HUBBLE
Ein
ungewöhnlicher planetarischer Nebel
von Stefan
Deiters
astronews.com
19. Juli 2002
Die ESA
veröffentlichte gestern ein Bild des Hubble-Weltraumteleskops, das
einen äußerst ungewöhnlichen planetarischen Nebel zeigt. Der Nebel um diesen im
Sterben liegenden Stern ist extrem weit ausgedehnt. Astronomen glauben, dass die
Erforschung von planetarischen Nebeln auch zu wichtigen Erkenntnissen über die
Anreicherung der schweren Elemente im Universum führen kann.
Hubble-Aufnahme des planetarischen Nebels Henize 3-401.
Foto:
ESA / Pedro García-Lario
[Großansicht] |
Bilder von planetarischen Nebeln sind immer sehenswert: Es gibt sie in den
unterschiedlichsten Formen und Farben. Aber allen gemeinsam ist, dass es sich
hierbei um das Ende im nuklearen Leben eines Sterns handelt. Bald wird der helle
Zentralstern des planetarischen Nebels als Weißer Zwerg langsam immer weiter
abkühlen und schließlich unsichtbar werden. Vom Nebel um den Stern ist dann
nichts mehr zu sehen, dieser existiert nur so lange, wie die sterbende Sonne das
zuvor abgestoßene Material noch durch ihrer Strahlung zum Leuchten bringen kann.
Das Sterben eines Sterns ist für Astronomen aus einem besonderen Grunde
interessant: Während ihres nuklearen Lebens sind Sonnen wahre Elementfabriken
und produzieren in ihrem Inneren aus Wasserstoff und Helium schwerere Elemente
wie Sauerstoff, Stickstoff und Kohlenstoff. In der Endphase im Leben eines
Sterns werden diese Elemente zusammen mit den äußeren Hüllen der Sonnen ins All
geblasen. Die Elemente werden dann bei der Entstehung von neuen Sternen und
Planetensystemen mit verwendet - ein Grund weswegen immer wieder gerne gesagt
wird, dass wir alle aus Sternenstaub gemacht sind. Die Untersuchung von
planetarischen Nebeln ist daher nicht zuletzt eine Suche nach den eigenen
Ursprüngen.
Die Hubble-Aufnahme des planetarischen Nebels Henize 3-401 zeigt, dass
es sich hierbei um einen der ausgedehntesten planetarischen Nebel handelt, die
bislang entdeckt worden sind. Außerdem sieht man in der Aufnahme erstmals den
Zentralstern, also jene Sonne, die für den Nebel verantwortlich ist. Unklar ist
den Forschern nach wie vor, warum planetarische Nebel oftmals so ausgedehnt
sind. Wie kommt es überhaupt dazu, dass etwas recht symmetrisches wie ein Stern
solche Strukturen erzeugen kann? Manche glauben, dass ein zweiter unentdeckter
Stern dafür verantwortlich ist, andere geben starken Magnetfelder die Schuld
dafür.
Henize 3-401 ist für die Astronomen deswegen so interessant, weil sie hier
direkt in das Gemisch aus unterschiedlichen Elementen schauen können. Oftmals
entstehen in dieser Umgebung auch komplexere organische Moleküle, die eventuell
einmal als Grundbausteine für Leben dienen werden. Die Phase, in der man Henize
3-401 gerade beobachten kann, ist relativ kurz: In nur wenigen Tausend Jahren
wird der nukleare Brennstoff des Zentralsterns aufgebraucht sein. Durch die
Kombination von Hubble-Bildern mit Daten des europäischen
Infrarot-Teleskops ISO versuchen die Forscher hinter das Geheimnis von Henize
3-401 zu kommen, haben aber bislang noch nicht herausgefunden, wie der Nebel
seine Form bekam.
Henize 3-401 liegt in einer Entfernung von 10.000 Lichtjahren im südlichen
Sternbild Schiffskiel.
|