DUNKLE MATERIE
Keine Chance
für die MOND-Theorie
Redaktion
astronews.com
28. Mai 2003
Durch eine
präzise Auswertung der Bewegung von rund 3.000 Satellitengalaxien konnte ein
internationales Astronomenteam nachweisen, dass Galaxien tatsächlich von
einer gewaltigen Dunkelmateriewolke umgeben sind. Die Untersuchungen
widersprechen zudem alternativen Modellen wie etwas der recht populären
MOND-Theorie.
Galaxien im Hubble Deep Field: Eine neue Untersuchung bestätigt
die Vermutung, dass Galaxien im Zentrum einer
Dunkelmaterie-Wolke liegen. Foto:
STScI / NASA |
Fast die gesamte Masse des Universums liegt im Verborgenen: 70 Prozent
stecken in der Dunklen Energie sowie in vielfältigen Formen der Strahlung und
weitere 27 Prozent in der so genannten Dunklen Materie. Eine neue Untersuchung
mit Daten aus dem Sloan Digital Sky Survey (SDSS) lieferte nun das bisher
stärkste Argument zugunsten der Annahme, dass Galaxien in den Zentren riesiger
Ansammlungen Dunkler Materie "schwimmen", die bis zu 50-mal mehr Masse enthalten
als die Galaxien selbst. Dr. Francisco Prada vom Max-Planck-Institut für
Astronomie in Heidelberg und vom Instituto de Astrofisica de Canarias hat
die Studie seiner Gruppe nun auf einer Konferenz im spanischen La Palma
vorgestellt.
Die Ergebnisse des internationalen Astronomen-Teams stützen die heute allgemein
akzeptierten Theorien der Dunklen Materie und stehen im Widerspruch zu einer
Alternative - der Modifizierten Newtonschen Dynamik. Diese MOND genannte Theorie
blieb seit ihrer ersten Formulierung im Jahr 1983 umstritten: Sie erklärt die
dynamischen Eigenschaften von Galaxien - vor allem die wachsenden
Umlaufgeschwindigkeiten der Sterne in den Außenbereichen der Milchstraßensysteme
- nicht mit der "anziehenden" Kraft unsichtbarer Materie, sondern postuliert,
dass sich in diesen galaktischen Gegenden das Newtonsche Gravitationsgesetz
ändert.
Francisco Prada und seine Kollegen bestimmten die Geschwindigkeit von etwa 3000
kleineren Galaxien, die als "Satelliten" um große, isolierte Einzelgalaxien
laufen. Diese 3000 Sternsysteme wählten die Wissenschaftler aus einer Liste von
250.000 Galaxien aus, die sie im Rahmen einer automatischen
Himmelsdurchmusterung - dem Sloan Digital Sky Survey (SDSS) - gefunden
hatten.
Das Prinzip der Messungen ist einfach und seit Johannes Kepler bekannt: Die
Umlaufgeschwindigkeit eines kleinen Körpers fällt mit dessen Abstand vom
massereichen Zentralkörper stark ab - wie im Fall der Planeten unseres
Sonnensystems, deren Bahnen praktisch nur die Sonne und keine Dunkle Materie
umschließen. Anders in der Umgebung von massereichen Galaxien, wo sich nach den
gegenwärtigen kosmologischen Vorstellungen die Dunkle Materie stark
konzentriert: Dort sollte die Umlaufgeschwindigkeit von Satellitengalaxien mit
deren Abstand von der Zentralgalaxie wesentlich langsamer abnehmen.
Mithilfe der "Dopplerverschiebung" in den Spektren ermittelten die Forscher die
Geschwindigkeit jeder einzelnen Satellitengalaxie relativ zu ihrer
Zentralgalaxie. Die auf diese Weise erhaltenen Geschwindigkeitsverteilungen
lassen sich nur mit der Existenz der theoretisch geforderten Dunklen Materie
erklären und widersprechen der alternativen MOND-Theorie. Die Untersuchung
weiterer großer Galaxien und ihrer Satelliten soll eine genauere Bestimmung der
Verteilung der Dunklen Materie in ihrer Umgebung ermöglichen.
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