Millisekunden-Pulsare geben den Astronomen bis heute Rätsel auf: Zwar sind
inzwischen mehr als 90 dieser schnell rotierenden Objekte bekannt, doch war es
bislang den Forschern nicht möglich, ihre Theorien über ihre Entstehung durch
Beobachtungen zu untermauern. Dies könnte sich nun dank neuer Beobachtungen des Hubble-Weltraumteleskops
und des Parkes-Radioteleskops geändert haben. Die Daten zeigen nach
Ansicht der Wissenschaftlern einen solchen Pulsar am Ende der
Beschleunigungsphase. Das untersuchte Objekt namens PSR J1740-5340 im
Kugelsternhaufen NGC 6397 dreht sich 274 Mal in der Sekunde um sich selbst.
Die Entstehung von Millisekunden-Pulsaren stellen sich Astronomen gemeinhin
wie folgt vor: Ein langsam rotierenden Neutronenstern beginnt damit Materie von
einem Begleitstern "abzusaugen". Normalerweise handelt es sich bei einem solchen
Begleitstern um einen so genannten Roten Riesenstern. Beim Auftreffen der
Materie auf der Oberfläche des Neutronensterns kommt es zu einem
Energieübertrag, der die Rotation des Neutronensterns beschleunigt. Am Ende
dieses Prozesses dreht sich der Neutronenstern als Pulsar mehrere hundert Male
pro Sekunde um die eigene Achse. Vom Roten Riesenstern ist kaum etwas übrig, er
wird ein Weißer Zwerg.
Ein italienische Forscherteam nahm nun mit Hubbles Hilfe den Pulsar
PSR J1740-5340
genauer unter die Lupe. Zu ihrer Überraschung stellten sie fest, dass der
Begleiter dieses Pulsars kein Weißer Zwerg, sondern ein aufgeblasener Roter
Riesenstern war, der etwa den hundertfachen Durchmesser des erwarteten Weißen
Zwergs hatte. Das Paar aus Pulsar und Roter Riese umrundete sich alle 1,35 Tage.
Zudem fanden die Astronomen noch einen beträchtlichen Anteil von Gas in dem
System, was vermutlich von dem Riesenstern stammt. Später dürfte es von dem
Pulsar ins All geblasen werden.
"Wir haben hier sicherlich ein sehr außergewöhnliches Paar entdeckt", so
Francesco Ferraro, der die Beobachtungen leitete. "Ein System, das aus einem
Millisekunden-Pulsar besteht und keinen Weißen Zwerg als Begleiter hat, ist
zuvor niemals beobachtet worden. Vermutlich handelt es sich hier um ein System,
bei dem der rote Stern noch nicht gänzlich von seinem Gas befreit wurde und
daher noch nicht zum Weißen Zwerg geworden ist."
Allerdings sieht der Forscher auch noch eine andere Möglichkeit für die
Existenz dieses Systems: "Es könnte auch sein"; so Ferraro, "dass der
Begleitstern ein normaler Stern aus dem Kugelsternhaufen ist, der zufällig von
dem Pulsar eingefangen wurde. Dabei könnte der früher vorhandene Weiße Zwerg aus
dem System hinausgeworfen worden sein."