Corona-Pause für Sonden beendet
von
Stefan Deiters astronews.com
3. April 2020
Eine gute Nachricht von der Weltraumagentur ESA: Die
Beschränkungen für einige europäische Raumfahrtmissionen aufgrund der
Covid-19-Pandemie werden wieder aufgehoben, die wissenschaftlichen Instrumente
können also wieder Daten sammeln. Im europäischen Raumfahrtkontrollzentrum in Darmstadt
bereitet man sich nun auf den Vorüberflug der Merkursonde BepiColombo
an der Erde vor.
Blick in den großen Kontrollraum der ESA in Darmstadt.
Bild: ESA / J. Mai,
CC BY-SA 3.0 IGO [Gesamtansicht] |
Die Beschränkungen für sieben ESA-Sonden werden wieder aufgehoben. Dies
teilte die europäische Weltraumagentur gestern auf ihrer Website mit und
lieferte zudem noch einige Hintergründe zu den Maßnahmen, die zuvor so nicht
kommuniziert worden waren. Insgesamt sieben Sonden waren vor rund zwei Wochen in
einen Ruhemodus versetzt worden, in dem sie auch über längere Zeit sicher
operieren könnten. Auf diese Weise war es möglich, den Zutritt zum
Raumfahrtkontrollzentrum der ESA in Darmstadt noch weiter zu beschränken, da
dadurch noch weniger Personal für den Betrieb der Sonden benötigt wurde.
Bei der ESA hatten schon seit Mitte März die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von zu Hause aus
gearbeitet. In
den verschiedenen ESA-Zentren waren allerdings zunächst noch diejenigen
persönlich anwesend, die die Missionen der Raumfahrtagentur in Echtzeit steuern.
Insbesondere betraf dies das Europäische Raumfahrtkontrollzentrum in Darmstadt
(ESOC). Unter dessen Belegschaft war im März ein erster Covid-19-Fall
aufgetreten. Die infizierte Person hatte vor der Diagnose Kontakt mit etwa 20
Mitarbeiter des ESOC.
Da man eine weitere Verbreitung des Virus am ESOC befürchtete, entschied man
sich für ein Zurückfahren bestimmter Raumfahrtmissionen - darunter insbesondere
diejenigen, für die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiteten, die mit der
betroffenen Person Kontakt hatten. Diese Vorsichtsmaßnahme erscheint nun nicht
mehr nötig: "Der Person geht es gut und sie erholt sich", unterstreicht Paolo
Ferri, der für den Raumfahrtbetrieb am ESOC zuständig ist.
Die anderen ESOC-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern, die sich in den letzten
Tagen in Quarantäne befunden hatten, haben sich offenbar nicht angesteckt, so
dass mit keinem Ausfall eines großen Teils des Teams zu rechnen ist. "Als wir
den Wissenschaftsbetrieb für einige Sonden beendet haben, wurden gleichzeitig
klare Kriterien entwickelt, anhand derer wir entscheiden, wann wir ihn wieder
aufnehmen können", so Ferri. Die Missionen würden nun wieder nach und nach in
ihren normalen Betriebszustand gebracht.
Die Situation am ESOC beschreibt man bei der ESA als "stabil". Dies dürfte
auch das Team der Merkursonde BepiColombo, beruhigen, die in einer
Woche einen nahen Vorüberflug an der Erde
absolvieren soll, der sorgfältig überwacht werden muss. Das vor Ort nötige
Personal würde aber weiterhin bestenfalls allein arbeiten, ohne Kollegen oder
Kolleginnen zu treffen. Sollte der gemeinsame Aufenthalt in einem Raum doch
einmal nötig sein, würde der empfohlene Sicherheitsabstand eingehalten und
entsprechende Schutzmaßnahmen ergriffen.
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