Der Komet LINEAR-S4 dürfte viele Amateur-Astronomen
enttäuscht haben - ein Wissenschaftler-Team hingegen ist begeistert: Amerikanische Astronomen
beobachteten den Kometen genau in dem Augenblick mit dem Hubble-Weltraumteleskop,
als er einen Teil seiner Eiskruste ins All schleuderte.
Der Komet
LINEAR-S4 am 5., 6 und 7. Juli. Foto: NASA, H. Weaver and P. Feldman (Johns Hopkins
University), M. A'Hearn (University of Maryland), C. Arpigny (Liege University),
M. Combi (University of Michigan), M. Festou (Observatoire Midi-Pyrenees), and
G.-P. Tozzi (Arcetri Observatory)
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"Wir hatten einfach ungeheures Glück", sagte Harold Weaver
von der Johns Hopkins Universität. "Dieser schwächelnde Komet hat
uns plötzlich gezeigt, was für ein Schauspiel möglich
gewesen wäre. Der Komet LINEAR war nämlich ansonsten nicht so hell wie wir eigentlich gehofft hatten." Doch dafür wurden Weaver und
sein Team entschädigt: Als sie Anfang Juli den Kometen mit dem Hubble-Weltraumteleskop
beobachteten, sahen sie plötzlich wie seinen Helligkeit kurzzeitig
größer wurde. Er hat, so vermuten die Astronomen, ein Stück seiner
Eiskruste ins All geschleudert, das später sogar im Schweif des Kometen
auszumachen war.
Für diesen Ausbruch des Kometen kann es verschiedene Gründe geben: So
könnte beispielsweise eine Bereich des Kometen zum ersten Mal dem
Sonnenlicht ausgesetzt gewesen und dann sehr schnell verdampft sein. Oder
aber unterhalb der Oberfläche hat sich ein Druck durch verdampfendes Gas
aufgebaut und schließlich einen Teil der Kruste abgesprengt. Es könnte
sich aber auch um ein Kometisimal gehandelt haben, eines jener hausgroßen
Bausteine, aus denen die Kometenkerne bestehen sollen.
Die Beobachtung des Ausbruchs war ein unvermuteter Bonus für die
Astronomen, die eigentlich die chemische Zusammensetzung des Kometen
untersuchen wollten. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass LINEAR-S4
über deutlich weniger Kohlenmonoxid verfügt als andere Kometen. Dies
könnte darauf hindeuten, dass der Komet deutlich näher an der Sonne
entstanden ist und durch die dortigen Temperaturen das Kohlenmonoxid
vernichtet wurde. Später muss er dann in die eisige Kälte der Oort'schen
Wolke geschleudert worden sein, von wo er uns jetzt besucht hat.