmelzen. Übrig würde dann eine große,
elliptische Galaxie bleiben.
Auf dem Hubble-Bild, das aus Beobachtungen in den Jahren 2005 und
2006 entstand, sind rund um NGC 1132 zahlreiche alte Kugelstdrnhaufen zu sehen,
die vermutlich früher zu den Galaxien gehörten, die in NGC 1132 aufgegangen
sind. Aus der Analyse des Kugelsternhaufensystems könnte man eventuell mehr über
die Entstehungsgeschichte der Riesengalaxie lernen. Im Hintergrund des Bildes
sieht man zahlreiche weitere Galaxien, die allerdings alle viel weiter entfernt
sind. NGC 1132 liegt in rund 320 Millionen Lichtjahren Entfernung im Sternbild
Eridanus.
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