Ausbruch auf 9P/Tempel 1
von
Hans Zekl
für
astronews.com
28. Juni 2005
Am 4. Juli 2005 schießt die NASA-Sonde Deep Impact
ein Projektil auf den Kern des Kometen Tempel 1, um so mehr über das Innere
dieses Himmelskörpers zu erfahren. Vielleicht wäre das gar nicht nötig gewesen:
Der Kometenkern ist schon jetzt aktiv und spuckt Gas und Staub ins All. Das
zeigen neue Bilder des Weltraumteleskops Hubble.
Der Komet 9P/Tempel 1 vor (oben) und nach dem Ausbruch. Fotos:
NASA, ESA, P. Feldman (Johns Hopkins
University) und H. Weaver (Johns Hopkins University / Applied
Physics Lab) |
Der 4. Juli ist nicht nur der Unabhängigkeitstag der Vereinigten Staaten von
Amerika - an diesem Tag schauen Astronomen auf der ganzen Welt gespannt auf den
periodischen Kometen Tempel 1. Sie erhoffen sich ein ganz besonderes Feuerwerk,
wenn ein Projektil der Sonde Deep Impact auf dem Kometenkern aufschlägt.
Zur Vorbereitung der Beobachtungen nahm das Hubble-Weltraumteleskop den
Kometen schon einmal ins Visier und lieferte dramatische Bilder eines Staubjets,
der aus dem eisigen Kometenkern strömt.
Die Hubble-Bilder zeigen, dass der Kern von Tempel 1, der etwa die Größe
von Zentralparis besitzt, immer noch aktiv ist. Die Astronomen hoffen, dass sie
am 4. Juli eine ähnliche oder vielleicht noch stärkere Stauberuption beobachten
können. Die beiden Bilder wurden im Abstand von sieben Stunden am 14. Juni
aufgenommen. Das obere Bild zeigt den Kernbereich des Kometen um 9.17 Uhr MESZ.
Darauf ist kein Ausbruch zu sehen. Der helle Punkt ist Licht, dass vom
Kometenkern reflektiert wird.
Hubble kann den Kern selbst nicht auflösen,
da er zu klein ist. Das kartoffelähnliche Gebilde misst gerade einmal 7 mal 2
Kilometer. In einer Entfernung von 120 Millionen Kilometern ist es selbst für das
Weltraumteleskop zu klein. Das untere Bild wurde um 16.15 Uhr MESZ aufgenommen
und zeigt einen fächerförmigen hellen Jet, der bis zu 2.200 Kilometer vom
Kometenkern wegreicht.
Wenn sich Kometen - wie zur Zeit 9P/Tempel 1 - der Sonne nähern, wird ihre
Oberfläche immer stärker aufgeheizt. Die Forscher vermuten, dass diese dann an
einigen Stellen brüchig wird. Aus den sich bildenden Spalten und Öffnungen
können leicht flüchtige Gase und Staub aus den darunter liegenden Schichten
entweichen. Man nimmt an, dass dieses Material seit der Entstehung des
Sonnensystems vor rund 4,6 Milliarden Jahren unverändert erhalten geblieben ist.
Astronomen spekulieren darauf, dass am 4. Juli beim Einschlag der
Kometensonde noch mehr Materie aus der Entstehungszeit zum Vorschein kommt, dass
sie dann aus nächster Nähe beobachten können. Sie erwarten, damit neue Antworten
über die Herkunft unseres Planetensystems und somit auch über uns zu erhalten.
Bleibt noch zu hoffen, dass Deep Impact nicht durch einen Jet, wie den
von Hubble beobachteten, fliegt und ein ähnliches Schicksal erleidet wie
die europäische Kometensonde Giotto: Als diese nämlich 1986 am Kometen
Halley vorbeiflog, war sie einem starken Hagel von Staubteilchen ausgesetzt.
Eines traf sie so hart, dass sie ins Trudeln geriet und die Phase der größten
Annäherung am Kometenkern nicht beobachtet werden konnte.
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