Europäischer Planetenjäger startet mit einer Ariane 6
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e. V. astronews.com
31. Januar 2025
Die ESA-Mission PLATO soll ab Ende 2026 mit 26 Kameras nach
erdähnlichen Planeten bei über 200.000 Sternen der Milchstraße suchen. Jetzt
wurde der Startvertrag für PLATO unterzeichnet: Der Planetenjäger wird die erste
Wissenschaftsmission sein, die mit der neuen europäischen Schwerlastrakete
Ariane 6 abhebt.

PLATO sucht mit 26 Kameras mithilfe der
Transitmethode nach erdähnlichen Planeten.
Bild: ESA / ATG medialab [Großansicht] |
Am Mittwoch unterzeichneten die Direktorin für Wissenschaft der Europäischen
Weltraumorganisation ESA, Carole Mundell, der ESA-Direktor für
Weltraumtransport, Toni Tolker-Nielsen, und der Chief Commercial Officer der
Firma Arianespace, Steven Rutgers, auf der Europäischen Raumfahrtkonferenz im
belgischen Brüssel den Startvertrag für die wissenschaftliche ESA-Mission PLATO.
PLATO wird Ende 2026 an Bord der Ariane 6 mit zwei Boostern vom
europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana starten.
PLATO steht für PLAnetary Transits and Oscillations of stars. Das
Raumsonde wird von dem industriellen PLATO-Kernteam unter der Leitung des
Hauptauftragnehmers OHB Bremen zusammen mit ThalesAlenia Space und Beyond
Gravity gebaut und montiert. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
leitet das PLATO-Nutzlastkonsortium, entwickelte und lieferte die
Auslese-Elektronik sowie die Elektronik zur Datenverarbeitung zweier
missionskritischer Kameras und ist wissenschaftlich stark an der Mission
beteiligt. Die Finanzierung des deutschen Anteils an PLATO wird gemeinsam durch
die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR über Zuwendungen des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und der Grundfinanzierung des DLR sowie der
Max-Planck-Gesellschaft getragen. Das Max-Planck-Institut für
Sonnensystemforschung in Göttingen ist federführend bei der Entwicklung und dem
Betrieb des PLATO-Datenzentrums (PDC). Es unterstützt die Kalibrierung und
Validierung der PLATO-Beobachtungen und wird die hochwertigen wissenschaftlichen
Datenprodukte erzeugen.
PLATO hat ein ungewöhnliches Konzept für astronomische Beobachtungen mit
einer weltraumgestützten Plattform: Statt eines einzelnen Teleskops mit einem
großen Hauptspiegel und dem Detektor in der Brennebene sind 26 einzelne
Objektive mit Kameras auf einer "optischen Bank" zur Vergrößerung des
Gesichtsfeldes angeordnet. Ziel der Mission ist es, erdähnliche Planeten in der
Milchstraße aufzuspüren, die um sonnenähnliche Sterne kreisen und vielleicht
sogar die Voraussetzungen für Leben besitzen. Dazu soll die Oberstufe der
Ariane-6-Trägerrakete PLATO an den sogenannten Lagrange- oder Librationspunkt 2
befördern – dort ist auch das Weltraumteleskop James Webb positioniert,
das an Weihnachten 2021 mit der europäischen Vorläufer-Trägerrakete Ariane 5
dorthin gebracht wurde. Der Beobachtungsplan sieht vor, dass die 26 Kameras von
PLATO in sich gegenseitig überlappenden Gesichtsfeldern mehr als 200.000 Sterne
beobachten werden. Mit der sogenannten "Transitmethode" sollen extrasolare
Planeten entdeckt werden, die vor der Sternenscheibe vorbeiziehen und so das
Sternenlicht geringfügig – aber messbar – abschwächen.
"Diese Mission wird uns dem Ziel näherbringen, eine Menschheitsfrage zu
beantworten: Hat sich auch auf anderen Planeten Leben entwickelt?", betont Prof.
Heike Rauer vom DLR-Institut für Planetenforschung und der FU Berlin, die das
wissenschaftliche Konsortium für die PLATO-Mission leitet. Der erste Flug der
Ariane 6 fand im Juli 2024 statt. Der zweite Flug ist für den Februar
2025 geplant. Die Zahl der Starts wird in den kommenden Monaten steigen. Die
Ariane 6 ist Europas neueste Schwerlastrakete, die eine hohe Leistung und
Flexibilität zu geringeren Kosten als ihre Vorgänger bietet. Die Konfiguration
der Trägerrakete mit einer verbesserten Hauptstufe, einer Auswahl von zwei oder
vier leistungsstarken Boostern und einer neuen, wiederstartbaren Oberstufe
bietet Europa eine größere Effizienz und die Möglichkeit, eine Vielzahl
verschiedenster Missionsanforderungen zu erfüllen.
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