Neuer Blick auf den Tarantelnebel
von Stefan Deiters astronews.com
11. August 2010
Im Rahmen einer Durchmusterung der Magellanschen Wolken mit
dem ESO-Teleskop VISTA haben Astronomen nun eine eindrucksvolle Aufnahme des
Tarantelnebels in der Großen Magellanschen Wolke gemacht. Das Bild zeigt
bemerkenswerte Details des Nebels und der umliegenden Bereiche. Es handelt sich
um eine der bedeutendsten Sternentstehungsregionen im lokalen Universum.
VISTAS Blick auf den Tarantelnebel und seine
Umgebung.
Bild: ESO / M.-R. Cioni / VISTA
Magellanic Cloud survey / Cambridge Astronomical
Survey Unit [Großansicht] |
"Dieses Bild zeigt eine der wichtigsten Sternentstehungsregionen
im lokalen Universum, die Region 30 Doradus, die auch als Tarantelnebel bekannt
ist. In seinem Zentrum befindet sich ein großer Haufen aus Sternen mit Namen
R136, in dem sich einige der massereichsten Sterne befinden, die wir kennen",
erläutert Maria-Rosa Cioni von der britischen University of Hertfordshire,
die Leiterin der neuen Himmelsdurchmusterung der Magellanschen Wolken mit VISTA.
VISTA ist ein neues Survey-Teleskop der ESO, das große Regionen des Himmels
im nahen Infraroten aufnehmen kann. Strahlung in diesem Wellenlängenbereich
können wir mit bloßem Auge nicht sehen, sie liefert den Astronomen aber wichtige
Informationen über Objekte, die hinter Staubschwaden verborgen sind, da sie den
Staub größtenteils durchdringen kann. Deswegen werden besonders junge Sterne,
die oft noch von einer Staubwolke umgeben sind, im Infraroten untersucht.
Das jetzt veröffentlichte Bild stammt aus dem VISTA Magellanic Cloud
Survey (VMC). Bei diesem Projekt sollen insgesamt 184 Quadratgrad des
Himmels erfasst werden - ein Bereich also, in dem der Vollmond fast tausend Mal
Platz hätte. Die Durchmusterung wird, wie der Name schon verrät, die beiden
Satellitengalaxien der Milchstraße, die Große und die Kleine Magellansche Wolke,
umfassen. Man erhofft sich davon neue Hinweise auf die
Sternentstehungsgeschichte der Region sowie die dreidimensionale Geometrie des
magellanschen Systems.
"Die VISTA-Bilder werden uns dabei helfen, unsere Untersuchungen vom inneren
Bereich des Tarantelnebels auf die zahlreichen kleineren Sternentstehungsgebiete
in der Umgebung auszudehnen, wo sich auch viele junge und massereiche Sterne
befinden. Es wird uns möglich sein, Kokons zu untersuchen, in denen sich gerade
massereiche Sterne bilden und auch deren Wechselwirkungen mit den älteren
Sternen der Region zu studieren", ergänzt Chris Evans vom VMC-Team.
Auf der neuen Aufnahme sind zahlreiche verschiedene Objekte zu sehen: Die
helle Region etwas oberhalb der Mitte ist der Tarantelnebel selbst mit dem
Sternhaufen RMC 136 im Zentrum. Links davon befindet sich der Sternhaufen NGC
2100 (heute auch als unser Bild des Tages zu sehen), rechts der kleine Überrest
der Supernova 1987A. Unterhalb des Zentrums liegen eine Reihe weiterer
Sternentstehungsgebiete, darunter NGC 2080 und der Sternhaufen NGC 2083.
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