Eine dunkle, unbekannte Energie könnte dafür sorgen, dass
sich unser Universum immer schneller ausdehnt. Diese Vermutung von
Kosmologen erhielt nun durch eine Beobachtung des Hubble-Weltraumteleskops
neue Nahrung: Hubble beobachtete eine Supernova-Explosion in 10 Milliarden
Lichtjahren Entfernung - die entfernteste Supernova, die je beobachtet
wurde.
Ausschnitt
aus dem Hubble Deep Field: Die Supernova-Explosion wird erst
sichtbar, wenn man zwei in einem Abstand von zwei Jahren
entstandene Bilder der Galaxie voneinander "abzieht"
(Foto unten). Fotos: NASA,
Adam Riess (STScI)
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Das beobachtete explosive Ende eines
Sterns fand in einer Entfernung von rund zehn Milliarden Lichtjahren statt und damit
zu einer Zeit, als unser
Universum noch sehr jung war. Das Licht, das uns von diesem Ereignis
erreicht, verrät den Astronomen einiges über die Ausdehnung des Kosmos: Die
jetzt vorgestellten Auswertungen der Hubble-Daten sprechen nämlich dafür, dass
die Expansion unseres Universums durch eine Art dunkle Energie beschleunigt
wird. Diese dunkle Energie wurde erstmals von Albert Einstein - er nannte sie kosmologische Konstante - vorgeschlagen, später aber verworfen.
Schon vor rund drei
Jahren hatten die Astronomen einen entsprechenden Verdacht, nachdem sie
Hubble-Aufnahmen entfernter Supernovae studiert hatten: Die ungewöhnlich
leuchtschwach erscheinenden Explosionen sprachen dafür, dass sich das Universum
heute deutlich schneller ausdehnt als in der Vergangenheit. Als eine mögliche
Erklärung wurde schon damals die "dunkle Energie" gehandelt, doch
erst durch die Entdeckung der am weitesten entfernten Supernova konnte man
andere Alternativen ausschließen: Das Universum scheint in seiner Expansion
tatsächlich zunächst durch die Gravitationswirkung gebremst worden und später
wieder beschleunigt worden zu sein.
"Diese Supernova
dürfte tatsächlich eine ganz besondere Art von Explosion zu sein, durch die
wir verstehen können, wie sich die Ausdehnung des Universums mit der Zeit
verändert hat", erläutert Adam Riess vom Space Telescope Science
Institute (STScI). "Diese Supernova verrät uns, dass sich das
Universum wie ein Autofahrer verhalten hat, der an einer roten
Ampel zunächst abbremst und dann, wenn es grün wird, wieder
beschleunigt."
Das Astronomen-Team,
dem auch Riess angehört, konnte diese "verräterische" Supernova
durch das Studium vieler hundert Hubble-Bilder aufspüren. Die Supernova
scheint recht hell zu sein, was die Astronomen als Anzeichen dafür deuten,
dass sich das Universum damals nicht so schnell ausdehnte. Dadurch nämlich
blieben die Galaxien dichter beieinander und erscheinen somit heller. "Vor
langer Zeit, als sich das Licht dieser entfernten Supernova auf den Weg machte,
scheint die Expansion des Universums immer langsamer geworden zu sein. Grund
dafür war die Materie im Universums, die durch ihre Anziehungskraft
bremste", erläutert Riess. "Milliarden von Jahren später, als das
Licht deutlich nähere Supernova-Explosionen verlassen hat, begann sich die
Expansion des Universum zu beschleunigen. Dadurch wurde der Raum zwischen den
Galaxien gedehnt und die Objekte darin erscheinen lichtschwächer."
Die Astronomen nehmen
an, dass sich das Universum etwa bei der Hälfte seines jetzigen Alters mit der
beschleunigten Expansion begann und halten die neuen Hubble-Bilder für einen
schlüssigen Beweis ihrer Theorie. Diese ist so neu nicht: Als Albert Einstein
seine allgemeine Relativitätstheorie aufstellte, stellte er fest, dass das
Universum eigentlich unter dem Einfluss der Gravitationskraft wieder in sich
zusammenstürzen müsste. Er nahm aber - wie viele Wissenschaftler seiner Zeit -
an, dass das All statisch und unveränderlich ist und führte daher eine
"kosmologische Konstante" in seine Gleichungen ein, die quasi das All
stabilisiert, in dem sie der Gravitationskraft entgegenwirkt. Als Edwin Hubble
wenig später entdeckte, dass das All alles andere als statisch ist, verwarf
Einstein seine Konstante wieder und nannte sie den größten Irrtum seines
Lebens.
Doch in den letzten
Jahren mehrten sich die Hinweise, dass Einstein mit seiner kosmologischen
Konstante gar nicht so falsch lag. Sie wird heute oft als "Energiedichte
des Vakuums" interpretiert, um was es sich aber bei dieser dunklen Energie
handelt, ist bis heute vollkommen unklar. "Wir wissen überhaupt nicht, was
diese dunkle Energie ist", so Michael Turner von der Universität in
Chicago, "aber eines ist sicher: Wenn wir das herausfinden, werden wir jede
Menge darüber erfahren, wie sich Kräfte und Teilchen im Universum
vereinheitlichen lassen. Und auf dem Weg dahin brauchen wir keine
Teilchenbeschleuniger, sondern Teleskope."