Da man sich bis heute nicht recht erklären kann, warum
die Orbits von Kometen mit langer Umlaufzeit, gewissen
Gesetzmäßigkeiten folgen, entwickelte ein britischer Astronom eine
spektakuläre Theorie: Die Kometen könnten von einem riesigen
unentdeckten Planeten beeinflusst werden, der 32.000 mal weiter von
der Sonne entfernt ist als die Erde.
Seine Theorie veröffentlichte Dr. John Murray von der britischen Open
University in der jüngsten Ausgabe der angesehenen Mitteilungen der Royal
Astronomical Society. Ziel seiner Arbeit war es, den Ursprung von
Kometen zu klären, die eine sehr lange Umlaufszeit um die Sonne haben. Man geht davon aus, dass diese Kometen aus der Oortschen Wolke
stammen, einem riesigen Reservoir für potentielle Kometen, das etwa
10.000 bis 50.000
Astronomische Einheiten
von der Sonne entfernt ist.Normalerweise, so die Vorstellung, kreisen diese potentiellen Kometen
in einem komfortablen Abstand von rund dem 1000fachen der Plutoentfernung um die Sonne. Doch manchmal werden ihre Bahnen gestört und
die "schmutzigen Schneebälle" auf eine Umlaufbahn gelenkt, auf
der sie der Erde und der Sonne nahe kommen. Sie werden zu
"richtigen" Kometen und zeigen bei Annäherung an die Sonne den
bekannten Kometenschweif.
Was Murray nun stutzig machte ist die Tatsache, dass es unter diesen
Botschaftern vom äußeren Rand des Sonnensystems eine Gruppe gibt, die
aus Richtungen kommen, die sich am Himmel zu einem Bogen aufreihen. Und
dieser Bogen, so Murrays Theorie, könnte das Signal eines riesigen
Objektes sein, das sich im äußeren Teil der Oortschen Wolke
befindet und hin und wieder durch seine Gravitationswirkung einen Kometen
aus der Bahn kickt.
Um eine hinreichend große Wirkung auf die Kometen auszuüben, müsste
das Objekt allerdings mindestens die Größe von Jupiter haben, was sich
mit bisherigen Theorien über die Entstehung des Sonnensystems nicht ohne
weiteres in Einklang bringen lässt. Wenn das Objekt hingegen eine Masse
von etwas dem zehnfachen der Jupitermasse hätte, wäre es eher ein Brauner
Zwerg, also ein Stern, der nicht genügend Masse hat, um die nuklearen
Brennprozesse in seinem Inneren zu starten. Ein solches Objekt hätte man
aber eigentlich entdecken müssen.
Murray spekuliert nun, dass sein Objekt einem Planeten ähnelt, aber nicht auf seinem heutigen Orbit entstanden ist, sondern quasi später
"eingefangen" wurde. Diese Möglichkeit besteht zwar, ist aber nach
heutigem Wissen extrem unwahrscheinlich. So betont Murray auch,
dass zwar ein entfernter Planet eine faszinierende und nach der Theorie
auch sinnvolle Möglichkeit sei, doch dass sein Modell keinesfalls andere
Möglichkeiten zur Erklärung der beobachteten Besonderheiten der Kometenbahnen ausschließen
könnte.