Toutatis taumelte an der Erde vorüber
von Stefan Deiters astronews.com
17. Dezember 2012
Der Asteroid 4179 Toutatis ist mit einer Länge von über 4,5
Kilometern einer der größten bekannten Asteroiden, der sich der Erde regelmäßig
nähert. Mitte letzter Woche war es einmal wieder soweit und Toutatis passierte
unsere Heimatwelt in einem sicheren Abstand von 6,9 Millionen Kilometern. Die
Passage wurde von Astronomen mit Interesse verfolgt.

Der Asteroid
Toutatis in der vergangenen Woche.
Bild: NASA / JPL-Caltech |
Der Asteroid 4179 Toutatis ist für die Astronomen ein alter Bekannter: Mit einer
Größe von 1,9 mal 2,3 mal 4,6 Kilometern handelt es sich um einen der größten
bekannten potentiell gefährlichen Asteroiden, der sich auf seiner Bahn um die
Sonne der Erde regelmäßig nähert. Das macht ihn zu einem wichtigen
Forschungsobjekt, da er sich während seiner dichten Annäherungen gut von der
Erde aus untersuchen lässt.
Die letzte nahe Passage von Toutatis gab es Mitte vergangener Woche. Der
Asteroid näherte sich dabei der Erde auf bis zu 6,9 Millionen Kilometer an. Er
war also noch immer 18-mal weiter von uns entfernt als der Mond. Seit dem 4.
Dezember läuft bereits eine Beobachtungskampagne von Toutatis mit einer großen
Radioantenne der NASA in Goldstone im US-Bundesstaat Kalifornien, die noch bis
zum 22. Dezember andauert. Dabei wertet man die Reflexionen von Radarsignalen
aus, die in Richtung Toutatis geschickt werden. Dies verrät den Forschern dann
etwas über die Struktur der Oberfläche des Brockens und verbessert zudem die
Kenntnisse über die genaue Umlaufbahn.
Diese kennt man allerdings schon jetzt mit relativ großer Präzision: "Wir wissen
bereits, dass Toutatis die Erde in den kommenden paar Hundert Jahren nicht
treffen wird", so Lance Benner vom Near Earth Object Program der NASA.
"Mit den neuen Beobachtungen werden wir die Bahn des Asteroiden noch weiter in
die Zukunft vorausberechnen können."
Aus früheren Beobachtungen weiß man bereits, dass Toutatis ein äußerst
eigentümliches Rotationsverhalten besitzt: Der Asteroid dreht sich alle 5,4 Tage
einmal um seine Längsachse, wobei die Rotationsachse selbst mit einer Periode
von 7,4 Tagen ihre Richtung ändert. Die Astronomen vergleichen diese taumelnde
Drehung von Toutatis daher mit der eines schlecht geworfenen amerikanischen
Fußballs.
Das Rotationsverhalten ist dann auch beim jetzigen Vorüberflug von großem
Interesse für die Wissenschaftler, könnte es doch auch etwas über die innerer
Struktur des langgezogenen Asteroiden verraten, die eventuell recht kompliziert
ist. "Unsere Radarbeobachtungen stimmen mit der Annahme überein, dass die Dichte
des kleineren keulenförmigen Teils des Asteroiden etwa 15-fach über der des
größeren Teils liegt", so Michael Busch vom National Radio Astronomy
Observatory. "Sie zeigen auch, dass die Kerne im Inneren der beiden
Bereiche eine 20- bis 30-fache höhere Dichte haben."
Nach Ansicht der Astronomen könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass es sich
bei Toutatis um einen Asteroiden handelt, der aus mehreren kleineren Brocken
zusammengesetzt ist. "Bei Toutatis könnte es sich um die Überreste einer
Kollision von zwei Asteroiden im Asteroidengürtel handeln, die sich wieder
verbunden haben", spekuliert Busch und hofft, diese These mithilfe der neuen
Beobachtungen verifizieren zu können.
Die Erforschung von erdnahen Asteroiden wie Toutatis könnte sich in Zukunft
einmal als überlebenswichtig erweisen: Nur mit genauer Kenntnis der
Beschaffenheit solcher Brocken lassen sich nämlich wirkungsvolle
Abwehrmechanismen entwickeln, falls man eines Tages tatsächlich einmal einen
Asteroiden entdecken sollte, der sich auf Kollisionskurs mit der Erde befindet.
Es wird etwas dauern, bis Toutatis sich erneut der Erde so weit annähert, wie in
der vergangenen Woche: Erst im November 2069 wird Toutatis dann in einem Abstand
von nur drei Millionen Kilometern die Erde passieren. Bei anderen Passagen zuvor
ist er deutlich weiter entfernt. Die ersten Radarbeobachtungen von Toutatis
wurden von der NASA auch zu einem kurzen Film zusammengestellt.
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