Planeten am Morgen und eine Mondfinsternis
von
Stefan Deiters astronews.com
1. September 2015
Wer im September Planeten beobachten will, sollte früh
aufstehen: Gleich drei Planeten lassen sich nämlich am Morgen über dem
Osthorizont ausmachen. In den Nächten locken noch einmal die Sternbilder des
Sommers, doch auch der Herbst macht sich bereits am Himmel bemerkbar. Zum
Monatsende gibt es eine totale Mondfinsternis.

Planetenparade: Blick Ende September in den frühen
Morgenstunden nach Osten.
Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Der September bringt uns gleich zwei "Abschiede" von der wärmsten Jahreszeit: Für die Meteorologen ist der Sommer
schon mit dem heutigen Tag, also am 1. September, vorüber. Die Wetterexperten
wollen sich bei ihren Statistiken nicht mit den "krummen" Anfangsterminen der astronomischen und
kalendarischen Jahreszeiten herumschlagen. Sie haben daher die Anfänge der
meteorologischen Jahreszeiten einfach auf den jeweiligen Monatsersten vorverlegt.
Wer sich nach den "echten" Jahreszeiten richten möchte, der hat noch
etwas mehr als drei Sommerwochen vor sich. Für den beginnt der Herbst
nämlich erst am 23. September um 10.21 Uhr MESZ. Ab
dann sind auf der Nordhalbkugel der Erde die
Tage wieder kürzer als die Nächte. Und dass die Tage kürzer werden, macht sich
besonders in der Zeit um die Tag- und Nachtgleiche sehr deutlich bemerkbar.
Das Ende des Sommers ist auch am nächtlichen Sternenhimmel
zu sehen: Zwar sind dort noch immer die Konstellationen zu finden, die uns auch in
den letzten Monaten schon bei unserem Rundgang am Himmel begleitet haben, doch
lassen sich inzwischen auch die
Sternbilder des Herbstes immer besser beobachten. Ein Beispiel ist das
auffällige Rechteck des Pegasus. Dessen nordöstlicher Stern,
Sirrah oder Alpheratz genannt, ist übrigens schon Teil des Sternbilds Andromeda.
Wer am Abend einen freien Blick nach Südosten hat, kann hier einen
vergleichsweise hellen Stern, nämlich Fomalhaut, oder Alpha
Piscis Austrini, entdecken. Er ist der achtzehnthellste Stern am Nachthimmel
und liegt in rund 25 Lichtjahren Entfernung im Sternbild Südlicher Fisch
(lateinisch Piscis Austrinus).
Eine gedachte Linie von Fomalhaut zu Atair im
Sternbild Adler, dem zwölfthellsten Stern am Nachthimmel, hilft einem auch, ein
anderes, weniger auffälliges Sternbild zu finden, das wegen seiner Form auch hin und wieder als "Lächeln am
Himmel" bezeichnet wird - das Sternbild Steinbock [Findkarte].
Es liegt in der Mitte unterhalb der Verbindungslinie der beiden hellen Sterne. Der Hauptstern des
Steinbocks, Alpha Capricorni (die westliche Ecke des Sternbildes), besteht eigentlich
aus zwei Sternen, was sich schon mit guten Augen erkennen lässt. Mit einem Fernrohr kann man auch das einzige Deep-Sky-Objekt
ausmachen, das der Steinbock zu bieten hat: den Kugelsternhaufen M30.
Manche Sternbilder sind das ganze Jahr über am Himmel zu sehen. Dazu gehört
etwa das Sternbild Kepheus (Cepheus), das im September jedoch
besonders hoch am Himmel steht. Seine Form erinnert an ein Haus, dessen Spitze ungefähr auf den Himmelspol
zeigt. Das Sternbild - oder genauer, einer seiner Sterne, nämlich Delta Cephei -
wurde Namensgeber einer in der Astronomie sehr wichtigen Gruppe von Sternen, der so genannten Cepheiden.
Cepheiden sind pulsierende Sonnen, die die Astronomen zur
Entfernungsmessung verwenden. Sie ändern regelmäßig ihre Helligkeit und aus den
Perioden dieser Helligkeitsänderungen lässt sich die tatsächliche Helligkeit des
Sterns berechnen. Ist diese bekannt, kann man durch Vergleich mit der
beobachteten Helligkeit auf der Erde die Entfernung des Sterns bestimmen.
Im Sternbild Kepheus befindet sich auch der Stern Mu Cephei, der vor allem im
Fernglas durch seine tiefrote Farbe auffällt. Der berühmte Astronom Sir Wilhelm
Herschel nannte diesen Stern daher auch "Granatstern". Bei ihm handelt es sich
um einen Roten Riesenstern, dessen Helligkeit durch Pulsationen in seiner
äußeren Hülle schwankt.
Wer sich mehr für die Objekte unseres Sonnensystems interessiert ist, der
findet unseren Nachbarplaneten Venus im Osten am Morgenhimmel.
Am Morgenhimmel ist auch unserer anderer Nachbar, der Rote Planet Mars,
zu sehen: Er befand sich zuletzt - von der Erde aus betrachtet - "hinter" der
Sonne. Jetzt ist er wieder am Himmel zu finden, zuerst im Sternbild Krebs, dann
im Löwen.
Auch der größte Planet des Sonnensystems, der Jupiter, hat
seine Konjunktionsphase gerade hinter sich und ist ab Mitte des Monats im
Sternbild Löwe zu sehen. Damit sind über dem Osthorizont am Morgen gleich drei
Planeten auszumachen. Nur der Ringplanet Saturn tanzt aus der
Reihe: Er ist nur noch kurze Zeit nach Sonnenuntergang zu sehen und befindet
sich im Sternbild Waage.
Für Sternschnuppenfreunde ist der September kein wirklich guter Monat: Anfang
September sollten noch einige Sternschnuppen der Alpha-Aurigiden
zu entdecken sein, die Ende August ihr wenig ausgeprägtes Maximum erreicht
hatten. Ihr Ausstrahlungspunkt oder Radiant liegt in der Nähe des Sterns Kapella
im Fuhrmann. Den ganzen September aktiv sind die Pisciden, die
aus dem Sternbild Fische zu kommen scheinen. Ihr Maximum erreichen sie um den
20. September, die beste Beobachtungszeit liegt zwischen 22 Uhr und 4 Uhr. Ende
September könnten auch schon einige Tauriden mit Radiant im
Stier zu sehen sein.
Der September bietet jedoch eine Besonderheit: Am 28. September lässt sich in
der zweiten Nachthälfte eine totale Mondfinsternis
beobachten. Sie ist in voller Länge von Mitteleuropa aus zu beobachten - klaren
Himmel vorausgesetzt. Der Mond tritt um 3.07 Uhr MESZ in den Kernschatten der
Erde ein, die Totalitätsphase dauert von 4.11 Uhr MESZ bis 5.24 Uhr MESZ. Die
Kernschattenphase endet um 6.27 Uhr MESZ.
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