Je tiefer man in das Universum blickt, umso weiter schaut man in seine
Frühphasen zurück. Richtig tiefe Einblicke sind allerdings nur an wenigen
Stellen des Himmels möglich. Neben den beiden Hubble-Deep-Fields
beobachtete der Röntgensatellit Chandra in einem weiteren kosmischen
Fenster Objekte aus der Frühzeit des Universums. Dieses Feld wurde nun von der
Europäischen Südsternwarte ESO im Detail untersucht.
Drei europäische Astronomenteams beobachteten in den letzten Jahren diesen
Bereich im Sternbild Chemischer Ofen (Fornax) mit dem 2,2m-Teleskop auf La Silla
in Chile mit einer Gesamtbeobachtungszeit von etwa 50 Stunden. Insgesamt umfasst
das untersuchte Gebiet eine Fläche, die etwas größer als der Vollmond ist. Darin
sind mehr als 100.000 Galaxien, mehrere tausend Sterne und Hunderte Quasare zu
finden. Dennoch ist es nach astronomischen Standards erstaunlich leer.
Tatsächlich ist die Dichte naher und heller Galaxien nur halb so groß wie in
normalen Himmelsfeldern. Dafür erlauben aber solche Bereich äußerst tiefe
Einblicke in sehr frühe Phasen, als das Universum noch sehr jung war.
Obwohl die Aufnahme der ESO nicht so weit reicht wie die Bilder der
Hubble-Deep-Fields (HDF), beeindruckt sie durch ihren "Inhalt". Das Bild
enthält 50 mal mehr Galaxien als die HDFs und liefern somit einen
vollständigeren Blick in das junge Universum. Damit steht Wissenschaftlern nun
umfangreiche und systematische Daten zur Verfügung, die detaillierte Studien
über alle Evolutionsphasen ermöglichen seit das Universum etwa zwei Milliarden
Jahre alt war. Insbesondere erwarten die Forscher neue Erkenntnisse über eine
ganze Reihe wichtiger kosmologischer Fragen: Wie und wann wurde die erste
Sterngeneration geboren? Wann wurde der neutrale Wasserstoff zum ersten mal
durch die ersten heißen Sterne und aktiven Galaxien ionisiert? Wie entwickelten
sich Galaxien und Galaxienhaufen in den letzten 13
Milliarden Jahren? Was verbirgt sich tatsächlich hinter den schwer fassbaren
Objekten
im Infrarot und Submillimeter-Bereich? Und schließlich: Wie viele Galaxien
hatten früher einen aktiven Kern - möglicherweise mit einem Schwarzen Loch im
Zentrum - und wie lange dauerte diese Phase?
Da die Beobachtungen sich über mehrere Jahre erstreckten können auch Änderungen,
die in dieser Zeit stattfanden, untersucht werden: So lässt sich beispielsweise
ermitteln, wie viele veränderliche Quellen zu sehen sind und welche
Eigenschaften sie haben, wie viele Supernovae es in einem bestimmten Zeitraum
gibt und wie sich ihre Häufigkeit im Laufe der Zeit ändert sowie welche
Abhängigkeiten zwischen diesen Prozessen bestehen. Zweifellos werden die nun
folgenden Untersuchungen der Daten des Chandra Deep Fields aufregend sein
und viele neue Erkenntnisse liefern.