Temperaturbestimmung mit einem einzelnen Ion
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) astronews.com
7. September 2023
Mit einem neuem Verfahren ist es Forschenden aus
Braunschweig nun gelungen, die Frequenzverschiebung durch thermische Strahlung
zu bestimmen - ein Faktor, der für die Genauigkeit von optischen Atomuhren von
großer Bedeutung ist. Die Ergebnisse dürften auch für eine mögliche
Neudefinition der Sekunde von Bedeutung sein.
Aufbau der optischen Uhr mit Strontium-Ionen.
Foto: PTB [Großansicht] |
Optische Atomuhren gelten als die Atomuhren der Zukunft. Sie "ticken"
bereits, aber noch ist die Einheit Sekunde durch Cäsium-Atomuhren definiert. Bei
ihnen werden Cäsium-Atome durch Mikrowellenstrahlung angeregt, die Atome oder
Ionen bei optischen Uhren dagegen durch optische Strahlung. Die häufigeren
Schwingungen pro Zeiteinheit von Licht im Vergleich zur Mikrowelle erlauben eine
Bestimmung der Frequenz dieser Atomuhren mit weit höherer Genauigkeit.
Forschenden der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) ist es jetzt
gelungen, einen entscheidenden Einflussfaktor auf diese Referenzfrequenz, die
Temperatur der Umgebung, genau zu bestimmen. Das neue Verfahren beruht darauf,
dass bereits kleinste Frequenzverschiebungen direkt mit der Temperatur
korreliert sind. Dazu verglichen die Forscherinnen und Forscher zwei optische
Atomuhren miteinander und konnten die Frequenz des Referenzübergangs von
Strontium-Ionen mit dreifach höherer Genauigkeit bestimmen. Diese Messung ebnet
den Weg zu einer zukünftigen Neudefinition der Sekunde.
Optische Atomuhren beruhen auf Elektronenübergängen in Atomen oder Ionen.
Solche Übergänge heißen auch Quantensprünge, weil dabei ein Elektron von einem
Energieniveau auf ein anderes springt. Die Frequenz der Strahlung, die bei einem
solchen Übergang entsteht, ist eine Naturkonstante und lässt sich höchst genau
messen. Entscheidend ist dabei, dass die Übergangsfrequenz entweder nicht
gestört wird oder dass etwaige kleine Verschiebungen der Frequenz mit hoher
Genauigkeit gemessen und dadurch korrigiert werden. Eine wichtige Ursache für
solche Verschiebungen ist die Wärmestrahlung, die von allen Körpern ausgeht,
deren Temperatur sich nicht am absoluten Nullpunkt befindet.
Eine besonders kritische Quelle von Wärmestrahlung bei optischen Uhren ist
die Ionenfalle, die die Ionen für die Interaktion mit dem Laser an einer festen
Stelle hält. Um das thermische Feld, das Ionen in einer Hochfrequenzfalle stört,
zu bestimmen, basierten bisherige Arbeiten auf aufwendigen Computersimulationen
in Kombination mit Präzisions-Temperaturmessungen. Bei dem von der PTB neu
entwickelten Verfahren wird stattdessen das gefangene Ion selbst verwendet, um
das thermische Feld genau zu charakterisieren.
Dazu verglichen die Forschenden den Referenzübergang für verschiedene
Betriebsmodi mit einer unabhängigen optischen Uhr. Da der Temperaturanstieg in
der Umgebung des Ions auf elektrische Verluste zurückzuführen ist, ermöglicht
der Betrieb bei unterschiedlichen elektrischen Leistungen eine Extrapolation auf
einen Temperaturanstieg von Null Kelvin. Die Forschenden haben dieses einfache
Konzept erfolgreich demonstriert und eine auf 88Sr+-Ionen basierende Uhr mit
einer auf 171Yb+-Ionen basierenden Uhr auf 17 Stellen genau verglichen. Ihr
Ergebnis verbessert nicht nur die Kenntnis der 88Sr+-Uhrenfrequenz um einen
Faktor 3, sondern hilft auch bei der Bewertung früherer inkonsistenter
Bestimmungen dieser Größe.
Solche Messungen sind von besonderer Bedeutung, da sie internationale
Übereinstimmung und einen kontinuierlichen Übergang bei einer künftigen
Neudefinition der Sekunde unter Verwendung eines optischen Referenzübergangs
sicherstellen. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in der Fachzeitschrift
Physical Review Letters veröffentlicht.
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