Der planetengroße
Mond Titan hat die Forscher schon seit langem fasziniert. Hier könnte es, so
glauben manche, am ehesten primitives Leben geben oder zumindest die Grundlagen
dafür. Viele glauben nämlich, dass der Saturntrabant in gewisser Weise der
frühen Erde ähnelt.
Die Hauptbestandteile der Titan-Atmosphäre sind Stickstoff und Methan.
Beide Gase werden aber ständig von der ultravioletten Strahlung, von
hochenergetischen Elektronen aus der Saturnmagnetosphäre oder durch kosmische Strahlung
zerstört. Die Bruchstücke tun sich dann zu neuen, komplexeren Verbindungen
zusammen. So könnten organische Stoffe entstehen, die auf die Oberfläche
des Mondes hinabregnen.
Bis vor kurzem glaubte man daher, dass die Titanoberfläche aus großen Seen
besteht und auch das verbleibende Land von komplexen organischen Ablagerungen
überzogen ist. Jüngste Beobachtungen mit Teleskopen haben allerdings die
Diskussion um die Beschaffenheit der Titanoberfläche neu entfacht. So
beobachteten Astronomen die Oberfläche des Trabanten mit Hilfe des Canada-France-Hawaii-Telescopes.
Dies war möglich, da die Forscher einen engen Wellenlängenbereich nutzen konnten, in
dem Methan so gut wie keine Photonen absorbiert. Man spricht daher auch von einem
"Methan-Fenster". astronews.com berichtete über diese Beobachtungen im
August 2000. Auf den Bildern ist ein heller Bereich auszumachen, der nach
Ansicht der beteiligten Forscher auf organische Ablagerungen und Eis auf der
Oberfläche hindeuten könnte.
Eine weitere Frage, die die Wissenschaftler bewegt, ist, ob es in der
Titan-Atmosphäre Blitze gibt. Viele Forscher halten dies für recht
wahrscheinlich und die Huygens-Sonde der ESA wurde extra so konstruiert
und auch entsprechend getestet, dass sie Blitzschläge während des Fluges durch
die Atmosphäre überstehen kann. Unter anderem am Institut für Geophysik und
Meteorologie der Universität Köln arbeitet man derzeit an Modellen, wie es zu
Aufladungen in der Titan-Atmosphäre kommen kann, um so die Auswirkungen auf die
Sonde besser abschätzen zu können.
Andere Forscher befassen sich mit der Zusammensetzung der Atmosphäre aus
einem ganz anderen Grund: Könnten die dort enthaltenen kleinsten Partikel
vielleicht die Detektoren mit einem Film überziehen, der weitere Beobachtungen
behindern würde? Dr. Vladimir Dimitrov von der Universität von Tel Aviv glaubt
hier Entwarnung geben zu können: Nach seinen Modellen sind die
Umweltbedingungen in der Atmosphäre des fernen Mondes für Huygens
günstig: Die Staubpartikel sollten die Detektoren nicht verkleben.
Doch trotz aller Fortschritte in irdischen Laboratorien und trotz
leistungsfähiger Teleskope werden sich die Titan-Forscher gedulden müssen,
bis sie sicher wissen, wie es auf dem Saturnmond aussieht: Huygens hat
gerade - sicher an der Saturnsonde Cassini befestigt - den Jupiter
passiert. Den Saturn wird das Sondenduo erst 2004 erreichen.