Ein Weihnachtskomet für die Südhalbkugel
von Stefan Deiters astronews.com
23. Dezember 2011
Als der australische Astronom Terry Lovejoy Ende November den Kometen
C/2011 W3 entdeckte, konnte niemand ahnen, dass dieser eisige Brocken den Beobachtern auf der Südhalbkugel
zu Weihnachten ein
faszinierendes Schauspiel am Morgenhimmel bescheren würde. Zur großen Überraschung
aller hat Komet Lovejoy nämlich seinen dichten Vorüberflug an der Sonne überstanden.

Komet Lovejoy fotografiert von der ISS am 21.
Dezember 2011.
Foto: NASA / Dan Burbank
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C/2011 W3 wurde Ende November 2011 vom australischen Astronomen
Terry Lovejoy entdeckt und trägt daher auch dessen Namen, der - für einen
Kometen, der zur Weihnachtszeit am Himmel zu sehen ist - auch sehr passend
erscheint. Der Komet gehört zur
Kreutz-Gruppe, einer Reihe von Kometen, die alle auf sehr ähnlichen Bahnen um
die Sonne laufen und unserem Zentralgestirn dabei sehr nahe kommen. Sie werden
daher auch als "Sonnenkratzer" oder Sungrazer bezeichnet.
C/2011 W3 war der erste Komet aus dieser Gruppe, der seit 40 Jahre wieder von der Erde
aus entdeckt wurde. Selten sind diese Brocken allerdings nicht: So spürt die europäische Sonnensonde SOHO
aus dem All alle paar
Tage einen Kometen der Kreutz-Gruppe auf. Sie sind vermutlich alles Überreste
eines vor
Jahrhunderten zerbrochenen größeren Kometen.
SOHO konnte C/2011 W3 auch bei seinem Flug um die Sonne verfolgen. Mitte
Dezember allerdings, während seiner dichtesten Annäherung an unser Zentralgestein,
befand sich der Komet auf der erdabgewandten Seite der Sonne. Lovejoy war zu
diesem Zeitpunkt nur rund 140.000 Kilometer von der Oberfläche der Sonne
entfernt. Da es sich bei Kometen um große Brocken aus Gestein und Eis handelt,
hatte niemand erwartet, dass C/2111 W3 diese nahe Passage überstehen würde.
Doch der Komet Lovejoy überraschte alle: Er schaffte es nicht nur um die
Sonne, sondern entwickelt in den folgenden Tagen auch wieder einen
eindrucksvollen Schweif. Von Australien aus ist er inzwischen vor Sonnenaufgang
sogar mit bloßem Auge für mehr als eine Stunde zu sehen und bietet damit ein
ähnlich faszinierendes Schauspiel wie der Komet McNaught im Jahr 2007 (astronews.com
berichtete). Die
Bahnneigung des Kometen führt dazu, dass Beobachter auf der Südhalbkugel bei Lovejoy eindeutig im Vorteil sind. Die Beobachtungsbedingungen auf der
Südhalbkugel sollten sich sogar in den kommenden Tagen, wenn sich der Komet
weiter von der Sonne entfernt, noch verbessern.
Auch auf der Internationalen Raumstation ISS ist man inzwischen unter die
Kometenbeobachter gegangen: ISS-Kommandant Dan Burbank machte am 21. Dezember Hunderte von
Aufnahmen des Kometen. Die NASA hat daraus inzwischen einen Zeitraffer-Film erstellt, der
den Blick auf den Kometen von der ISS aus zeigt. "Es war die faszinierendste
Sache, die ich je im All gesehen haben", meinte Burbank dazu in einem Interview.
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