Rekordverdächtiges Kuiper-Gürtel-Paar entdeckt
von Stefan Deiters astronews.com
7. November 2008
Ein internationales Astronomenteam hat mit Hilfe
verschiedener Großteleskope zwei ganz besondere Objekte im Kuiper-Gürtel
jenseits der Neptunbahn aufgespürt. Die beiden nur 50 Kilometer durchmessenden
Objekte sind rund 125.000 Kilometer voneinander entfernt und bilden trotzdem ein Doppelsystem.
Das seltene Paar ist 6,5 Milliarden
Kilometer von der Sonne entfernt.

Aufnahme des
Kuiper-Gürtel-Paars 2001 QW322 des
Gemini North-Teleskop.
Bild: Gemini Observatory |
Ein internationales Astronomen hat mit einer ganzen Reihe von
Großteleskopen, darunter das Gemini North und South-Telescope
sowie das Very Large Telescope der ESO, ein Paar von
Kuiper-Gürtel-Objekten aufgespürt, das rekordverdächtige 125.000 Kilometer
voneinander entfernt und trotzdem gravitativ gebunden ist. Die Entfernung
entspricht rund einem Drittel der Entfernung von Erde und Mond. Für die beiden
nur rund 50 Kilometer durchmessenden und 6,5 Milliarden Kilometer von der Sonne
entfernten Objekte, ist dies aber eine gewaltige Entfernung.
Das Paar mit dem Namen 2001 QW322 wurde im August 2001 mit dem Canada-France-Hawaii Telescope
entdeckt und seitdem mit verschiedenen Teleskopen der 8-Meter-Klasse verfolgt.
Keine leichte Aufgabe, hat das Paar doch gerade einmal eine Helligkeit von nur
24. Größenklasse. Im Kuiper-Gürtel jenseits der Neptunbahn befinden sich
vermutlich viele Millionen dieser eisigen Brocken, zu deren prominentesten und
größten Vertretern der ehemalige Planet Pluto gehört, der mit seinem riesigen
Mond Charon auch ein Doppelsystem bildet.
Dass es jenseits der Neptunbahn eine Vielzahl von kleineren Objekten geben
muss, wurde vor rund 60 Jahren unabhängig voneinander von den Astronomen Kenneth Edgeworth
und Gerard Kuiper vorhergesagt, das erste Objekt des Kuiper-Gürtels wurde
allerdings erst im August 1992 gefunden. Seitdem wurden immer mehr dieser
Brocken aufgespürt.
Die meisten Objekte des Kuiper-Gürtels sind offenbar Einzelgänger. Doch dank
immer besserer Beobachtungsmöglichkeiten, wie etwa der adaptiven Optik, durch
die sich die Luftunruhe der Erdatmosphäre herausfiltern lässt, wurden in den
letzten Jahren immer mehr Doppelsysteme sowohl im Kuiper-Gürtel als auch im
Asteroidengürtel entdeckt. Durch die Analyse dieser Doppelsysteme erhoffen sich
die Wissenschaftler neue Erkenntnisse über die Entstehung der Objekte dieser
Region. 2001 QW322 ist dabei in ein extremes Beispiel: Kein anderes
Paar im Sonnensystem mit etwa jeweils der gleichen Masse ist so weit voneinander
entfernt.
|