Quasarlicht verrät staubiges Universum
von Stefan Deiters astronews.com
20. März 2009
Das Weltall scheint zwischen den Galaxien nicht ganz so leer
zu sein, wie vermutet: Im gewaltigen intergalaktischen Raum befindet sich
offenbar rauchartiger Staub, der das Licht entfernter Objekte abschwächt und
auch dessen Farbe verändert. Dies stellten nun eine Gruppe Astronomen fest, die
am Sloan Digital Sky Survey beteiligt sind. Der Staub könnte ein
Problem für kosmologische Beobachtungen sein.
Den Staub in
Spiralgalaxien kann man gut an den dunklen
Staubschwaden erkennen - wie hier bei NGC 4565.
Bild: The Sloan Digital Sky Survey |
"Galaxien enthalten jede Menge Staub, der hauptsächlich in den
äußeren Hüllen von sterbenden Sternen entsteht", erläutert Teamleiter Brice
Ménard vom Canadian Institute of Theoretical Astrophysics. "Das
Überraschende an unserer Untersuchung ist, dass wir Staub auch viele
Hunderttausend Lichtjahre außerhalb von Galaxien im intergalaktischem Raum
gefunden haben." Die Forscher berichten über ihre Ergebnisse in einem Artikel,
der bei der Fachzeitschrift Monthly Notices of the Royal Astronomical
Society eingereicht wurde.
Für ihre Entdeckung untersuchten die Astronomen das Licht entfernter Quasare,
das auf dem Weg zur Erde in die Nähe von Galaxien im Vordergrund kommt.
Staubteilchen können blaues Licht besser abschwächen als rotes Licht, erläutert
Teammitglied Ryan Scranton von der University of California in Davis.
"Man erkennt das gut bei einem Sonnenuntergang, bei dem die Sonnenstrahlen uns
durch dickere Atmosphärenschichten erreichen. Dadurch wird mehr blaues Licht
absorbiert und die Sonne erscheint rötlich. Eine ähnliche Rötung beobachten wir
auch beim Licht von Quasaren. Die Rötung ist auch noch zehnmal weiter in den
intergalaktischen Raum feststellbar als der sichtbare Rand der Galaxie reicht."
Das Team hat insgesamt die Farben von rund 100.000 Quasaren analysiert, die
sich hinter rund 20 Millionen Galaxien befinden. Sie nutzten dazu die Daten des
Sloan Digital Sky Surveys II. "Das Zusammenstellen und die Analyse
dieser gewaltigen Datenmenge erforderte ganz neue Ideen von den Informatikern
und Statistikern", so Gordon Richards von der Drexel University, ein
weiteres Teammitglied. "Aber durch das Mitteln über eine so große Anzahl von
Objekten konnten wir einen Effekt messen, der viel zu klein ist, um ihn bei
einem einzelnen Quasar überhaupt bemerken zu können."
Der Staub könnte beispielsweise durch Supernova-Explosionen und stellare
Winde in den intergalaktischen Raum gelangen, vermutet Ménard oder aber direkt
durch das Licht der Sterne hinausgedrückt werden. "Mit unserem Resultaten gibt
es nun eine Referenz für theoretische Studien." Der Staub zwischen den Galaxien
dürfte auch für kosmologische Experimente wichtig sein, die beispielsweise aus
der Beobachtung von entfernten Supernova-Explosionen etwas über die Natur der
mysteriösen Dunklen Energie erfahren wollen.
"Genau wie Hausstaub, kann auch kosmischer Staub einfach nur ärgerlich sein",
so Scranton. "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass wir die entferntesten
Supernovae durch einen leichten Staubschleier sehen, was die
Entfernungsmessungen beeinflussen könnte." Allerdings, so Ménard, würde der
jetzt entdeckte Staub nicht die Dunkle Energie überflüssig machen, deren
Existenz aus solchen Supernova-Beobachtungen gefolgert wurde. Allerdings könnte
die Interpretation der Daten durch den Fund noch komplizierter werden. "Diese
Experimente haben sehr große Ziele, da kann es schon auf winzige Effekte
ankommen."
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