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KOSMOS 482
Absturz sowjetischer Venussonde für das Wochenende erwartet
Redaktion / idw / Pressemitteilung der TU Braunschweig
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8. Mai 2025

Am frühen Sonnabendmorgen, vielleicht auch einige Stunden früher oder später, soll eine sowjetische Sonde, die eigentlich einmal auf der Venus landen sollte, in die Erdatmosphäre eintreten. Da sie für den Flug durch die Venusatmosphäre entsprechend geschützt ist, wird sie die Erdoberfläche wohl nahezu unbeschadet erreichen. Wo genau ist noch unklar, nur der Norden Deutschlands scheidet aus.

Venus

Das eigentliche Ziel von Kosmos 482 im Rahmen des sowjetischen Venera-Programms: die Venus, hier in einer Aufnahme der NASA-Sonde Mariner 10. Foto: NASA / JPL-Caltech [Großansicht]

Gezielte Wiedereintrittsvorhersagen für einzelne Objekte - und auch für Kosmos 482 - werden unter anderem an der TU Braunschweig erstellt. Dort verwendet man einen selbst entwickelten Simulationsalgorithmus. Für die Simulation werden öffentlich verfügbare TLE-Daten (ein standardisiertes Format zur Angabe von Position und Geschwindigkeit eines Satelliten) sowie Vorhersagen zum Weltraumwetter verwendet. Auf Basis dieser Daten können die zukünftigen Positionen des Objekts bis zum Wiedereintritt ermittelt werden.

Die so festgestellten Positionen unterliegen gewissen Abweichungen von der realen Flugbahn des Objekts aufgrund von vereinfachten Annahmen, Abweichungen in den verarbeiteten TLE-Daten und Schwankungen im Weltraumwetter. Deshalb wird ein Zeitintervall berechnet, in dem das Objekt eintreten wird. Je näher der erwartete Wiedereintritt rückt, desto kleiner wird das prognostizierte Zeitfenster. Die Simulation vom 6. Mai 2025 erwartet den Wiedereintritt von Kosmos 482 am frühen Samstagmorgen (10. Mai 2025) kurz vor 4 Uhr mit einer Abweichung von +/- 16 Stunden.

Der Absturzbereich der Sonde lässt sich erst genauer eingrenzen, wenn das Zeitfenster deutlich kleiner geworden ist. Aktuell gilt: Aufgrund seiner Bahn wird er irgendwo zwischen 51,95 Grad nördlicher und südlicher Breite niedergehen. Damit scheidet beispielsweise der Norden Deutschlands als Einschlagort aus. Dass die Sonde nicht in der Erdatmosphäre verglühen, sondern sehr wahrscheinlich intakt die Erde erreichen wird, gilt unter Experten als sehr wahrscheinlich, was insbesondere mit der Geschichte von Kosmos 482 zu tun hat. 

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Die Raumsonde wurde im Jahr 1972 im Rahmen des sowjetischen Venera-Programm gestartet und sollte planmäßig eine weiche Landung auf der Venus durchführen. Allerdings hat sie das Gravitationsfeld der Erde nie verlassen. Durch einen Fehler gelangte sie auf eine exzentrische Umlaufbahn. Dort trennte sich der Raumfahrzeugbus von der Eintrittskapsel. Der Bus verglühte bereits vor vielen Jahrzehnten in der Erdatmosphäre. Lediglich die Eintrittskapsel verblieb seither auf einer Umlaufbahn um die Erde.

Die Kapsel der Raumsonde hat eine Masse von 495 Kilogramm und einen Durchmesser von rund einem Meter. Vorausgesetzt, dass der Hitzeschutzschild in den letzten 53 Jahren nicht durch Alterungsprozesse ernsthaft beschädigt wurde, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass die Kapsel den Eintritt in die Erdatmosphäre unbeschadet übersteht. Typische Hitzeschutzmaterialien für solche Kapseln sind Faserverbundwerkstoffe, die aus einer Matrix aus Phenolharz mit eingelagerten Glasfasern bestehen. Zum Abbremsen verfügt die Kapsel über einen Fallschirm. Einige Beobachtungen deuten darauf hin, dass der Fallschirm bereits ausgelöst sein könnte, wobei diese Annahme nicht bestätigt ist.

Die TU-Forschenden gehen davon aus, dass der Fallschirm keinen Einfluss auf die Flugbahn von Kosmos 482 nehmen wird. Aus dieser Annahme resultiert ein rein ballistischer Wiedereintritt mit anschließendem Aufprall auf die Erdoberfläche. Aufgrund der nahezu kugelförmigen Form sowie der bekannten Werte für den Durchmesser und die Masse der Wiedereintrittskapsel stellt sie für die Forschung ein ideales Referenzobjekt für die Validierung von Wiedereintrittsmodellen dar.

Update (9. Mai 2025): Die Simulation von heute Morgen sagt den Wiedereintritt am Samstagmorgen voraussichtlich gegen 8 Uhr MESZ voraus. Dabei beträgt das Zeitintervall des Wiedereintritts noch +/-7 Stunden.

Update (10. Mai 2025): Nach Angaben der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos trat Kosmos 482 um 8:24 Uhr MESZ westlich der Andamanen in die Erdatmosphäre ein und stürzte westlich von Jakarta in den Indischen Ozean.

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