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Gammastrahlenausbruch des Jets von Messier 87 beobachtet
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie astronews.com
16. Dezember 2024
Das
supermassereiche Schwarze Loch im Zentrum von M 87 wurde im Rahmen einer
internationalen Beobachtungskampagne von über 25 boden- und
weltraumgestützten Teleskopen anvisiert. Dabei registrierte man einen
spektakulären Strahlungsausbruch bei mehreren Wellenlängen, der von dem
energiereichen relativistischen Jet aus dem Zentrum dieser Galaxie ausging.
Lichtkurve des Gamma-flares (unten) und
Bilder des M-87-Jets (oben) in verschiedener Auflösung von der
Kampagne 2018 im Radio- und im Röntgenbereich. Die Teleskope,
der Wellenlängenbereich und der Maßstab sind oben rechts für
jedes Teilbild angegeben.
Bild: EHT-, Fermi-LAT-, H.E.S.S.-, MAGIC-,
VERITAS- und EAVN-Kollaborationen [Großansicht] |
Millimeter-VLBI-Netzwerke wie das Event Horizon Telescope (EHT) und
das Global mm-VLBI Array (GMVA) - letzteres koordiniert vom Max-Planck-Institut
für Radioastronomie (MPIfR) - sind weltumspannende Zusammenschaltungen von
Radioteleskopen. Sie werden regelmäßig kombiniert, um die innersten Strukturen
von Galaxienkernen zu beobachten und um die unmittelbare Umgebung
supermassereicher Schwarzer Löcher zu untersuchen und abzubilden. "Wir hatten
das Glück, während der Multi-Wellenlängen-Kampagne des EHT einen
Gammastrahlenausbruch von M 87 zu entdecken - das erste derartige Ereignis seit
über einem Jahrzehnt", freut sich Giacomo Principe von der Universität Triest.
"Dieses seltene Ereignis ermöglichte es uns, die Region zu lokalisieren, aus der
die Gammastrahlenemission kommt. Bereits erfolgte und künftige Beobachtungen mit
einem noch empfindlicheren EHT-Array werden entscheidende Einblicke in die
Physik um das supermassereiche Schwarze Loch von M 87 liefern und die Verbindung
zwischen Scheibe und Jet sowie den Ursprung der Gammastrahlenphotonen
erforschen."
Messier 87, auch bekannt unter den Bezeichnungen Virgo A oder NGC 4486, ist
das hellste Objekt im Virgo-Galaxienhaufen, einer der größten gravitativ
gebundenen Strukturen im Universum. Der von den Forschern untersuchte
relativistische Jet ist von überraschender Größe: seine Länge übersteigt den
Ereignishorizont des Schwarzen Lochs um das Zehnmillionenfache (sieben
Größenordnungen) - das entspricht dem Unterschied zwischen der Größe eines
Bakteriums und dem größten bekannten Blauwal. Der Helligkeitsausbruch im
Gammabereich dauerte etwa drei Tage. Das Emissionsgebiet hat eine Größe von
weniger als drei Lichttagen (ca. 170 Astronomische Einheiten (AE), wobei 1 AE
die Entfernung von der Sonne zur Erde angibt). Dabei handelt es sich um einen
der leuchtstärksten Ausbrüche hochenergetischer Photonen - weit oberhalb der
Energien, die von Radioteleskopen aus der Region des Schwarzen Lochs
üblicherweise nachgewiesen werden.
"Durch die Zusammenarbeit von drei abbildenden Hochenergie-Teleskopnetzwerken
konnten Gammastrahlungsbeobachtungen bei sehr hohen Energien in dichter
zeitlicher Abfolge sowohl während eines stationären Zustands als auch während
eines seltenen kurzzeitigen Flares - dem ersten seit über einem Jahrzehnt -
durchgeführt werden2, erklärt Alexander Hahn vom Max-Planck-Institut für Physik,
ein Mitautor der Studie. "Kombiniert mit gleichzeitigen Multi-Wellenlängen-Daten
bei niedrigeren Energien, bieten diese Beobachtungen entscheidende Einblicke in
die extremen Prozesse, die diese kosmischen Ereignisse antreiben."
Während der Kampagne entdeckte das LAT-Instrument an Bord des
Fermi-Weltraumobservatoriums einen Anstieg des hochenergetischen
Gammastrahlenflusses bei Energien, die bis zu Milliarden Mal höher sind als das
sichtbare Licht. Die Chandra- und NuSTAR-Satelliten sammelten daraufhin
hochwertige Daten im Röntgenbereich. Radiobeobachtungen mit VLBI-Netzwerken wie
dem GMVA, dem Very Long Baseline Array (VLBA) und dem East Asian
VLBI Network (EAVN) zeigen einen relativistischen Jet und eine scheinbare
jährliche Änderung des Positionswinkels des Jets innerhalb weniger
Millibogensekunden vom Kern der Galaxie. "Die Radiobildgebung erlaubt es den
Astronomen, die strukturelle und zeitliche Entwicklung des Jets mit einer noch
nie dagewesenen Winkelauflösung zu verfolgen", sagt Thomas Krichbaum vom MPIfR.
"In dieser Kampagne haben die Radiodaten nicht nur die Geometrie des Jets
bestimmt, sondern dienten auch als wichtige Referenz für die Korrelation der
Gammastrahlenemission mit der relativistischen Jetdynamik."
Die VLBI-Beobachtungen zeigen Veränderungen in der Position der Asymmetrie
des Rings (Ereignishorizont des Schwarzen Lochs) und der Position des Jets. Dies
deutet auf einen physikalischen Zusammenhang zwischen diesen Strukturen auf sehr
unterschiedlichen Skalen hin. "Das erste Bild aus der Beobachtungskampagne von
2017 zeigte, dass die Emission des Rings ungleichmäßig war, mit helleren
Bereichen, die Asymmetrien anzeigen. Nachfolgende Beobachtungen aus dem Jahr
2018 bestätigten diese Ergebnisse und zeigten, dass sich der Positionswinkel der
Asymmetrie verschoben hatte", sagt Daryl Haggard, Professor an der McGill
University und Ko-Koordinator der EHT-Arbeitsgruppe für die ergänzenden
Multiwellenlängen-Beobachtungen. Dies ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie
sich Radio- und Hochenergiebeobachtungen der gewaltigsten Objekte im Universum
gegenseitig ergänzen.
Das MPIfR beteiligt sich an diesem Projekt mit Messungen, die sowohl mit dem
GMVA als auch dem EHT durchgeführt wurden. Die entsprechenden Radiodaten wurden
unter anderem im Korrelatorrechner des MPIfR in Bonn analysiert. Die an den
Teleskopnetzwerken beteiligten Radioteleskope des MPIfR sind das
100-Meter-Teleskop in Effelsberg und das 12-Meter-Teleskop APEX in Chile. Das
IRAM/30-Meter-Teleskop auf dem Pico Veleta, Spanien, das in den letzten
Kampagnen durch das IRAM/NOEMA-Teleskop-Array in den französischen Alpen ergänzt
wurde, verbessert die Empfindlichkeit der durchgeführten Beobachtungen spürbar.
"Diese VLBI-Beobachtungskampagne hat das erste Bild hervorgebracht, das
sowohl den Schatten des Schwarzen Lochs als auch den Jet in M87 zeigt. Es wurde
bereits im April 2023 vorgestellt, und jetzt können wir sehen, dass die
koordinierten Beobachtungen, die im Rahmen der zweiten globalen EHT-Kampagne
durchgeführt werden, eine Reihe von neuen, aufregenden Ergebnissen liefert",
sagt Eduardo Ros, Astronom am MPIfR und europäischer Planer für die
GMVA-Beobachtungen. "Der Beitrag von Spitzentechnologie in der Radioastronomie,
in Koordination mit verschiedenen Beobachtungseinrichtungen auf der Erde und
darüber hinaus, zeigt hier in besonderer Weise, wie Multifrequenz-Studien von
Objekten wie Messier 87 den Weg für die Förderung zukünftiger Forschung und
potenzielle Durchbrüche im Verständnis des Universums ebnen", unterstreicht auch
J. Anton Zensus, Direktor am MPIfR und Gründungsvorsitzender der
EHT-Kollaboration.
Über die Beobachtungen berichtet das Team in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift Astronomy & Astrophysics erschienen ist.
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