Bohrungen im Chicxulub-Krater
Redaktion
/ Pressemitteilung von MARUM astronews.com
13. Oktober 2016
Der Einschlag eines Asteroiden vor 66 Millionen Jahren
sorgte für ein globales Artensterben und ebnete schließlich den Säugetieren und
damit auch den Menschen den Weg. Ein internationales Forschungsteam hat nun
Bohrungen an dem Krater vorgenommen, der durch den damaligen Einschlag
entstanden ist. Er befindet sich vor der Küste Mexikos.
Von der Bohrplattform Myrtle aus hat das Team
im April und Mai in den Chicxulub-Einschlagskrater
gebohrt. Bild:
idw / Pérez-Cruz@ECORD_IODP [Großansicht] |
Ein internationales Forschungsteam hat im April und Mai dieses Jahres in den
Chicxulub-Einschlagskrater vor der Küste Mexikos gebohrt. Dabei wurden Bohrkerne
mit einer Gesamtlänge von über 830 Metern gewonnen, die jetzt am Zentrum für
Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen MARUM untersucht werden.
Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass es Spuren mikrobiellen Lebens nach dem
Einschlag gibt.
Der Chicxulub-Einschlagkrater ist der einzige bekannte terrestrische Krater, der
direkt mit einem Massensterben in Verbindung gebracht wird. Die durch den
Einschlag entstandenen Ablagerungen lassen sich global nachweisen. Zudem gilt
der Krater mit einem Durchmesser von 200 Kilometern, der vor 66 Millionen Jahren
durch einen Meteoriteneinschlag entstand, als relativ gut erhalten – obwohl er
mehrere hundert Meter unter Sediment und Gestein vor der Küste Mexikos begraben
liegt.
Bis zum Einschlag haben Dinosaurier und marine Reptilien die Erde bevölkert.
Eine Serie von katastrophalen Ereignissen, die auf den Einschlag folgten, hat
zwar das Aussterben von allen größeren Tieren verursacht, letztendlich aber auch
dazu beigetragen, dass sich Säugetiere und schließlich auch die Menschheit
entwickeln konnten.
Bei der internationalen Forschungsbohr-Expedition wurde eine nahezu komplette
Abfolge von Gesteinsbohrkernen zwischen 506 und 1335 Metern Tiefe unter dem
heutigen Meeresboden gewonnen. Das internationale Team untersucht die Bohrkerne
im Detail, um besser zu verstehen, wie sich ein Einschlag auf die Erde und das
Leben auswirkt.
Etwa 120 Meter der Gesteinsabfolge bestehen aus Kalksteinablagerungen, die
zwischen 66 Millionen und rund 50 Millionen Jahren entstanden sind. Darunter
finden sich weitere 120 Meter aus zerbrochenen und geschmolzenen Gesteinen, die
einen Gebirgsring vergraben – den so genannten Peak Ring, der das Zentrum des
Kraters umgibt. Laut Prof. Joanna Morganund Prof. Sean Gulick, die
wissenschaftlichen Fahrtleiter der Expedition, gibt es Anzeichen dafür, dass
beim Einschlag ein hydrothermales System existiert haben muss mit Zirkulation
von Fluiden durch die zerbrochenen und aufgeschmolzenen Gesteine, die den Peak
Ring bedecken.
Das Team hat auch herausgefunden, dass sich mikrobielles Leben im Krater
entwickeln konnte – vermutlich die Chemie und poröse Beschaffenheit des
zerbrochenen und geschmolzenen Gesteins nutzend. Die insgesamt 31
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben außerdem festgestellt, dass die
Ablagerungen, die den Krater bedecken, die kritischen Zeitintervalle enthalten,
als sich das Leben im Meer nach dem Einschlag erholt hat – trotz der toxischen
Umstände, die nach dem Einschlag für eine gewisse Zeit nach dem Aufprall
geherrscht haben.
Nach der Offshore-Phase im Frühjahr wurden mit einem medizinischen
Computertomographen in Houston (USA) CT-Scans der noch ungeöffneten Bohrkerne
angefertigt. Im MARUM werden die Kerne jetzt der Länge nach in zwei Hälften
gesägt – jeweils eine Arbeits- und eine Archivhälfte. Aus der Arbeitshälfte
werden nach gründlicher Beschreibung ausgewählte Proben genommen, die die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Universität Bremen untersuchen
und in den kommenden Monaten und Jahren in ihren Heimatlaboren noch weiter
analysieren werden.
An den Archivhälften werden zerstörungsfreie Messungen durchgeführt, ansonsten
bleiben diese für künftige Studien intakt. Organisiert, finanziert und
realisiert wird die Chicxulub-Expedition vom Europäischen Konsortium für
wissenschaftliches Ozeanbohren (ECORD). Sie ist ein Beitrag zum
International Ocean Discovery Program (IODP), in dem europäische Staaten
neben anderen mit Japan und den USA zusammen arbeiten.
Diese Expedition wird auch vom International Continental Scientific Drilling
Program (ICDP) unterstützt. Die Expedition wäre nicht möglich gewesen ohne
die Unterstützung von mexikanischer Seite – sowohl seitens offizieller Stellen
als auch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener
Institutionen.
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