VERY LARGE TELESCOPE
1000 "wunderbare" Sterne in Centaurus A
von
Hans Zekl
für
astronews.com
23. Juni 2003
In der uns
recht nahen elliptischen Riesengalaxie Centaurus A entdeckten Astronomen mit
Hilfe des Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte mehr
als 1000 leuchtstarke veränderliche Sterne. Damit bietet sich die
Möglichkeit, mehr über diesen Galaxientyp zu erfahren, der nach Ansicht der
Wissenschaft für den
Aufbau des Universums eine wichtige Rolle gespielt hat.
Die Galaxie Centaurus A, aufgenommen mit dem ESO/MPG
2,2-Meter-Teleskop in La Silla.
Ausschnitt eines winzigen Bereichs von Centaurus A. Nahezu alle
rötlichen Sterne sind Mira-Veränderliche. Fotos:
ESO |
Sterne in fortgeschrittenem Alter werden irgendwann instabil. Die
Energieerzeugungsprozesse in ihrem Inneren laufen nicht mehr gleichmäßig
ab - mehr oder weniger regelmäßig wird das atomare Feuer stärker oder
schwächer. Die Sterne reagieren darauf, in dem sie sich im selben Rhythmus
aufblähen und dann wieder schrumpfen. Unter den mit bloßem Auge
sichtbaren Sternen zeigt einer von 300 Sternen Helligkeitsschwankungen.
Insbesondere kommen sie unter den kühlen und roten Riesensternen vor.
Nahezu alle leuchtstarken Sterne dieser Gruppe sind variabel.
Einer der bekanntesten unter diesen veränderlichen Sternen ist Mira im Sternbild Walfisch, ein kühler roter
Riesenstern. Er fiel schon 1596 David Fabricius aus Ostfriesland auf.
1638 bestimmte Johann Holwarda seine Periode zu elf Monaten. Im Jahr
1642 benannte Johannes Hevelius aus Danzig den Stern Mira, "die
Wunderbare". Später fand man noch viele ähnliche Sterne, so dass Mira
für eine ganze Klasse mit mehreren tausend Mitgliedern dieser
veränderlichen Sterne steht, die ihre Temperatur und Größe über Perioden
zwischen 100 und 1000 Tagen dramatisch verändern. Dadurch zeigen sie
Helligkeitsschwankungen von mehr als 2,5 Größenklassen. Dabei sind
Mira-Sterne einige hundert bis 1000-mal größer als die Sonne. Mira
selbst ist im Minimum so schwach, dass sie nur in kleineren Teleskopen
zu sehen ist, während im Maximum ihre Helligkeit an die der 50 hellsten
Sterne am Himmel heran kommen kann. Der Stern strahlt dann bis zu 1500-mal heller als die Sonne. Seine Periode beträgt etwa 332 Tage.
Nun fand ein internationales Astronomenteam unter der Leitung der
ESO-Astronomin Marina Rejkuba während dreijähriger Beobachtungen am
Paranal-Observatorium der europäischen Südsternwarte ESO in den
chilenischen Anden mehr als 1000 leuchtstarke rote variable Sterne in
der elliptischen Galaxis Centaurus A oder NGC 5128, die etwa 13 Millionen
Lichtjahre entfernt und im südlichen Sternbild Zentaur liegt. Momentan
verschmilzt sie mit einer ihrer Nachbargalaxien, was sie zu einem der
spektakulärsten Himmelsobjekte macht. In ihrem Zentrum befindet sich ein
großes Schwarzes Loch.
Untersuchungen des Lichtwechsels der beobachteten Sterne zeigen, dass es
sich bei ihnen meist um Mira-Veränderliche handelt. Damit wurde ein
neues Fenster für die Untersuchungen der Sterne in großen elliptischen
Galaxien geöffnet, spielte dieser Galaxientyp doch in der Frühphase des Universums
eine zentrale Rolle bei der Entstehung der Galaxienhaufen.
Obwohl die Auswertung der Daten noch nicht abgeschlossen ist, wurden
schon einige wichtige wissenschaftliche Ergebnisse gewonnen. Allgemein
nahm man früher an, dass die Sterne in elliptischen Galaxien alt sind.
Die neuen Beobachtungen machten aber deutlich, dass es in ihnen auch junge Sterne
und solche mittleren Alters gibt. Dabei sind die jungen Sterne in der
Nähe des starken Jets zu finden, der von dem zentralen Schwarzen Loch
erzeugt wird. Die Existenz der mittelalten Sterne liefert wichtige
Hinweise zur Entstehung der elliptischen Galaxien.
Über die Mira-Sterne konnte außerdem die Entfernung der Galaxis bestätigt werden.
Die Pulsation der Sterne gehorcht einer Perioden-Leuchtkraft-Beziehung.
Je länger die Periode ist, desto heller ist der Stern. Danach ist
Centaurus A 13,7 Millionen Lichtjahre entfernt mit einem Fehler von 1,9
Millionen Lichtjahren.
Die Studie zeigt außerdem, dass sich das Erscheinungsbild der Sterne mit
dem Abstand vom Galaxienzentrum ändert. Offen ist noch, ob es sich dabei
um Änderungen in ihrer chemischen Zusammensetzung, einem Alterseffekt
oder einer Kombination davon handelt.
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