ASTEROIDEN
Kollision vor nur 5,8 Millionen Jahren
von Rainer Kayser
13.
Juni 2002
Im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter tummeln sich eine Vielzahl
von gewaltigen Felsbrocken. Kollisionen sollten da nichts Besonderes sein.
Jetzt entdeckten amerikanische Astronomen die Überreste eines Unfalls, der
sich erst vor kurzem in unserem Sonnensystem ereignete: Die Kollision
liegt gerade einmal 5,8 Millionen Jahre zurück. Die Trümmer könnte helfen
mehr über unser Sonnensystem und seine Entstehung zu erfahren.

Der Asteroid 243 Ida (hier mit seinem Mond) ist einer von vielen
Felsbrocken im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter.
Foto:
NASA/NSSDC |
Vor "nur" 5,8 Millionen Jahren sind in unserem Sonnensystem zwei
Asteroiden zusammengestoßen. Ein etwa 3 Kilometer großer Brocken hat dabei
einen mindesten 25 Kilometer großen Himmelskörper in eine Vielzahl von
Bruchstücken zerfetzt. Diese Bruchstücke bilden heute eine so genannte
Asteroiden-Familie aus mindestens 39 Mitgliedern. David Nesvorny vom
Southwest Research Institute in Boulder, Colorado, und seine
Mitarbeiter berichten in der jüngsten Ausgabe des Fachmagazins Nature
von ihrer Entdeckung dieser Asteroiden-Gruppe. Den Forschern gelang es,
die Bahnen der Himmelskörper in die Vergangenheit zurück zu extrapolieren
und so auf die kosmische Katastrophe zu schließen.
In unserem Sonnensystem gibt es eine große Zahl von solchen
Asteroiden-Familien, die vermutlich ihren Ursprung jeweils im Zerfall
eines größeren Asteroiden haben. Da die Kollisionen, die zur Entstehung
dieser Gruppen geführt haben, jedoch in zu großer Vergangenheit liegen,
lassen sich die Bahnen der kleinen Himmelskörper nicht mehr zu diesem
Ursprung zurückverfolgen. So ist es auch kaum mehr möglich, Informationen
über die Ursprungskörper zu erhalten.
Anders bei der nun entdeckten Familie um den 19 Kilometer großen
Asteroiden Karin. 5,8 Millionen Jahre sind astronomisch gesehen
eine kurze Zeitspanne. Die Bahnen der Trümmerstücke haben sich also seit
der Kollision kaum geändert. Außerdem dürften sich auch die Bruchstücke
selbst bislang kaum durch den Einfluss der kosmischen Strahlung und durch
den Zusammenprall mit Meteoriten verändert haben. Die Mitglieder der
Karin-Familie sind deshalb "ein verlockendes Ziel für Raumsonden", sagt
Team-Mitglied Derek Richardson von der Universität Maryland. "Wir könnten
hier das frische Innere eines Asteroiden studieren - wie ein Geologe, der
mit seinem Hammer einen Felsbrocken aufschlägt."
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