Die Nachkommen von Eta Carinae
von Stefan
Deiters
astronews.com
6. Juni 2005
Der
Riesenstern Eta Carinae gehört mit zu den faszinierendsten Sternen unserer
Galaxie. Früher einmal der zweithellste Stern am Himmel, könnte Eta Carinae in
den nächsten Jahrzehnten in einer Supernova explodieren. In seiner Umgebung hat
der Riesenstern für eine große Zahl von Nachkommen gesorgt, die das
Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer nun untersuchte.
Spitzers Blick in den Carina-Nebel. Foto: NASA/JPL-Caltech/N.
Smith (Univ. of Colorado at Boulder) [Gesamt-
und Großansicht] |
Das neue Bild des Infrarotteleskops Spitzer zeigt eine Reihe von gerade
entstehenden Sternen in unmittelbarer Nachbarschaft des wohl berühmtesten
massereichen Sterns der Milchstraße: von Eta Carinae. Die Forscher glauben, dass
die intensive Strahlung und die Winde von diesem und anderen Riesensternen in
der Umgebung für die Entstehung der neuen Sterne verantwortlich sind.
"Wir wussten schon vor den
Spitzer-Beobachtungen, dass hier Sterne entstehen, aber erst Spitzer hat uns
gezeigt, dass hier wirklich alles voller Sternenembryos ist. Es
gibt eine unglaubliche Vielfalt von Alter und Massen", so Dr. Robert Gehrz, von
der University of Minnesota, der zum Beobachterteam gehörte. Die Forscher
präsentierten ihre Beobachtungen Ende Mai auf einer Tagung der American
Astronomical Society in Minneapolis.
Frühere Beobachtungen dieses so genannten Carina-Nebels im optischen Bereich
haben fingerförmige Strukturen aus Staub gezeigt, die alle in Richtung von Eta Carinae deuten. Spitzer konnte nun durch diesen Staub hindurchschauen und
so die Sternenembryos sichtbar machen, die in den Strukturen verborgen waren. Auch
bislang unbekannte Sternenembryos hat Spitzer aufgespürt.
Eta Carinae liegt in 10.000 Lichtjahren Entfernung von der Erde und war
früher der zweithellste Stern am Himmel. Der Stern hat mehr als die Hundertfache
Masse unserer Sonne. In den vergangenen Jahrzehnten hat die Helligkeit von Eta Carinae deutlich nachgelassen.
Der Stern hat zudem beträchtliche Teile seiner Oberfläche ins
All geblasen. Manche Astronomen glauben, dass Eta Carinae in den nächsten
Jahrzehnten als Supernova explodieren wird.
Der Carina-Nebel hat einen Durchmesser von ungefähr 200 Lichtjahren. In
dieser riesigen Wolke aus Gas und Staub entstand nicht nur Eta Carinae selbst,
sondern noch einige weitere nicht ganz so massereiche Sterne. Gleich nach ihrer
Geburt sorgen massereiche Sterne durch intensive Strahlung und Winde dafür, dass
die Wolke, in der sie entstanden sind, zerstört wird. Gas und Staub werden dadurch
wieder komprimiert und können dann zu weiteren Sternen kollabieren. Dieser
Vorgang setzt sich so weiter nach außen hin fort, wobei in jeder
Generation etwas weniger Sterne entstehen. Auch unsere Sonne könnte einmal in
einer solchen Umgebung entstanden sein.
Durch die neuen Spitzer-Aufnahmen erhielten die Astronomen nun in gewisser
Weise einen Stammbaum der Sterne im Carina-Nebel, wobei die
"Großeltern-Generation" von Eta Carinae und ähnlich massereichen Sternen
repräsentiert wird. "Wir haben hier ein wunderbares Beispiel dafür, wie aus
einem Riesenstern und einer Staubwolke eine Reihe von ganz unterschiedlichen
Sternen entstehen können," so Gehrz.
Die unterschiedlichen Farben in der Spitzer-Aufnahme stehen für verschiedene Wellenlängen im Infraroten. Rot
repräsentiert Staubstrukturen, heißes Gas erscheint grünlich und
Sternenembryos sind gelblich und weiß. Vordergrundsterne sind bläulich. Eta Carinae selbst ist auf der Aufnahme nicht zu sehen. Man kann eine Spur der
Strahlung des Sterns am oberen Bildrand sehen. Eta Carinae ist zu hell, um mit
einem Infrarotteleskop beobachtet zu werden.
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