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Endmontage der Vinci-Triebwerke künftig in Lampoldshausen
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
27. Oktober 2025
Das Vinci-Oberstufentriebwerk der Ariane-6-Rakete wird in
Zukunft in Lampoldshausen montiert. Eine entsprechende Vereinbarung wurde am
Freitag von der ArianeGroup und dem DLR unterzeichnet. Am DLR-Standort in
Lampoldshausen wurden die Triebwerke bislang nur getestet, nun erfolgt dort auch
der Zusammenbau.

Das Vinci-Triebwerk der Ariane-6-Rakete am
Prüfstand P4.1. in Lampoldshausen.
Foto: DLR [Großansicht] |
In Zukunft wird ArianeGroup Deutschland das Oberstufentriebwerk der
Trägerrakete Ariane 6 – Vinci – in Lampoldshausen fertigen. Am dortigen
Standort des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) wird die
Endmontage des Triebwerks, also der Zusammenbau der Einzelteile wie Turbopumpen,
Ventile und Schubkammer zum fertigen Triebwerk stattfinden. Im Anschluss führt
die DLR-Einrichtung Raumfahrtantriebe die finalen Tests für das Vinci-Triebwerk
am Prüfstand P4.1 durch. Es wird auf seine Leistungsfähigkeit und
Zuverlässigkeit sowie die Einsatzbereitschaft für den Flug geprüft. Das DLR und
ArianeGroup haben sich gemeinsam für diesen Schritt eingesetzt und die
entsprechende Vereinbarung vorbereitet. Sie wurde am 24. Oktober 2025 von
ArianeGroup Deutschland und ArianeGroup Frankreich sowie dem DLR in
Lampoldshausen unterschrieben.
Damit wird die gesamte Endproduktion und Systemintegration wie auch die
Flugabnahmetests des Vinci-Triebwerks von Frankreich nach Deutschland verlagert.
Der Einbau des Triebwerks in die Oberstufe der Ariane 6 erfolgt wie bislang in
Bremen. "Der DLR-Standort Lampoldshausen ist das europäische Testzentrum für
Raumfahrtantriebe – und damit von zentraler Bedeutung für Europas unabhängigen
Zugang zum All", betonte die DLR-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr.-Ing. Anke
Kaysser-Pyzalla. "Mit unserer einzigartigen Infrastruktur und dem großen
Engagement unserer Teams leisten wir hier einen entscheidenden Beitrag zur
Zukunft der europäischen Raumfahrt. Die enge Zusammenarbeit von DLR und
ArianeGroup in Lampoldshausen zeigt, wie Wissensaustausch, Transfer und
industrielle Fertigung ineinandergreifen. Gemeinsam arbeiten wir an der
Weiterentwicklung dieses außergewöhnlichen Raumfahrtstandorts – und stärken
damit nicht nur Deutschlands, sondern auch Europas Rolle im Weltraum."
"Wir haben allen Grund zur Freude", sagte Dr. Walther Pelzer,
DLR-Vorstandsmitglied und Generaldirektor der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR.
"Diese Vereinbarung ist der Startschuss für Integration und Tests von Vinci
aus einem Guss. Es ist kraftvolles Bekenntnis zum Hochtechnologiestandort
Deutschland. Wir sichern nicht nur hochqualifizierte Arbeitsplätze, sondern
stärken auch unsere technologische Souveränität. Vinci ist ein
wichtiger Motor für Europas Zugang zum All und ein Turbo für unsere
Innovationskraft."
Jens Franzeck, Chief Industrial Officer (CIO) von ArianeGroup, sagte: "Das
Vinci-Triebwerk ist ein großartiges Beispiel für die deutsch-französische DNA
von ArianeGroup. Die Konzeption des Triebwerks und wichtige technologische
Bausteine kommen aus Vernon in der Normandie. Die Entwicklung und die Produktion
der Schubkammern findet im Kompetenzzentrum Ottobrunn bei München statt. Die
Integration der Vinci-Triebwerke in Lampoldshausen ist Ausdruck der guten
Zusammenarbeit mit dem DLR und der Europäischen Weltraumorganisation ESA und
unterstreicht unser Bekenntnis zu einem souveränen und vereinten Europa in der
Raumfahrt."
Deutschland hat sich an der Entwicklung der Ariane-6-Rakete mit rund 800
Millionen Euro beteiligt. Die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR koordiniert
dieses deutsche ESA-Budget. Der Vinci-Antrieb ist entscheidend für die
Leistungsfähigkeit der Ariane-6-Oberstufe aus Bremen. Diese zeichnet sich durch
eine lange Lebensdauer, die Möglichkeit, das Triebwerk mehrmals zu zünden und
die Verwendung der effizientesten Treibstoffkombination aus flüssigem
Wasserstoff und Sauerstoff aus. Damit kann die Ariane 6 eine Vielzahl
unterschiedlicher Missionen fliegen und dabei auch mehrere Nutzlasten in einem
Start transportieren.
Der DLR-Standort Lampoldshausen ist das europäische Kompetenzzentrum für
Raumfahrtantriebe und damit ein Schlüsselstandort für den unabhängigen Zugang
Europas zum Weltraum. Seit mehr als sechs Jahrzehnten betreibt die
DLR-Einrichtung Raumfahrtantriebe hier einzigartige Prüfstände und Testanlagen
für Flüssigkeitsraketentriebwerke – von der Forschung bis zur Flugqualifikation.
Ein herausragendes Beispiel für die Leistungsfähigkeit des Standorts ist das
Vinci-Oberstufentriebwerk der Ariane 6. Es wurde am Prüfstand P4.1 in
Lampoldshausen unter realen Höhenbedingungen für den Erstflug der Ariane 6
qualifiziert – eine in Europa einzigartige Kompetenz.
Mit der künftigen Endmontage und den Abnahmetests des Vinci-Triebwerks in
Lampoldshausen wird die enge Verzahnung von Entwicklung, Integration und Test
weiter gestärkt. Damit festigt der Standort seine Rolle als zentrales Test- und
Entwicklungszentrum für Europas Raumfahrtantriebe und als strategischer Baustein
der europäischen Raumfahrtinfrastruktur.
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