Beschleunigter Verlust des Grönlandeises?
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Deutschen GeoForschungsZentrums Potsdam astronews.com
16. Juli 2013
Die Eismassen Grönlands haben in den vergangenen Jahren
beschleunigt abgenommen. Dies stellten Wissenschaftler mithilfe der beiden
GRACE-Satelliten fest, die seit über elf Jahren um die Erde kreisen. Ob sich
dieser beschleunigte Verlust auch in Zukunft fortsetzen wird, lässt sich anhand
der vorliegenden Daten allerdings noch nicht sagen.

Schwimmende
Eisberge vom größten Gletscher Grönlands,
Jakobshavn Isbrae.
Foto: I.Sasgen, GFZ |
Die Zeitdauer der Satellitenbeobachtungen der grönländischen und
antarktischen Eisschilde ist derzeit noch zu kurz, um sagen zu können, ob sich
der heute gemessene beschleunigte Verlust der Eismassen in Zukunft fortsetzen
wird. Dieses Ergebnis stellt ein Forscherteam um Bert Wouters von der
University of Bristol jetzt in der Online-Ausgabe der Zeitschrift Nature Geosciences vor. An der Studie ist auch das Deutsche GeoForschungsZentrum GFZ
beteiligt. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass Vorhersagen des
Meeresspiegelbeitrags beider Eischilde bis zum Jahr 2100 um mehr als 35
Zentimeter zu hoch oder zu niedrig sein könnten.
Die Wissenschaftler werteten neun Jahre an Daten der Schwerefeld-Satelliten
GRACE aus. Die GRACE-Messungen haben gezeigt, dass beide Eisschilde erhebliche
Mengen an Eis verlieren - etwa 300 Milliarden Tonnen pro Jahr. Dabei nimmt die
Rate zu, mit der diese Verluste erfolgen: Im Vergleich zu den ersten Jahren der
GRACE-Mission hat sich der Beitrag beider Eischilde zum Anstieg des
Meeresspiegels in den letzten Jahren fast verdoppelt.
Die Ursachen dieses beschleunigten Eismassenschwunds geben den
Wissenschaftlern weiterhin Fragen auf: Neben der anthropogen bedingten Erwärmung
werden die Eisschilde durch eine Vielzahl natürlicher Prozesse beeinflusst, wie
etwa durch Variationen im Schneefall und langsame Veränderungen der
Meeresströmungen. Neun Jahre sind, klimatologisch gesehen, ein sehr kurzer
Beobachtungszeitraum.
"Man könnte hier eher von Wetter als von Klima reden," meint Wouters. "Dieses
'Eisschild-Wetter' kann langfristige Beschleunigung überdecken, oder aber eine
Zunahme des Eismassenverlusts suggerieren, die sich tatsächlich aber in einem
längeren Zeitraum ausgleichen könnte," ergänzt Co-Autor Ingo Sasgen vom GFZ.
"Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer kontinuierlichen
Beobachtung der Eisschilde mit Satelliten."
Insbesondere die langfristigen Tendenzen von Prozessen, die mit dem Klima
wechselwirken, sind aus kurzen Beobachtungsdatensätzen allein nur bedingt
herauszufiltern. Um den Beitrag des Schmelzens der Eisschilde zum künftigen
Anstieg des Meeresspiegels besser identifizieren und genauer vorhersagen zu
können, soll mit der Folgemission GRACE-Follow On ab 2017 die Beobachtung weiter
fortgesetzt werden.
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