Ende einer
Eiszeit auf dem Mars?
von Stefan
Deiters
astronews.com
9. Dezember 2003
Neue Daten der
NASA-Sonde 2001 Mars Odyssey deuten nach Ansicht von Wissenschaftlern
darauf hin, dass sich das Klima auf dem roten Planeten gerade dramatisch ändert.
Ursache könnte das Ende einer Eiszeit sein, deren letzte Eisreste gerade langsam
verschwinden.

Wasseranteil nach Gewicht im Boden der nördlichen Polarregion
des Mars. In den bläulichen Bereichen beträgt der Anteil über 30
Prozent. Bild: NASA / JPL / University of Arizona |
Die NASA-Sonde 2001 Mars Odyssey untersucht seit Anfang 2002 die
Zusammensetzung der Marsoberfläche aus dem Orbit. Sie konnte somit seit dem
Beginn der Mission fast ein komplettes Marsjahr verfolgen und beobachten, welche
Auswirkungen etwa die Jahreszeiten auf das Anwachsen oder Abschmelzen der
polaren Eiskappen haben. Doch nicht nur diese kurzfristigen periodischen
Änderungen des Klimas lassen sich aus den Daten ablesen: Die Forscher fanden
auch Hinweise auf längerfristige Vorgänge in der Marsatmosphäre.
So stellten sie etwa fest, dass es in einer relativ warmen Gegend in der Nähe
des Marsäquators zu viel gefrorenes Wasser im Marsboden zu geben scheint. Die
Bedingungen in der Marsatmosphäre würden diesen hohen Anteil von Eis in dieser
Region nicht erlauben, so Dr. William Feldman vom Los Alamos National
Laboratory in New Mexiko, der eines der Instrumente an Bord der Sonde
betreut. "Eine Erklärung dafür könnte sein, dass der Mars gerade aus einer
Eiszeit kommt. In einigen Regionen ist das Eis schon weggeschmolzen, so dass es
wieder einen Gleichgewichtszustand mit der Atmosphäre gibt. In anderen Regionen
dauert der Prozess länger. Das ist etwa vergleichbar mit nach einem langen
Winter übrig gebliebenen Schnee, der sich in geschützten Ecken erstaunlich lange
hält."
Auch das Modell der Marsoberfläche, das auf den Daten des
Gammastrahlen-Spektrometers basiert, unterstützt die These von der
Klimaveränderung. Danach besteht der Marsboden aus drei verschiedenen Schichten:
"Ganz oben befindet sich eine Schicht, die sehr trocken ist und keinerlei Eis
enthält", erläutert Dr. William Boynton von der Universität von Arizona.
"Darunter befindet sich eine Schicht, in die Eis zwischen die Sandkörner
gemischt ist und darunter schließlich eine Region, in der sich 60 bis 100
Prozent Wassereis befinden können." Nach Ansicht des Forschers ist die unterste
Schicht ein Überbleibsel einer kälteren Klimaperiode auf dem Mars. In der
darüber liegende Schicht wäre das Eis teilweise schon in die Atmosphäre
verdampft. Der Staub, der dabei übrig bleibt, würde die obere Schicht bilden, in
der wenig Raum ist, um neues Eis einzulagern.
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