Neueste Ergebnisse der NASA-Sonde Galileo
unterstreichen, dass der Jupitermond Europa ein recht
eigentümlicher Ort ist: Auf seiner gefrorenen Oberfläche konnten
Wissenschaftler nun Schwefelsäure nachweisen, eine ätzende
Chemikalie, die man aus Autobatterien kennt. Leben, so meinen einige
Experten, sei auf Europa aber trotzdem möglich.
"Diese Ergebnisse machen einmal wieder deutlich, dass Europa ein
wirklich bizarrer Ort ist", meinte Dr. Robert Carlson vom NASA Jet
Propulsion Laboratory (JPL). "Schwefelsäure kommt zwar in der Natur
vor, ist aber sehr selten. So dürfte man bei einem Strandspaziergang auf
der Erde kaum auf Schwefelsäure treffen, aber auf dem Mond Europa bedeckt
sie große Teile der Oberfläche."
Bisher fanden die Wissenschaftler, die mit der Sonde Galileo den
Jupiter und seine Monde unter die Lupe nehmen, noch keinen Hinweis auf
irgendwelche Spuren von noch so primitivem Leben. Doch deuten Daten der
Sonde darauf hin, dass sich zumindest unter der gefrorenen Oberfläche
Europas ein flüssiger Ozean befinden könnte. Und mit Wasser hätte man
zumindest schon einmal das Schlüsselelement für Leben parat.
Mit dem Fund von Schwefelsäure schien für Carlson und sein Team der
Traum vom Aufspüren von Leben auf dem Mond erst einmal ausgeträumt:
"Zwar gibt es einige Bakterien auf der Erde, die sich in Säuren ganz
wohl fühlen, aber Schwefelsäure ist schon eine verdammt eklige
Chemikalie," so Carlson. Doch ein Kollege aus der
Astrobiologie-Abteilung des JPL widersprach: "Zwar ist Schwefelsäure
ein ziemlich ätzender Stoff", so Dr. Kenneth Nealson, "doch
kann man nur durch dessen bloße Existenz auf Europa Leben dort auf keinen
Fall ausschließen." Schwefel und Schwefelsäure seien, so der
Wissenschaftler, immerhin Energielieferanten für Lebewesen auf der Erde.
Trotz dieser Ungewissheit sind für Carlson und sein Team die jüngsten
Entdeckungen ein großer Schritt voran: "Sie haben ein Rätsel
gelöst, was mich lange beschäftigt hat. Bei unseren Beobachtungen von
Europa sahen wir immer wieder eine Chemikalie, die wir nicht
identifizieren konnten und nun endlich wissen wir, dass es Schwefelsäure
war, was wir gesehen haben. Nun können wir anfangen, nach der Quellen der
Schwefelsäure zu suchen."
Als Erklärung, wie die Schwefelsäure auf die Oberfläche Europas
gelangt, werden zur Zeit mehrere Theorien angeboten: Nach einer Theorie
stammen die Schwefelatome vom Jupitermond Io, auf dem es sehr starke
vulkanische Aktivität gibt. Außerdem könnten die Säure auch auf Europa
selbst entstanden und beispielsweise durch Schwefelsäure-Geysire an die
Oberfläche gelangt sein.