Astronomen verfolgen Supernova-Explosion
von Stefan Deiters astronews.com
22. Mai 2008
Erstmals ist es Astronomen gelungen, eine
Supernova-Explosion von Anfang an zu verfolgen: Dem NASA-Satelliten Swift
gelangen zu Beginn des Jahres diese bislang einmaligen Beobachtungen eines
explodierenden Sterns in der Galaxie NGC 2770. Die Forscher, die ihre
Resultate heute in Nature veröffentlichen, sprechen von
einem Meilenstein für die Erforschung dieser Sternexplosionen.

Der helle Ausbruch im Röntgenbereich (oben)
verriet den Beginn der Supernova-Explosion SN
2008D in der Galaxie NGC 2770. Einige Tage
später war die Supernova auch im sichtbaren
Bereich des Lichtes zu sehen (unten, Kreis). Der
anderen helle Punkt in der Galaxie ist die
Supernova 2007uy. Beide Bilder zeigen den selben
Bildausschnitt.
Bild: NASA /
Swift Science Team / Stefan Immler
 |
Tausende von Sternenexplosionen haben die Astronomen in den vergangenen
Jahrzehnten studiert: Zu diesen sogenannten Supernovae kommt es, wenn ein
massereicher Stern seinen nuklearen Brennstoff im Kern verbraucht hat und unter
seinem eigenen Gewicht kollabiert. Bisherige Untersuchungen beschränkten sich
allerdings immer auf das Studium der Explosionsfolgen, wie etwa den sich mit
großer Geschwindigkeit ausbreitenden Überresten des zerstörten Sterns. Einen
Stern im Moment der Explosion hat man noch nie beobachtet - bis zu Beginn dieses
Jahres.
Am 9. Januar 2008 beobachteten Alicia Soderberg und Edo Berger von der
amerikanischen Princeton University mit Hilfe des NASA-Satelliten Swift die Spiralgalaxie NGC 2770 in 90 Millionen Lichtjahren Entfernung. Ihr eigentliches
Ziel war das Studium der Überreste einer Supernova, die hier im vergangenen Jahr
beobachtet worden war. Am Morgen registrierte Swift plötzlich einen
intensiven Ausbruch an Röntgenstrahlung in der Galaxie, der etwa fünf Minuten
andauerte und dann wieder schwächer wurde.
Dank dieses glücklichen Zufalls waren die beiden Astronomen nun gewarnt: Sie
spürten, dass Swift eine wichtige Entdeckung gemacht haben könnte und
alarmierten andere Kollegen, um die Beobachtung von Swift von der Erde
und aus dem Weltraum aus weiter zu verfolgen. In den nächsten Wochen zeigte sich
dann, etwa durch Beobachtungen mit dem Weltraumteleskop Hubble und dem
Röntgenteleskop Chandra, dass der Röntgenstrahlenausbruch am 9. Januar
tatsächlich die Explosion eines Sterns eingeleitet hatte.
Es gab schon für viele Jahrzehnte theoretische Überlegungen, dass einer
Supernova ein Strahlungsausbruch im Röntgenbereich vorausgehen sollte, der
mehrere Minuten andauert. Die Forscher vermuten, dass diese Röntgenstrahlen
durch eine Stoßwelle entstehen, die sich durch die äußere Hülle des sterbenden
Sterns ausbreitet. Die Stoßwelle entsteht durch den Kollaps des Kerns des
Sterns.
"Viele Jahre haben wir davon geträumt, einen Stern bei der Explosion zu
beobachten", so Soderberg. "So etwas findet man nur einmal im Leben. Diese neue
Supernova wird so etwas wie der Rosetta-Stein für Supernova-Forscher in den
kommenden Jahren sein." Und Neil Gehrels vom NASA Goddard Space Flight Center ergänzt: "Es
war schon ein glücklicher Zufall, dass Swift gerade diesen Teil des Himmels
beobachtet hat, als der Stern explodierte. Aber dank der großen Flexibilität von
Swift konnten wir die Entwicklung der Supernova seitdem an jedem Tag verfolgen."
|