Ringplanet hat warmen Südpol
von Stefan
Deiters
astronews.com
7. Februar 2005
Interessante
Neuigkeiten über den Ringplaneten Saturn lassen sich auch ganz traditionell von
der Erde aus gewinnen: So stellten Astronomen nun mit Hilfe des Keck I-Teleskops
auf Hawaii fest, dass sich die Atmosphäre über dem Südpol des Saturn offenbar
deutlich von der anderer Planeten unterscheidet: Der Ringplanet scheint die
einzige warme Polarregion im Sonnensystem zu haben.
Datailreichste Aufnahme der Wärmeabstrahlung aus der
Saturnatmosphäre, das je von der Erde gemacht wurde. Bild:
NASA / JPL |
In der bislang genauesten Temperaturbestimmung des Saturn von der Erde aus,
konnten Astronomen nachweisen, dass es am Südpol des Ringplaneten eine warme
polare Strömung zu geben scheint. Ein Punkt in dieser Region ist sogar die
wärmste Stelle auf dem Planeten. Die Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse
in der am Freitag erschienenen Ausgabe der Wissenschaftszeitschrift Science.
Bei der Wetterstruktur, die die Forscher entdeckten, handelt es sich um ein
äußerst beständiges Wetterphänomen, das beispielsweise den Jetstreams in der
oberen Atmosphäre der Erde ähnelt. Diese Wettersysteme findet man auch in den
Polarregionen der Erde und sie sorgen etwa über der Antarktis für extreme
Wetterbedingungen, die beispielsweise das Anwachsen des Ozonlochs ermöglichen.
Es gibt allerdings einen entscheidenden Unterschied zum System auf Saturn: Diese
großräumigen Wetterstrukturen hier, aber auch auf dem Jupiter, dem Mars oder der
Venus, sind kälter als die Regionen in ihrer Umgebung. Auf dem Saturn scheint
dies genau umgekehrt zu sein. Ungewöhnlich ist zudem die warme punktförmige
Region direkt am Südpol des Saturn.
"Es gibt nichts mit dem man diese kompakte warme 'Kappe' auf der Erde
vergleichen könnte", erläutert Dr. Glenn S. Orton, Wissenschaftler am NASA
Jet Propulsion Laboratory. "Meteorologen haben zwar auch hier plötzliche
Erwärmungen in der Polarregion festgestellt, aber dies sind immer nur sehr
kurzlebige Phänomene. Auf dem Saturn haben wir Hinweise auf diese warme Region
in unseren Daten für mindestens zwei Jahre." Die Daten wurden mit Hilfe des
Keck I-Teleskops vor fast genau einem Jahr gewonnen.
Dabei ist das Ungewöhnliche nicht, dass der Südpol des Saturn warm ist: Immerhin
ist diese Region seit 15 Erdjahren der Sonne ausgesetzt und die Sonnenwende fand
gerade erst Ende 2002 statt. Überraschend für die Forscher waren vielmehr die
plötzlichen regionalen Temperatursprünge in der Atmosphäre. Sie könnten, so eine
Vermutung, durch eine höhere Konzentration von Partikeln ausgelöst werden, die
das Sonnenlicht besser absorbieren und die sich gerade hier sammeln. Allerdings
ist die Ursache für die Konzentration solcher Partikel in der Südpolarregion
auch rätselhaft.
Hilfe bei der Klärung dieses Phänomens könnte von der Saturnsonde Cassini
kommen: Das Team des Infrarot-Spektrometers an Bord der Sonde hat bereits
Beobachtungen umgeplant, um dieser Saturnregion mehr Aufmerksamkeit schenken zu
können. Und nicht nur dieser: "Eine logische Frage ist, wie es am Nordpol
aussieht. Das können wir von der Erde aus nicht erkennen, aber Cassinis
Instrumente sind in einer einmaligen Position dafür", so Orton.
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Cassini, Projektseiten der NASA/JPL |
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