Teilweise lebensfreundlicher als gedacht?
von Stefan Deiters astronews.com
19. Dezember 2008
Mit Hilfe der NASA-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter haben
Wissenschaftler jetzt Carbonat-Verbindungen auf der Marsoberfläche nachweisen
können. Der Fund erlaubt überraschende Rückschlüsse auf das frühere Marsklima.
Der Rote Planet könnte nämlich in diesen Regionen lebensfreundlicher gewesen sein, als man
lange
angenommen hatte.
Auf diesem
Falschfarbenbild erscheinen Bereiche mit
Carbonaten grün.
Bild: NASA / JPL / JHUAPL / MSSS / Brown
University [Großansicht] |
Mit Hilfe des Compact Reconnaissance Imaging Spectrometer for Mars
(CRISM) an Bord der NASA-Sonde
Mars Reconnaissance Orbiter haben Wissenschaftler jetzt Carbonate auf intaktem
Felsgestein auf der Marsoberfläche nachweisen können. Der Fund deutet
darauf hin, dass das Wasser, das vor mehr als 3,6 Milliarden Jahren
einmal auf dem Mars existiert haben muss, hier nicht sauer, sondern eher
alkalisch oder neutral war. In sauren Lösungen lösen sich Carbonate, zu
denen beispielsweise Kalkstein zählt, schnell auf. Der Fund steht damit
im Widerspruch zu der Annahme, dass die Umweltbedingungen in der
späteren Geschichte des Planeten vor allem sauer waren. Es gab, so die
Wissenschaftler, deutliche regionale Unterschiede.
Diese Vielfalt würde die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass irgendwo auch
lebensfreundliche Bedingungen herrschten.
"Wir sind begeistert, dass wir endlich Carbonate gefunden haben, weil
wir durch sie mehr Details über die Bedingungen in bestimmten Phasen der
Marsgeschichte erhalten", so Scott Murchie, von der Johns Hopkins
University und verantwortlicher Wissenschaftler für das Instrument
CRISM. Die Ergebnisse erscheinen in der heutigen Ausgabe der
Wissenschaftszeitschrift Science und wurden in dieser Woche auch auf
einem Treffen der American Geophysical Union in San Francisco
vorgestellt.
Carbonatgestein entsteht, wenn Wasser und Kohlendioxid mit Kalzium,
Eisen oder Magnesium in vulkanischem Gestein reagiert. Dadurch wird
Kohlendioxid aus der Atmosphäre in dem Gestein eingelagert.
Wissenschaftler vermuten, dass der Mars früher eine dichte
Kohlendioxid-reiche Atmosphäre hatte, wodurch ein wärmeres Klima möglich
wurde, in dem es auch flüssiges Wasser gab. Dieses wird für manche
Geländestrukturen, wie etwa einige tiefe Täler, auf dem roten Planeten
verantwortlich gemacht.
"Bei den Carbonaten, die wir mit CRISM gesehen haben, handelt es sich
um regionale Funde und nicht um globale", erläutert Bethany Ehlmann,
Hauptautorin des Artikel von der amerikanischen Brown University.
"Deshalb ist in ihnen nicht ausreichend Kohlendioxid gefangen, um ein
dichte Atmosphäre erklären zu können. Allerdings zeigt der Fund, dass es
auf dem Mars vor rund 3,5 Milliarden Jahren nicht überall feuchte
und saure Umweltbedingungen gab, wie angenommen wurde. Wir haben hier
zumindest eine Region gefunden, in der es lebensfreundlicher war."
Die entdeckten Carbonate befinden sich in Gesteinsschichten rund um
das knapp 1.500 Kilometer durchmessende Isidis-Einschlagbecken, das vor
mehr als 3,6 Milliarden Jahren entstanden ist. Die deutlichsten Funde
fanden sich in den Nili Fossae, einem Grabensystem von 666 Kilometern
Länge. Hier entdeckten die Wissenschaftler auch Olivin, ein Mineral, das mit Wasser zu
Carbonaten reagieren kann.
Carbonate wurde auch vom Marslander Phoenix in der Nordpolarregion
des roten Planeten entdeckt und in Meteoriten nachgewiesen, die vom
Mars stammen. Zudem hat man sie im Marsstaub entdeckt. Allerdings war
über den Ursprung der Mineralien recht wenig bekannt. Die jetzigen Funde
zeigen, dass sich Carbonate über einen längeren Zeitraum in der frühen
Marsgeschichte gebildet haben. Damit sind diese Regionen auch für
künftige Marsmissionen interessant, mit denen nach Spuren von möglichem
früher vorhandenem Leben gesucht werden soll.
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